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Handgepäck-Flüssigkeitsverbot produziert tonnenweise Müll

25.04.2007 11:22 Uhr
Handgepäck-Flüssigkeitsverbot produziert tonnenweise Müll
An das Flüssigkeitsverbot im Handgepäck haben sich viele Passagiere noch nicht gewöhnt. (Foto: ddp)
© Foto: ddp

Auch ein halbes Jahr nach der Einführung haben sich viele Passagiere noch nicht an die neue Regelung gewöhnt: Rund eine Tonne Flüssigkeiten und Cremes bleibt allein täglich am Münchner Flughafen zurück.

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München. Ob große Wasserflaschen, Parfum oder Handcreme - all das darf beim Fliegen in Europa seit vergangenen November nicht mehr mit ins Handgepäck. Die Obergrenze liegt bei 100 Millilitern pro Behältnis, die in einem transparenten Plastikbeutel mit einem Volumen von höchstens einem Liter verstaut und bei der Sicherheitskontrolle vorgezeigt werden müssen. Alles was darüber liegt, muss abgegeben werden. So steht es in einer Sicherheitsrichtlinie der Europäischen Union, die nach den vereitelten Anschlägen von London im vergangenen Sommer auf den Weg gebracht wurde. Doch auch ein halbes Jahr nach Einführung dieser Richtlinie scheinen sich viele Flugpassagiere noch nicht daran gewöhnt zu haben. Rund eine Tonne Flüssigkeiten und Cremes bleiben täglich am Münchner Flughafen zurück, in Nürnberg sind es fünf Tonnen im Monat. "Wir haben lediglich eine ganz leichte Verringerung festgestellt", sagt Ingo Anspach, Pressesprecher des Münchner Flughafens. Und auch am Nürnberger Flughafen habe sich nicht die Menge verändert, sondern die Dinge, sagt Pressesprecher Reto Manitz. "Inzwischen sind es nicht mehr so wichtige Dinge, sondern eher welche, die man halt so dabei hat und vergisst - Getränke oder Kleinigkeiten in Damenhandtaschen zum Beispiel." Die Passagiere reagierten aber meistens verständnisvoll, wenn sie etwas abgeben müssten, sagt Manitz. "Wir haben da sehr positive Erfahrungen gemacht". Das ist am Münchner Flughafen ähnlich, allerdings mit Ausnahmen. "In Einzelfällen gibt es sehr heftige Reaktionen, die bis zu physischen Angriffen gegen das Kontrollpersonal reichen", sagt Ingo Anspach. Wer sein teures Parfum nicht abgeben möchte, der hat die Möglichkeit, es sich nachschicken zu lassen, natürlich auf eigene Kosten. "Das wird aber selten in Anspruch genommen", erzählt Anspach. Und so bleiben tonnenweise Wasserflaschen, Coladosen und Lipglosstuben an Bayerns Flughäfen zurück und müssen entsorgt werden. "Das bleibt natürlich an den Flughäfen hängen", sagt Reto Manitz. Er rechnet für den Flughafen Nürnberg in diesem Jahr mit Entsorgungskosten im fünfstelligen Bereich. Da wäre es doch besser, die Flüssigkeiten gar nicht erst zu entsorgen, sondern Menschen zukommen zu lassen, die sie brauchen können, findet Albert Ziegler. Er ist Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Tafel, einer gemeinnützigen Organisation, die übrig gebliebenes Essen aus Restaurants und Bäckereien an Bedürftige verteilt. "Wir versorgen in Nürnberg rund 600 Menschen, die könnten sicher viele der Dinge, die da liegen bleiben, dringend brauchen". Natürlich müssten die Getränke nichtalkoholisch und noch verschlossen sein. "Dann wären wir gerne bereit, sie am Flughafen abzuholen". Gespräche gab es bisher aber noch keine. "Das ist schade. Ich würde mir wünschen, dass der Flughafen auf uns zukommt", sagt Ziegler. Auch in München gab es noch keinen Kontakt zwischen Flughafen und Tafel. "Es wäre wirklich wünschenswert hier einmal ein Gespräch zu führen", findet Gabriela Schultz aus dem Vorstand der Münchner Tafel, "denn wenn sich der Aufwand lohnt, holen wir die Sachen gerne ab". An den Flughäfen sieht man jedoch Probleme. "Eigentlich ist das ja eine super Idee", stimmt Reto Manitz zu, "wir haben uns da auch schon Gedanken gemacht, aber das Problem ist, dass wir es rechtlich einfach nicht dürfen". Sicherheits-, Haftungs- und Zollfragen seien zu klären. "Wir wissen ja einfach nicht, was das ist und wo das herkommt, was da liegen bleibt. Was wäre denn, wenn zum Beispiel in einer Mineralwasserflasche Blumendünger wäre, oder wenn zuvor jemand mit einer Infektionskrankheit aus dieser Flasche getrunken hätte?" Eine Verteilung an Bedürftige sieht auch Ingo Anspach vom Münchner Flughafen skeptisch. "Realistischer wäre da schon ein Weiterverkauf zugunsten eines guten Zweckes. Zunächst müssen aber die rechtlichen Fragen geklärt werden, und bis dahin müssen die Flüssigkeiten leider weiterhin vernichtet werden."

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