Hamburg. Etwas mehr als zwei Jahre, nachdem die französische Containerreederei-Gruppe CMA CGM im Hamburger Hafen das Zeitalter der 14.000-Standardcontainer-Frachter mit dem Erstanlauf der „CMA CGM Chirstophe Colomb“ eingeläutet hatte (14. Juli 2010), wird die gleiche Reederei im Herbst dieses Jahres das Tor in eine weitere Dimension der Containerschifffahrt aufstoßen: „Wir erwarten den ersten Frachter, der 16.000 TEU (Standardcontainer) tragen kann“, berichtete Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), am Donnerstag in Hamburg bei der Vorlage der Jahresbilanz 2011.
Lotsen wappnen sich
Schon jetzt bereiteten sich Lotsen und die HPA über entsprechende Simulationsverfahren auf den Anlauf dieses Riesen vor. Allerdings werde auch dieses Schiff – wie schon der Rekordfrachter „Christoph Colomb“ vor gut zwei Jahren - nicht voll abgeladen den Elbe-Hafen ansteuern können, weil das die Fahrrinnenverhältnisse noch nicht hergeben. „Von daher ist es sehr wichtig, dass wir beim Thema Elbvertiefung auf dem Gaspedal bleiben“, ergänzte Meier, dessen Feststellung auch vom ebenfalls anwesenden Hafen – und Wirtschaftssenator Frank Horch geteilt wurde.
Riesen-Schiffe erfordern Baumaßnahmen
Damit der Elbe-Hafen die immer größer werdenden Frachter – auch in den anderen Gütersegmenten nimmt die Schiffsgröße tendenziell zu – optimal abfertigen kann, wird in Hamburger Hafen an vielen Stellen gebaut. So errichtet die HPA in den kommenden zwei Jahren eine neue Nautische Zentrale, die direkt neben dem markanten Gebäude der Lotsenstation am Elbe-Strom entstehen wird. Die Einrichtung wird mit modernster Technik ausgestattet sein. Ein weiterer Baustein auf dem Weg zu größeren Schiffen wird mit der Verbesserung der Anlaufbedingungen zum Container Terminal Tollerort (CTT) der HHLA geschaffen. Hier wird ein großes Landstück entfernt, was die Ansteuerbarkeit des Terminals für die Großcontainerschiffe deutlich verbessert. Ein Nebenprodukt dieser Maßnahme wird auch sein, dass zwei neue Feederschiff-Liegeplätze geschaffen werden können.
Senator Frank Horch betonte, dass er beim Thema Elbvertiefung insgesamt zuversichtlich sei. Ausdrücklich lehnte er es ab, zu den zahlreichen widersprüchlichen Aussagen zu diesem Sachverhalt Stellung zu nehmen. Man habe „Vertraulichkeit“ vereinbart, und daran wolle er sich halten. Tatsache aber sei, dass der Planfeststellungsbeschluss vorliege. Der Bund und Hamburg bemühten sich intensiv darum, die Zustimmung der Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu bekommen.
HHLA-Milliarde schrumpft
Die HPA wird auch in diesem Jahr wieder kräftig in den Hafenausbau investieren. Rund 200 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Der Betrag stammt im Wesentlichen aus der sogenannten „HHLA-Milliarde“, also dem im Herbst 2007 erzielten Verkaufserlös aus der Teilprivatisierung des Hafen- und Logistikdienstleisters. Das Geld aus diesem Verkauf reiche noch bis 2014. Danach werde der Hafenausbau übe andere Quellen finanziert, allen voran aus dem städtische Haushalt. Um die 150 Millionen Euro stehen nach heutiger Einschätzung dafür dann pro Jahr zur Verfügung.
Der Planungsrahmen für den weiteren Hafenausbau, der sogenannte Hafenentwicklungsplan (HEP), wird zur Jahresmitte wirksam. Sein Zeithorizont reicht bis ins Jahr 2025. Zum Vergleich: Der Hafenbetrieb Rotterdam (HBR) hat einen vergleichbaren Rahmenplan inzwischen verabschiedet. Er erstreckt sich bis 2030. Horch betonte, dass mit diesem HEP auch ein tiefgreifender Umbau des Elbe-Hafens verbunden sei. Wichtig: Es geht nicht nur um Container, sondern um eine breite Palette an Gütern. Und: Es wird angestrebt, Industrie für den Hafen zu gewinnen, die die direkte Lage am seeschifftiefen Wasser braucht und die zudem zahlreiche neue Arbeitsplätze schafft.
„Gut auf dem Weg“ sieht sich Hamburg nach den Worten Horchs bei einem anderen Thema von historischer Bedeutung: dem Wegfall des Freihafenstatutus zum Jahresende 2012. (eha)