Gute Stimmung beim Logistik Kongress 2023

In Kürze Vom 18. bis 20. Oktober fand in Berlin der 40. Deutsche Logistik-Kongress (DLK) statt. Bestimmende Themen waren Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung. Im Zuge seiner Erneuerung geht der DLK im kommenden Jahr mit neuem Konzept und an einem neuen Ort an den Start - es ändert sich aber nur die Event-Location, nicht die Stadt. Logistik-Ikone Michael ten Hompel machte mit einer Bemerkung klar, wohin der Weg geht: "ChatGPT scheint kreativ zu sein. Man kommt zu Lösungen, die man nicht mehr erklären kann!" Damit brachte der Professor vom Fraunhofer IML auf den Punkt, was die Inhalte beim 40. Deutschen Logistik-Kongress bestimmen sollte: Es geht nicht mehr ohne KI. Aber so ganz genau wissen wir nicht, was uns damit noch alles bevorsteht ... Weniger Besucher als früher Auch wenn mit rund 2000 Besuchern nicht mehr die ganz großen Menschenmengen nach Berlin gefunden haben - auch der Ausstellerbereich zeigte sich ein wenig ausgedünnt - so war die Stimmung dennoch gut. "Die Herausforderungen im Wirtschaftsbereich Logistik nehmen nicht ab, gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Prognosen immer noch düster. Ich mag aber nicht mehr hören, wie der Standort Deutschland gerade allerorts schlecht-geredet wird. Das wird leicht zu einer Self-Fulfilling Prophecy", brachte es Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), auf den Punkt. Gemeinsam statt ideologisch Prof. Wimmer forderte in seiner Eröffnungsrede außerdem, ideologisch geprägte Diskussionen zu unterlassen. Es gelte, gemeinsam Dinge besser zu machen und den Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu suchen. Mit der Forderung der Zusammenarbeit war Wimmer nicht allein. "Die Zeit der Alleingänge ist vorbei", finden auch die Experten des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz. Vielleicht auch, weil sich die echten Menschen künftig gegen maschinelle Konkurrenz à la "Optimus" oder den "EvoBOT" durchsetzen müssen. Optimus ist der von Elon Musk kreierte Roboter, der im letzten Jahr enorm an Fähigkeiten zugelegt hat und den der amerikanische Tech-Guru 2024 für rund 20.000 Doller auf den Markt bringen will. EvoBOT läuft mit aktuell weit über 30 Millionen Views auf YouTube so manchem Influencer den Rang ab. Der vom Fraunhofer IML entwickelte Transportroboter ist eine Mischung aus Segway und Sackkarre, pendelt sich auf seinen zwei Rädern rollend selbst aus und ist in der Lage, auch schwere Pakete bis zu rund 100 Kilogramm zu transportieren - nicht zu vergessen, kann er auch Blumen gießen oder als Helfer für Handwerker zum Einsatz kommen. China versus Europa Die Dynamik in der Logistik ist natürlich abhängig vom Wirtschaftswachstum. In diesem Punkt sind nicht nur die Logistikweisen skeptisch; sie gehen von einem Zuwachs von unter einem Prozent, genau 0,8 Prozent aus. Entsprechend verhalten läuft es auch mit der Handelslogistik, die wegen der sehr individuellen Kundenanforderungen immer komplexer wird. "Außerdem kämpfen wir mit dem Umstand, dass die Kunden zwar maximale Nachhaltigkeit fordern", so Prof. Christoph Tripp vom Lehrstuhl für Distributions- und Handelslogistik der TH Nürnberg. "Es gibt aber leider nur eine mangelnde Bereitschaft, für die Nachhaltigkeit auch zu bezahlen." Tripp beklagt außerdem, dass viele europäische Dienstleister datenbezogen noch viel zu weit vom Kunden weg sind. Ganz im Gegensatz dazu chinesische Plattformen wie TEMO und Shein. "Die haben eine brutale Strategie, rücksichtslos die eigenen Ziele durchzusetzen." Zudem ist sich Tripp sicher: "Die sind gekommen, um zu bleiben!" Generell, da sind sich die Handelslogistik-Experten einig, sind Daten und funktionierende Plattformen der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. Das Ziel von Reiner Sailer, Lead Service Owner B2B-Integration der Markant GmbH, ist klar definiert: "Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir die Top-60 der Informations-Lieferanten bekommen." Aktuell bezieht Sailer Infos von zwölf Lieferanten, darunter so namhafte Unternehmen wie Rossmann, Kaufland oder Müller. Die Logistik und ihr Personalproblem Julia Jocher, Junior-Chefin der Group7, leitete einen interessanten Workshop zur Personalsituation in der Logistik. Ein Fokus-Thema war die Interaktion zwischen den Generationen. Ihr Statement: "Der Generationswechsel muss als Chance begriffen werden. Sehr viele Firmeninhaber sind über 55 Jahre alt und für 75 Prozent ist die Nachfolge problematisch." Zumindest bei der Group7 ist das Problem gelöst. Die VR macht das demnächst mit Julia Jocher, ihrem Bruder Daniel und Vater Günther zum Thema. Ganz schön krank Werner Kissling, Leiter des Zentrums for Desease Management, referierte über den sehr hohen Krankenstand in der Logistik und ist der Ansicht, "dass man die betriebswirtschaftliche Wichtigkeit des Themas in den Vordergrund rücken muss". Kissling ist sich sicher, dass viele vermeintliche Erkrankungen des Rückens in Wirklichkeit psychische Ursachen haben. Auch dieses Themas nimmt sich die VR demnächst an. Daten sind Schätze In ein ähnliches Horn blies Markus Mehrtens, Head of Logistics Sourcing & Partners bei der MediaMarkt Saturn Retail Group: "Der Schatz, auf dem wir sitzen, sind unsere rund 2,2 Milliarden Kundenkontakte." Mehrtens weiß, was seine Kunden erwarten: "Einen geschmeidigen Prozess." Der Logistik-Experte stimmt allerdings Christoph Tripp bei der Einschätzung des Themas Nachhaltigkeit zu: "Wir können zum Beispiel mit dem Thema Verpackung in puncto Nachhaltigkeit keine Pluspunkte sammeln. Aber man kann viel falsch machen, wie man an manchem Shitstorm auf Facebook immer wieder sehen kann!" Kamil Christoph Kasprowicz, CEO bei Baur Hermes Fullfilment, nahm sich in seinem Vortrag noch einmal die chinesische Konkurrenz vor: "Temu und Shein generieren zusammen rund 50 Milliarden Euro Umsatz. Die Wirtschaftlichkeit steht da aktuell nicht im Vordergrund. Ich erwarte fürs Weihnachtsgeschäft zwischen 300.000 und 500.000 Sendungen bei diesen beiden Unternehmen pro Tag! Man kann darüber denken, wie man will, aber man muss sich da als Partner schon ins Gespräch bringen." Als einen der großen Vorteile von Temu beschreibt Kasprowicz: "Die schaffen das Thema Factory to Customer, also den Transport aus der Fabrikation zum Kunden, in fünf, maximal neun Tagen. Da kann sonst kaum einer mithalten." Es gab aber auch durchaus kritische Töne zu den beiden Firmen. So würden sich die chinesischen Player generell Flughäfen außerhalb Deutschlands suchen, bei denen die Zollstandards nicht so hoch sind. "Die Chinesen sind zwar weit weg, die kennen unsere Regeln aber ziemlich genau", meint Kasprowicz. "Und während wir hier in Deutschland auf Regulatorik und Wirtschaftlichkeit gehen, setzen die Chinesen auf Customer Experience. Dabei müssten wir doch längst gemerkt haben, dass unseren Kunden Sendungsverfolgung und Ankunftsdaten viel wichtiger sind als Nachhaltigkeitsstandards." Aus Sicht des Baur-Hermes-CEO stehen Nachhaltigkeit und Werteorientierung in einem krassen Missverhältnis zu Turbo-Kapitalismus und "Chinese Speed", wie er es nennt. Auch er ist sich sicher, dass Temu und Shein erfolgreich sein werden: "Vor allem Temu hat einen guten Zeitpunkt für den Markteintritt gewählt, weil die Preissensibilität aktuell hoch ist. Es wird immer einen Teil der Bevölkerung geben - und zwar einen sehr großen -, dem das Thema Nachhaltigkeit völlig egal ist." Der DLK beschreibt die aktuelle Situation als BANI-Welt: brüchig, ängstlich, nicht linear und unbegreiflich (brittle, anxious, non-linear, incomprehensible). Vom Interconti ins Estrel Mit dem 40. Deutschen Logistik-Kongress ging auch eine Ära zu Ende. Künftig ist Schluss mit den Hotels Interconti/Schweizer Hof als Veranstaltungsorte sowie der legendären Marlene Bar. Im nächsten Jahr geht es ins Estrel Berlin - Deutschlands größtem Kongresshotel. Auch das Konzept will die BVL als Veranstalter im nächsten Jahr ändern. Künftig gibt es eine Zweiteilung zwischen Konferenz und Ausstellung. Die Ausstellung wird größer, mit mehr Platz für die Aussteller. Nach den Vorstellungen der BVL kann es Side-Events etwa für bestimmte Branchen oder für Start-ups geben. Außerdem soll das Thema "digitale Vernetzung" vorangetrieben werden. "Wir wollen bei Referenten wie Teilnehmern deutlich internationaler werden", sagte BVL-Vorstandsvorsitzender Wimmer. "Wir werden weiterhin das beste Kongressprogramm und den C-Level-Austausch haben. Und wir wollen sicht-barer den Stolz auf unseren Wirtschaftsbereich zeigen", so Wimmer. Geplant sind auch vielfältigere Ticket-Optionen, beispielsweise mit Tagestickets oder günstigeren Expo-Tickets.

Gute Stimmung beim Logistik Kongress 2023

Durchschnittspreise neue und gebrauchte Europaletten

Cyber-Sicherheit

MEISTGELESEN

Bundeskanzler Merz fordert Abschaffung des EU-Lieferkettengesetzes

Die Probleme von Berufskraftfahrern

Daimler Truck kündigt Update für den eActros 600 an

WEITERLESEN

NEWSLETTER