Rostock. Die Möglichkeiten zur Firmenansiedlung im Umfeld von Häfen in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Expertenansicht noch nicht erschöpft. Dies gelte für klassische Industrien wie Werften oder Mineralöl- und Holzverarbeiter und Hersteller und Zulieferer von Windkraftanlagen, sagte Karl-Heinz Breitzmann, Chef des Ostsee-Instituts für Marketing, Verkehr und Touristik in Rostock, am Dienstag.
Auch für Unternehmen aus dem Bereich Bioenergie oder Gaskraftwerke sehe er gute Entwicklungschancen. Mit der Firmenansiedlung könne auch der geringe Anteil von 15 Prozent der verarbeitenden Industrie an der Bruttowertschöpfung erhöht werden, so Breitzmann bei der Jahrestagung seines Instituts.
Breitzmann verwies darauf, dass die Landesregierung entsprechende Untersuchungen zur Flächenerweiterung veranlasst. Bei der Vorbereitung dieser Ansiedlungen müsse mehr als in der Vergangenheit auf große Transparenz geachtet und frühzeitig auf Vor- aber auch Nachteile hingewiesen werden, betonte Breitzmann. Gerade bei Großprojekten gebe es Interessenkonflikte mit Anwohnern, aber auch mit Umweltschützern.
Die Häfen in Mecklenburg-Vorpommern müssen nach Ansicht von Christian Weiß, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderers Rostock Business, mehr Flächenvorratshaltung betreiben. "Die Energie- und Transportkosten werden immer höher", sagte er der dpa. Firmen, die große Teile für den Export fertigen, müssten aus Kostengründen so nahe wie möglich an der Kaikante kommen.
Genau für solche Unternehmen müssten die Flächen bereitgehalten werden. Ihm seien mehrere Fälle bekannt, wo Ansiedlungen in Mecklenburg-Vorpommern an fehlenden Hafenflächen gescheitert sind. Städte in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein seien gute Beispiele dafür, dass diese Flächenvorratshaltung von Erfolg gekrönt sei. "Industrie, die expandieren will, handelt schnell", sagte Weiß.
Mecklenburg-Vorpommerns Häfen hätten im Vergleich zu denen bei den osteuropäischen Nachbarn noch den Vorteil von sehr guten Hinterlandanbindungen mit Autobahn- und Bahnanschlüssen. Zudem liegen die Häfen noch näher an der Ausfahrt zur Nordsee und damit zu den Weltmeeren, daraus ergeben sich weitere Transportkostenvorteile.
Diese kämen speziell bei globalen Thema Windkraft zum Tragen. Für den Kranbauer Liebherr bietet der Standort im Seehafen Rostock nach Worten des Betriebsleiters Thomas Müller unschätzbare Vorteile. Dies zeige sich auch an der rasanten Entwicklung seiner Firma in der Hansestadt. Dort werde derzeit mit einem Investitionsvolumen von mehr als 150 Millionen Euro mit einer neuen Stahlbauhalle die Produktionskapazitäten erweitert. Derzeit seien bei Liebherr rund 900 Mitarbeiter beschäftigt, mit Beginn der Produktion von Kränen und Offshore-Anlagen rechnete Müller mit 1700 Mitarbeitern. (dpa)