Wörlitz. Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr von Sachsen-Anhalt, hatte als Redner seine Premiere, als sich die Mitglieder des LVSA in Wörlitz zu ihrer jährlichen Versammlung trafen. Seine Ankündigung, das Land werde in den nächsten Jahren „keine Kredite mehr aufnehmen" ließ die Zuhörer die steigende Problematik bei Ausbau und der Erhaltung der Infrastruktur erahnen. Webel selbst gab den Ausblick, dass „es Probleme" geben werde, „Infrastrukturmaßnahmen auf höchstem Niveau weiter zu finanzieren". Im Land fehlten 800 LKW-Parkplätze, 80 wolle man pro Jahr bauen, so Webel.
Die Defizite bei der Finanzierung der Infrastruktur waren auch Themen, denen sich die Präsidenten des LVSA, Gerhard Bertram, des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, Hermann Grewer, und des Deutschen Speditions- und Logistikverbands, Mathias Krage, widmeten.
Ein weiteres Thema stand bei ihnen allen außerdem im Schlaglicht: der Fahrermangel. Das niedrige Preisniveau und der steigende Kostendruck machten auskömmliche Löhne für Fahrer nahezu unmöglich, so ihre Feststellung. Dies führe allerorten zu einem deutlich spürbaren Fahrermangel. „Die Personalkosten werden in den nächsten Jahren um 15 bis 20 Prozent steigen", so Mathias Krage. „Bilden Sie aus", appellierten die Gewerbevertreter an die Unternehmen. „In den nächsten Jahren werden ein Drittel der Berufskraftfahrer in den Ruhestand gehen. Demgegenüber sehen 4000 Ausbildungsverhältnisse mit einer Abbrecherquote von 15 Prozent. Man kann sich ausrechnen: Künftig wird die Fracht fahren, wer den Fahrer hat", griff auch Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG), das Thema auf.
Maquardt wandte sich außerdem mit der Aufforderung an die Teilnehmer: „schicken Sie uns die Verwendungsnachweise für Ihre Förderanträge, ansonsten kann ich meine Leute in vier Wochen zum Stricken schicken". Für 2011 sind beim BAG 42.000 Förderanträge eingegangen, jedoch bisher nur 5800 Verwendungsnachweise, von denen bereits 3800 abgearbeitet seien. Im Förderzeitraum 2010 seien 50 Prozent der Verwendungsnachweise in den letzten zwei Wochen vor Fristablauf eingegangen, erinnerte Marquardt, „diese Situation möchte ich vermeiden", gab er an. In diesem Jahr werde man mit den Haushaltsmitteln auskommen, im nächsten Jahr müsse man eventuell das Windhundverfahren „scharf schalten. Wer zu spät seinen Antrag stellt, schaut in die Röhre", so der BAG-Präsident. Man brauche deshalb einen schnellen Überblick, wie viel Geld 2012 zur Verfügung stehe. Dafür müsse man aber wissen, was 2011 ausgegeben werde.
Marquardt wies auch auf das Problem der „Luftbuchungen" hin. So habe ein Berliner Unternehmen Förderanträge von rund einer Million Euro gestellt, aber nur über 80.000 Euro Verwendungsnachweise abgegeben. Die Differenz können man jedoch nicht an andere Unternehmen ausschütten. „Wenn das bei 42.000 Anträgen so ist, können Sie sich vorstellen, welche Kapitalbindung wir haben", wendete er sich mit der Bitte an die Unternehmen „halbwegs realistische Annahmen zu treffen". Ansonsten könne es sein, dass das BAG auf einem Riesenberg Geld sitzen bleibe. (bb)