Hamburg. Ein entschiedenes „Nein" setzen die Verdi-Vertrauensleute der Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA) und die Verdi-Fachgruppe Häfen den aktuellen Bemühungen des Hamburger Senats entgegen, bis zu 49,9 Prozent der HHLA-Anteile zu verkaufen. „Wir wollen keine Heuschrecken, Spekulanten und Lohndrücker", teilte die Dienstleistungs-Gewerkschaft am Dienstag in der Hansestadt mit. Seit Anfang dieser Woche wirbt der Hamburger Senat in großformatigen Anzeigen in deutschen und europäischen Tageszeitungen um die Gunst von Investoren. Die Angebote sollen bis zum 1.Dezember eingereicht werden.
Verdi-Landeschef Wolfgang Rose setzt an die Stelle des Teilverkaufs die Forderung, den „wirtschaftlich erfolgreichen Konzern" (Jahresumsatz 2005: rund 833 Millionen Euro) „mit allen Geschäftsfeldern zu erhalten und weiter zu entwickeln". Rose teilte dem Senat in einem Brief mit, dass es aus seiner Sicht „keinen nachvollziehbaren Grund gibt, dieses Erfolgsrezept zu ändern". Im Übrigen habe der CDU-geführte Senat bereits „zuviel Tafelsilber verkauft", wodurch die „Einflussmöglichkeiten der Freien und Hansestadt Hamburg reduziert worden sind".
Auch die jetzt bekannt gewordenen Überlegungen von Finanzsenator Wolfgang Peiner, dass sich die HHLA aufgrund der stürmischen Entwicklung in Zukunft verstärkt im Ostseeraum engagieren sollte, finden bei Verdi keine Zustimmung. Das vom Senat angeführte Verkaufsargument, wonach die Einnahmen zur Finanzierung der ehrgeizigen HHLA-Ausbaupläne benötigt würden, lässt die Gewerkschaft nicht gelten. Vielmehr habe das Unternehmen die Kraft, diese Maßnahmen „aus Eigenmitteln" zu bestreiten. Weiterer Kapitalbedarf könne über Kreditaufnahmen bei Banken gedeckt werden. Auch biete sich die Möglichkeit eines „Börsengangs mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien". Damit böte sich für die Beschäftigten die Möglichkeit, sich am Unternehmen zu beteiligen.
Äußerst verärgert zeigt sich die Gewerkschaft, dass nach ihren Erkenntnissen „im Hintergrund" weiter mit der DB-Gruppe verhandelt würde. Das, obwohl die Gespräche mit dem Unternehmen aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen im Januar dieses Jahres erfolglos beendet wurden. Die Verdi-Vertrauensleuten sprachen auch eine klare Drohung an die Adresse des Senats aus: „Eine Zerschlagung und Aufspaltung unseres Konzerns wird nicht tatenlos akzeptiert."
In der vergangenen Woche hatte sich Klaus-Michael Kühne, der Verwaltungsratschef des Logistikkonzerns Kühne & Nagel, vor Vertretern der Hamburger Hafenwirtschaft klar gegen einen Verkauf von HHLA-Anteilen an die DB-Gruppe gewandt. Kühne bewertete einen solchen Schritt als „einen Angriff auf die freie und unabhängige Seehafenwirtschaft". Wörtlich sprach Kühne von einem „Kuhhandel", dem der Hamburger Senat erliegen könnte. (eha)