Getränke-Großhandel Ueberberg: Drei Standbeine für die Zukunft

Der Name und das Logo von Ueberberg sind im Großraum Engelskirchen bekannt wie ein bunter Hund. Der etablierte Getränke-Großhandel mit dem Firmensitz im Bergischen Land östlich von Köln ist nicht nur durch die sieben eigenen Getränkemärkte äußerst präsent. Besonders gefragt ist Ueberberg auch durch die bis zu 1000 Veranstaltungen in der Region, die mit kompletter Getränkelogistik von Ueberberg veranstaltet werden. Insofern sind die Brüder Bernd und Markus Ueberberg auch für die harten Zeiten gut aufgestellt, die der gesamten Getränkebranche ebenso ins Haus stehen wie beinahe allen anderen Wirtschaftsbereichen. Brüder teilen sich die Arbeit Zum Firmenfuhrpark gehören zehn blaue Firmen-Trucks, über 20 kleinere und drei große Kühlanhänger, Multimedia-Schankwagen, Partyzelte und Ausschankanhänger. Im Unternehmen arbeiten im Durchschnitt 50 Angestellte, je nach Saison ergänzt durch feste Aushilfen. Während sich Bernd Ueberberg um den kompletten logistischen Betriebsablauf sowie den Fuhrpark kümmert und selbst regelmäßig am Steuer eines Lkw sitzt, kümmert sich sein Bruder Markus um die Finanzen und das Marketing des mittelständischen Unternehmens. Eigene Lkw-Flotte Auf dem Firmenhof der Ueberbergs herrscht über den ganzen Tag verteilt reger Rangier-, Be- und Entladebetrieb. Neben der eigenen Flotte erscheinen auf dem Betriebshof zwischen haushohen Leergutstapeln regelmäßig Subunternehmer mit ihren Fahrzeugen, um von den umhersausenden blauen Staplern blitzschnell ihr .. Leergut gegen die nächsten Paletten mit Getränken getauscht zu bekommen. Donnerstags steht meist die Belieferung der sieben eigenen Getränkemärkte an. Dafür ist vor allem einer der blauen Ueberberg 40-Tonnenzüge prädestiniert, der auf einer festen Tour die Märkte versorgt. Markus Ueberberg erzählt: "Wir sind in der augenblicklichen Situation sehr froh, die eigenen Märkte als zusätzliches Standbein zu haben. Außerdem wissen wir dadurch genau, wo der Schuh bei vielen unserer Marktkunden drückt und welche Trink-Trends sich gerade anbahnen." Große Herausforderungen Auf Nachfrage beim Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFHG) machen den Großhändlern vor allem Lieferschwierigkeiten der Großhersteller Kopfzerbrechen. Ob Coca-Cola, marktführende Brauereien oder regionale Getränkehersteller, alle haben mit der Verknappung von Kohlensäure zu kämpfen und mussten die Produktionsanlagen deutlich heruntergefahren. Ein weiteres Problem sind selbstverständlich die exorbitant gestiegenen (und immer weiter steigenden) Energiekosten. Für die regionalen Lieferketten schlägt hier der Kraftstoff spürbar zu Buche. Aber auch in den Märkten steigen die Kosten. Denn jeder durchschnittliche Getränkemarkt hat nicht nur eine besonders große Fläche zu unterhalten. Getränke müssen natürlich auch gekühlt angeboten werden, vor allem für den Veranstaltungsbereich. Und die Kühlhäuser sind schon zu "Normalzeiten" echte Kostenverursacher, die jetzt schnell die Renditen auffressen. Last, but not least ist es auch immer wieder der Fahrermangel, der es Großhändlern wie Ueberberg schwer macht, ihre Lieferketten in gewohnter Qualität aufrechtzuerhalten. Auf einen Blick: Getränke Ueberberg Gründung: 1946 durch Karl Ueberberg, damals als „Milchverteiler“Geschäftsführer: Bernd Ueberberg, Markus UeberbergFuhrpark: Zehn Getränke-Trucks mit Anhänger (kleinere und drei große Kühlanhänger), Multimedia-Schankwagen, AusschankanhängerKerngeschäft: Getränke-Großhandel, Betrieb von drei eigenen Getränkemärkten, Veranstaltungsservice, Gastro-Service, Vermietung von Kühlanhängern und Veranstaltungs-EquipmentAngestellte: 20 Angestellte, plus saisonale Mitarbeiter Umschlag von 70.000 "Einheiten" Unabhängig von den aktuellen Turbulenzen, die die gesamte Getränkeindustrie betreffen, gelingt es den Brüdern Ueberberg auch in schwierigen Zeiten, ihre Kunden möglichst ohne Einschränkungen zu bedienen. Der große Betriebshof mit den Ausmaßen eines ausgewachsenen Speditionsgeländes wird umsäumt von einer Zelthalle für die Leergut-Türme, der zentralen großen Lagerhalle sowie einer flacheren, überdachten Fläche für die Eventfahrzeuge. In der großen Halle mit ihren Hochregalen sind stets 1000 Fässer und etwa 85.000 Kisten vorrätig - ein Lagerbestand, der Bernd Ueberberg und seinen Bruder Markus auch dann nicht ins Schwitzen kommen lässt, wenn sich mal wieder ein Wochenende mit Hitzerekorden ankündigt. "Das Wort Engpass kennen wir hier im Regelfall nicht, lediglich einige Großlieferanten haben seit geraumer Zeit Lieferschwierigkeiten", so Bernd Ueberberg, der gerade mit dem Stapler einen Kleinspediteur mit einer gemischten Ladung an Getränken versorgt hat. Im Durchschnitt beträgt der Wochenumschlag 70.000 Einheiten, also Kisten oder Fässer mit Wasser, Limo und Bier der unterschiedlichsten Marken. Noch eindrucksvoller ist die Menge an Getränken in Litern, die hier jährlich auf den Weg gebracht wird. Sie liegt bei unglaublichen 120.000 Hektolitern - das entspräche der Flüssigkeitsmenge von zwölf Millionen Ein-Literflaschen. Sowohl in der großen Leerguthalle in Zeltform, bei den haushohen Kistenstapeln auf dem Betriebshof sowie im Zentrallager mit den unzähligen Fässern und Getränkekisten fällt auf, dass hier sämtliche überregionale Getränke-Marken in großen Mengen vertreten sind. Lammsbräu aus dem Allgäu, Erzquell aus dem Siegerland, Gaffelkölsch aus der Nachbarschaft, Helles vom Tegernseer Brauhaus oder Jever aus dem hohen Norden. Die Vielfalt der Marken zeigt, was die Konsumenten aktuell im Glas haben wollen. "Wir setzen bewusst auf Diversifizierung", erklärt Bernd Ueberberg, "gerade bayerische Biere sind im Moment ziemlich gefragt", so seine Marktbeurteilung. Chef sitzt selbst am Steuer Neben der Organisation der Betriebsabläufe sitzt Bernd Ueberberg auch regelmäßig selbst am Steuer, bevorzugt auf Einkaufsfahrten nach Bayern. Neben dem Tegernseer Brauhaus stehen die Brauereien von Hofbräu und Paulaner in München regelmäßig auf seiner Tourenliste. Denn bayerische Biere sind sogar im eigentlichen Stamm-Kölsch-Revier stark nachgefragt. "Kölsch ist nach wie vor die ungeschlagene Nummer 1, aber unsere Kunden in den Getränkemärkten und in der Gastronomie experimentieren immer auch gerne mit den Bierspezialitäten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland", ergänzt der Chef. Die Touren nimmt Bernd Ueberberg seit kurzem an Bord seines nagelneuen Actros 2563L unter die Räder. Das Fahrzeug wurde in diesem Jahr ausgeliefert und ist, wie die anderen 40-Tonner, mit einem Getränke-Spezialanhänger ausgestattet. Der neue Truck ersetzt übrigens einen Vorgänger, der 18 Jahre lang im Getränkeeinsatz war. "Wir pflegen unsere Autos mit viel Liebe, kleine Reparaturen führen wir sofort hier aus", kommentiert der Lkw-Fan Ueberberg. Neben der guten Pflege sind die Fahrzeuge auch deswegen so lange im Einsatz, weil sie in der Regel nicht mehr als 50.000 Kilometer im Jahr zurücklegen. Mit seinem "Neuen" ist der Chef selbst mit etwa 80.000 zurückgelegten Jahreskilometern Distanz-Spitzenreiter im Fahrerteam, weil er regelmäßig Abholungen damit fährt. Jede Menge Wochenendarbeit Auch im Bergischen Land ist der Fahrermangel ein ernstes Problem. Daher versuchen Bernd und Markus Ueberberg, ihre Stammbesatzung mit planbaren Arbeitszeiten und ohne übermäßige Überstunden fair zu behandeln. Das beißt sich hin und wieder mit dem dritten wichtigen Standbein der Getränke-Profis. Das Veranstaltungsgeschäft findet nämlich hauptsächlich an den Wochenenden statt. "Wir müssen in der Regel am Freitag nachmittags ausliefern und am Sonntag nach dem Fest alles wieder abholen", schildert Bernd Ueberberg die Herausforderung. Das kommt natürlich bei Fahrern nicht gut an, die bereits die ganze Woche mit Getränken unterwegs waren. Daher setzen die Ueberbergs für die bis zu 1000 Veranstaltungen, die im Sommerhalbjahr beliefert werden müssen, auf Aushilfsfahrer sowie Mitarbeiter, die sonst nicht regelmäßig am Steuer setzen. Und natürlich ist es immer auch wieder der Chef selbst, der am Wochenende hinters Lenkrad steigt, um das verliehene Equipment auszuliefern oder wieder abzuholen. Mehr zum Thema unter #Speditionsportrait www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wenn es um Getränke geht, sind Fahrzeuge mit dem Schriftzug Ueberberg im Bergischen Land nicht weit: Der Mittelständler ist nicht nur Getränke-Großhändler, sondern auch Inhaber eigener Getränkemärkte sowie Event- Unternehmen mit Kunden vom Dorffest bis zum riesigen Rockkonzert. Bernd Ueberberg: "Ich bin Fahrer aus Leidenschaft." Herr Ueberberg, Sie sitzen selbst regelmäßig am Steuer Ihres Trucks. Fahrermangel oder Spaß am Auf-Achse-sein? Bernd Ueberberg: Meine langjährigen Kunden, vor allem die großen Brauereien in Bayern, schätzen es, wenn der Chef persönlich den guten Kontakt pflegt. Außerdem bin ich Fahrer aus Leidenschaft, und ich bin sehr gerne unterwegs. Und nicht zuletzt bin ich für unseren Fuhrpark und die Technik verantwortlich, da ist es absolut nötig, aus eigener Erfahrung zu wissen, was das Fahren heute bedeutet. Welche sind die schönsten Momente in Ihrem Job als Geschäftsführer? Wir beliefern im Jahr bis zu 700 Veranstaltungen. Das Schönste ist, wenn wir unser Equipment nach einer erfolgreichen Veranstaltung ohne Zwischenfälle wieder abholen können und den Organisatoren ansehen, dass sich all die Mühe gelohnt hat. Ihre Fahrzeuge sind alle top in Schuss, warum ist Ihnen das so wichtig? Sie sind einfach unser Aushängeschild. Egal, ob wir auf der Festwiese einer umliegenden Gemeinde anliefern, bei unseren eigenen Getränkemärkten oder bei einer Privatparty: Der erste Eindruck zählt und den macht das Fahrzeug wie der Fahrer, quasi als Botschafter der Marke Ueberberg. Welcher Getränke-Trend macht sich gerade besonders bemerkbar? Im Moment geht das Interesse an Billig-Biersorten stark zurück. Die Leute kaufen eher regional oder auch exotisch, geben dafür gerne etwas mehr aus. Helles ist gerade besonders stark nachgefragt. Mineralwasser ist eher rückläufig, das liegt unseres Erachtens am Boom der Wassersprudler, vor allem, seit die regelmäßig bei den großen Discountern als Aktionsware massenhaft in den Markt gedrängt werden. Als Mitverantwortlicher für jährliche zwölf Millionen Literflaschen Getränke, die Ihren Hof passieren - welche Spezialitäten stehen in Ihrem eigenen Getränkekeller? Ob Sie's glauben, oder nicht: Bei mir stehen fast nur die typischen "Schnelldreher", Wasser, klassische Schorlen, vielleicht mal eine Kiste Radler, das meiste ohne Alkohol. Ich bin ja auch heute noch fast jedes Wochenende unterwegs, da bleibt kaum Zeit für ein dauerhaftes Bier- oder Wein-Tasting. Ein echter Kenner ist hingegen mein Bruder Markus, der für den Einkauf zuständig ist, der weiß den Geschmack unserer Kunden deutlich besser einzuordnen und hat das nötige Markt-Know-how dazu. Christian Bonk

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