Hamburg. Die Hamburger Schiffsklassifikations-Gesellschaft Germanischer Lloyd (GL) wird in Kürze auch Schiffe unter russischer Flagge in Augenschein nehmen und klassifizieren dürfen. „Wir sind damit die erste nicht-russische Gesellschaft, die diese Aufgaben ausführen dürfen", berichtete Dr. Hermann J. Klein, GL-Vorstandsmitglied, in Hamburg. Mit diesem Schritt liefert das Land einen weiteren Beweis für seinen allgemeinen Marktöffnungskurs. Zwar gebe es in Russland eine sehr stark entwickelte Küstenschifffahrt, die nicht unbedingt zum potenziellen Kundenkreis des GL gehören dürfte. Klein: „Aber es immer mehr Reeder, deren Unternehmen stark wachsen und die sich in der Überseecontainerschifffahrt engagieren wollen." Ein anderer Grund dafür, dass sich russische Reeder der GL-Klasse für ihre Frachter versichern wollen, könnte nach Kleins Einschätzung darin liegen, dass für den Ausbau der Flotte verstärk auch westliche Finanzpartner gesucht würden. Genau bei diesen aber genieße der „GL", als die weltweit führende Klassifikationsgesellschaft von Containerschiffen, höchstes Ansehen. Klein ist aber auch realistisch. Das Engagement in Russland sei auf Langfristigkeit ausgelegt. Hinter dem Unternehmen, das im Dezember 2006 eine „feindliche Übernahme" durch die französische Gesellschaft „Bureau Veritas" (BV) abwehren konnte, weil der Hamburger Milliardär Günter Herz in das Traditionsunternehmen einstieg, liegt unterm Strich „wieder ein sehr zufriedenstellendes Jahr", führte GL-Vorstand Rainer Schöndube aus. „Wir konnten die Erfolgsgeschichte fortschreiben", ergänzte er. Eingehend auf den neuen Mehrheitsaktionär, stellte Schöndube fest, dass dieser wiederholt deutlich gemacht habe, dass er auf eine nachhaltige Wertsteigerung des Traditionsunternehmens Wert legt. Das heißt aber auch, dass Herz darauf bedacht sei, einen ordentlichen „return on investment" zu erhalten. GL-Vorstand Klein bestätigte, dass es in Zukunft darauf ankommen werde, den Expansionskurs noch schärfer zu steuern. Übernahmen von Firmen, die allerdings zum Konzern „passen müssen", würden angestrebt. Was die Auftragslage angeht, stellte Schöndube fest: „Die Anzahl der aktuellen Neubauaufträge beläuft sich auf über 1200 Schiffe mit mehr als 20 Millionen BRZ." Die Neubauvorhaben werden ergänzt durch mehr als 6100 Schiffe mit zusammen rund 65 Millionen BRZ in der so genannten „fahrenden Flotte". Auch die Finanzzahlen können sich - so die vorläufigen Zahlen - sehen lassen. So werde sich der Umsatz bei 363 Millionen Euro einpendeln und damit um 44 Millionen Euro oder 14 Prozent über dem Vorjahr liegen. Neben den dem traditionellen Schifffahrts-Geschäft entwickelt sich für das weltweit mit 3200 Mitarbeitern (davon rund 1350 in Hamburg, d. Red.) in 76 Ländern präsente Unternehmen auch der Bereich Industrie-Dienste sehr erfolgreich. Allein um dieses Wachstumssegment kümmerten sich inzwischen weltweit mehr als 1000 Mitarbeiter in 27 Ländern. Zu den großen Herausforderungen der Schifffahrt gehört für GL-Vorstand Klein, dass die Umweltfreundlichkeit des Schiffes noch deutlicher herausgearbeitet wird. Dazu gehörten eine Vielzahl von Maßnahmen, vom Treibstoff bis hin zur Motorentechnik. (eha)
Germanischer Lloyd: Künftig werden auch russische Schiffe klassifiziert
Umsatz lag 2006 bei 363 Millionen Euro: Steigerung um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr