Hamburg. Nach den Franzosen interessieren sich jetzt auch die Briten für einen Einstieg in die deutsche Schiffsklassifikations-Gesellschaft Germanischer Lloyd (GL). Dabei handelt es sich um das britische Unternehmen Lloyd´s Register (LR) mit Sitz in London. Entsprechende Marktgerüchte bestätigten Firmensprecher des GL in Hamburg und von LR in der britischen Metropole gegenüber der VerkehrsRundschau auf Anfrage. Den vorliegenden Informationen zufolge hat LR einen Brief an seine deutschen Top-Kunden geschrieben und darin erklärt, Interesse an der Übernahme einer Minderheitsbeteiligung zu haben. Eine erste Kontaktaufnahme soll es zu der deutschen Klassifikationsgesellschaft auch schon gegeben haben, was seitens des GL bestätigt wurde. Das Ansinnen der Briten werde allerdings seitens des GL-Vorstandes „nicht vorrangig verfolgt“, heißt es aus Hamburg. Andererseits sieht man in den Überlegungen des Mitbewerbers LR, der zur Gruppe der europäischen Top-Klassifikationsgesellschaften gehört und wie der GL auch Mitglied des internationalen Verbundes der Schiffsklassifizierer „IACS", einen Beleg dafür, dass Europas führende Gesellschaften eine Übernahme des GL durch die französische Bureau Veritas (BV) „nicht gutheißen würde“. Die IACS-Gruppierung zählt aktuell zehn Gesellschaften, darunter auch das mit GL-Übernahme-Ambitionen auftretende Bureau Veritas (BV) sowie jetzt die Briten. Die vom Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat des deutschen Klassifikations- Unternehmens inzwischen als „feindlich" eingestufte Kaufabsicht wird im Übrigen auch Gegenstand der IACS-Versammlung am 14. und 15. Dezember in London sein, bestätigte GL-Unternehmenssprecher Olaf Mager. „Unser Vorstand wird das Thema auf den Tisch bringen und dabei auch noch einmal deutlich machen, warum er das Angebot aus Paris ablehnt." Wenige Tage zuvor, am 8. Dezember, werden die GL-Aktionäre auf einer außerordentlichen Versammlung über das weitere Vorgehen des Vorstandes „und die Abwehrstrategie“ unterrichtet. Mager erwartet für den 8. Dezember eine „spannende" Aussprache, zumal dann auch jene Anteilseigner sich erklären könnten, die auf das Angebot der Franzosen eingehen wollen. Im Markt hält sich hartnäckig das Gerücht von rund 500 Millionen Euro, die die Franzosen für das Unternehmen als Ganzes auf den Tisch legen wollen. Um die Zukunft des GL ging es auch am Rande der 5. Nationalen Maritimen Konferenz (NMK), die am Montag in Hamburg über die Bühne ging. Hamburgs Hafen- und Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) erklärte auf Journalistenfragen, dass der Hamburger Senat noch keine Entscheidung getroffen hatte, welche Schritte er vollziehen könnte, um die Eigenständigkeit des GL zu sichern. Er räumte lediglich "sehr enge Gespräche mit der Geschäftsführung" ein. In einer neuerlichen Erklärung hat der GL-Betriebsrats-Vorsitzende, Ingo Klauke, noch einmal deutlich gemacht, dass eine mögliche Übernahme des Unternehmens durch „Bureau Veritas ein Super-GAU für die GL-Kunden und das gesamte Maritime Cluster Deutschlands wäre“. Die Abkürzung „BV“ stehe im Übrigen noch für einen ganz anderen Inhalt, so Klauke: "Bald verkauft." (eha)
Germanischer Lloyd: Briten werfen den Hut in den Ring
Londoner Klassifizierungsgesellschaft Lloyd´s Register an einer Übernahme des Germanischen Lloyd interessiert