Führerscheinentzug: TÜV Rheinland kritisiert EuGH-Entscheidung

30.05.2006 14:19 Uhr

Verkehrssicherheit gefährdet: Keine Pflicht zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung bei EU-Führerschein

Köln/Luxemburg. Deutsche Verkehrssünder können unter Umständen dauerhaft ohne Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) einen neuen Führerschein im EU-Ausland erwerben, befürchtet der TÜV Rheinland. In einem entsprechenden Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg sieht Karin Müller, Leiterin des Medizinisch-Psychologischen Instituts beim TÜV Rheinland, einen „eklatanten Verstoß gegen die Verkehrssicherheit“. Müller weiter: „Die MPU wird schließlich nicht zum Spaß gemacht, sondern um extrem verkehrsauffälligen Autofahrern zu helfen, die häufig auch Probleme in anderen Lebensbereichen haben." Die Gründe für den Verlust der Fahrlizenz seien vielfältig, etwa eine Autofahrt mit mehr als 1,6 Promille oder Promille-Wiederholungsfahrten Auch notorische Raser sowie Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen im Straßenverkehr aufgefallen sind müssen zur MPU. In dem aktuellen Fall hatte der Kläger mit Wohnsitz in Österreich nach Entzug seiner deutschen Fahrerlaubnis und Ablauf einer 18 Monate langen Sperrfrist einen neuen Führerschein in Österreich erworben. Das Landratsamt München hatte seinen Antrag auf Umschreibung der österreichischen Fahrerlaubnis in eine deutsche abgelehnt. Nach Ansicht der Behörde bestünden durch den Entzug Zweifel an der Fahreignung, die nur durch eine bestandene MPU ausgeräumt werden könnten. Diese Argumentation verwarfen die Luxemburger Richter mit dem Hinweis auf die abgelaufene Sperrfrist und die in Österreich erfolgte verkehrspsychologische Untersuchung ab. Bisher gibt es nur in wenigen EU-Ländern eine mit der MPU vergleichbare Untersuchung, warnt der TÜV Rheinland. Es müsse erreicht werden, dass die Standards der gesundheitlichen und charakterlichen Eignung in Europa angeglichen werden, um zu verhindern, dass durch Alkoholsünder Verkehrsteilnehmer zu Tode kommen. (sb)

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.