Frankfurt/Main. Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt kann die Nachfrage der Fluggesellschaften nach Start- und Landezeiten immer weniger befriedigen und rechnet im laufenden Jahr nur mit einem moderaten Passagierwachstum. Nach gut 54 Millionen Fluggästen 2007 sei in diesem Jahr mit einer Steigerung um lediglich ein bis zwei Prozent zu rechnen, sagte der Vorstandschef des Flughafenbetreibers Fraport, Wilhelm Bender, heute bei der Bilanzvorlage. Einen Schub erwartet das Unternehmen in gut drei Jahren mit der Inbetriebnahme der geplanten neuen Landebahn. Im vergangenen Jahr hatte der Fraport-Konzern seinen Umsatz um 8,6 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro steigern können. Dies ist unter anderem auf Aktivitäten im Ausland zurückzuführen, die zum Teil erstmals komplett in die Bilanz aufgenommen wurden. Der operative Gewinn stieg um 1,5 Prozent auf 335 Millionen Euro. Unter dem Strich ging der Konzerngewinn allerdings um 6,6 Prozent auf 214 Millionen Euro zurück. Hintergrund sind laut Fraport Sondereffekte wie Steuern und Einmalerträge im Vorjahr. Die Dividende soll konstant 1,15 Euro betragen. Bender zeigte sich zuversichtlich, dass die neue Landebahn im Nordwesten des Flughafens spätestens mit dem Winterflugplan 2011 in Betrieb geht. „Dieser Zeitplan ist ambitioniert, aber realistisch, und wir werden alles Notwendige tun, um unsere Planung einzuhalten.“ Die vierte Piste war im Dezember genehmigt worden, zahlreiche Kommunen haben aber Klagen eingereicht. Zudem wehren sich mehrere Fluggesellschaften gegen das geplante teilweise Nachtflugverbot. Fraport erwartet vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof bis spätestens Anfang 2009 eine erste rechtliche Einschätzung und will solange trotz der Baugenehmigung noch keine vollendeten Tatsachen schaffen. „Ich habe überhaupt keine Bedenken, die 50 Prozent mehr Kapazität am Markt absetzen zu können“, sagte Bender. Derzeit kann Fraport pro Stunde gut 80 Flugbewegungen einplanen, die Nachfrage liege aber schon heute bei über 100. Angesichts der Konkurrenz zum Beispiel in Dubai werde es „höchste Zeit für den bedarfsgerechten Ausbau“, sagte Bender. Das Vorhaben umfasst neben der Landebahn auch ein neues Terminal. Bis 2015 sollen insgesamt rund vier Milliarden Euro investiert werden. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Bahn will der Flughafen die Zahl der Passagiere durch eine höhere Auslastung der Flugzeuge, größere Maschinen, eine bessere Vernetzung mit dem Bahnnetz und auch mehr Flugbewegungen ganz früh morgens und sehr spät abends erhöhen. So gebe es etwa in der weniger nachgefragten Zeit zwischen 5.00 und 6.00 Uhr morgens noch freie Kapazitäten. Zudem will der Flughafen seine Aktivitäten im Ausland weiter verstärken. So seien Gespräche über weitere Beteiligungen in China „auf gutem Wege“. Auch in Indien gebe es Gespräche. Spekulationen, Fraport könne sich vom defizitären Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz zurückziehen, bestätigte Bender nicht. „Wir wollen nicht aussteigen, wir wollen den Erfolg“, sagte er. Im vergangenen Jahr zählte der Fraport-Konzern im Jahresschnitt rund 30.400 Mitarbeiter und damit 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings hatte das Unternehmen im Februar seine Sicherheits-Tochter ICTS mit rund 10 000 Mitarbeitern verkauft, so dass sich die Zahl der Stellen dieses Jahr um rund ein Drittel verringert. Die ICTS ist nicht in Frankfurt, sondern überwiegend im Ausland an verschiedenen Flughäfen tätig, etwa bei den Sicherheitskontrollen für Passagiere. Fraport, die die Kontrollen nicht zu ihrem Kerngeschäft zählt, wird nach eigenen Angaben durch den Verkauf einen einstelligen Millionengewinn in der Bilanz verbuchen können. (dpa)
Fraport kann starke Nachfrage nicht befriedigen
Flughafen Frankfurt kann den Bedarf der Fluggesellschaften nach Start- und Landezeiten nicht mehr decken