Fraport-Chef fordert Flughafenausbau

16.03.2007 14:12 Uhr

Zum Ausbau des Frankfurter Flughafens gibt es nach Ansicht von Fraport-Chef Wilhelm Bender keine Alternative.

Wiesbaden. Der Vorstandsvorsitzende des Flughafenbetreibers betonte am Freitag in einer Anhörung im hessischen Landtag in Wiesbaden, ein Wachstum der „Zugmaschine Flughafen“ sei sowohl für das Unternehmen als auch für die Region unabdingbar. Es sei eine „Lebenslüge“ zu glauben, irgendein Unternehmen könnte auf Wachstum verzichten. Vertreter der Kommunen zeigten sich dagegen skeptisch. Der Mainer Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) betonte, bei einem Ausbau würde sich der wirtschaftliche Segen zum Fluch für eine ganze Region wandeln. Landrat Enno Siehr aus dem hessischen Groß-Gerau nannte den Ausbau überflüssig. Bender plädierte vor Abgeordneten und Vertretern von Städten, Kreisen und Gemeinden energisch für die Erweiterung des Flughafens um eine zusätzliche Landebahn und ein drittes Terminal. Zur Bedeutung des Flughafens für die Region rechnete er vor, von 1992 bis 2006 sei die Beschäftigung allgemein um 2,8 Prozent gewachsen, auf dem Flughafen um 31,9 Prozent. Der Flughafen beschäftige mehr als 70.000 Menschen mit einer Lohn- und Gehaltssumme von drei Milliarden Euro. Für den Ausbau wolle Fraport vier Milliarden Euro investieren. Zu den Befürchtungen der Anliegergemeinden und ihrer Bürger sagte Bender, Fraport stehe zu den Vorgaben der Mediation für den Ausbau einschließlich Nachtflugverbot. „Wir lassen uns auch nicht übertreffen in dem Bemühen, die Mediation umzusetzen.“ So habe Fraport ein Verbot von Flügen zwischen 23.00 und 5.00 Uhr beantragt und sich damit bei den Fluglinien keine Freunde gemacht. Einen Anspruch auf Zulassung der Ausbaupläne leitete Bender auch aus bisher 400 Millionen Euro Vorinvestitionen her. Darüber hinaus bemüht sich Fraport nach Darstellung Benders um eine Einschränkung von Fluglärm und deren Folgen. Beim Fluglärm setzt der Fraport-Chef auch auf leisere Flugzeuge. So sei der erste Düsenjet, der 1957 auf Rhein-Main gelandet sei, 125 mal so laut gewesen wie ein moderner Airbus. Die Vertreter der Anliegerkommunen räumten die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens ein. Sie äußerten aber auch die Befürchtung, das Nachtflugverbot werde möglicherweise nicht umgesetzt, weil es im hessischen Landesentwicklungsplan (LEP) nicht ausdrücklich vorgeschrieben werden soll. Der inzwischen dritte Anhörungstermin des Landtages diente der Vorbereitung der Abgeordneten für die Beratung des LEP, der die Voraussetzungen für den Flughafenausbau schaffen soll und dem der Landtag in Wiesbaden zustimmen muss. Der Mainzer OB Beutel forderte neben der Festschreibung des Nachtflugverbots im LEP außerdem eine Schutzzeit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr. Insgesamt werde der Lärmschutz im LEP zu gering gewichtet. Die im LEP festgeschriebene Landebahn im Nordwesten des Flughafens beeinträchtige Rheinland-Pfalz stärker als alle anderen zuvor erwogenen Varianten. Im übrigen dürfe die Zukunft der Region nicht nur betriebswirtschaftlich definiert werden. Beutel kündigte an, Mainz werde auch juristisch gegen den Ausbau vorgehen. Nach Ansicht des Landrats Siehrs reichen die bestehenden Kapazitäten des Flughafens bis 2020 aus. Der Ausbau sei allein wegen der Lärmbelästigungen für die Bevölkerung nicht zumutbar. Wenn die Prognosen über die Entwicklung des Luftverkehrs stimmten, reiche der Ausbau zudem nicht aus.

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