Flurförderzeuge: Das Kreuz mit den Lastspitzen

Elektrostapler, die mit Lithium-Ionen-Batterien (Li-Ion) angetrieben werden, haben im Gegensatz zu Blei-Säure-Geräten die Fähigkeit zum uneingeschränkten Zwischenladen. Das ist einerseits sehr praktisch, da die Stapler beispielsweise in der Mittagspause schnell wieder aufgeladen sind. Wenn aber zig Stapler gleichzeitig an der Ladestation hängen, kann das die Energieversorgung punktuell überdurchschnittlich belasten - es kommt zu sogenannten Lastspitzen. Und die können für Unternehmen richtig teuer werden: Oft wird der Strompreis von den höchsten Stromspitzen bestimmt. Dadurch wird im Extremfall in einer Viertelstunde über die Kostenstruktur entschieden, die ein Unternehmen im Abrechnungszeitraum zahlen muss. Limitieren und priorisieren Um diese Peaks zu vermeiden, setzen Gabelstaplerhersteller verstärkt auf intelligentes Lademanagement. Still etwa stellte bei seinen Pressetagen in diesem Herbst ein smartes Lademanagement-System vor, das dabei hilft, die Last besser zu verteilen. So kann über ein Dashboard nicht nur der aktuelle Ladezustand jedes angeschlossenen Fahrzeugs eingesehen werden, sondern auch die Ladehistorie. "Wenn ich weiß, dass eine bestimmte Spitzenlast nicht überschritten werden soll, kann ich die Ladeleistung limitieren. Bei gleichzeitig ladenden Geräten wird diese dann entsprechend aufgeteilt", so Maeggi Klein, Produktmanagerin Ladegeräte bei Still. Man könne auch besonders oft genutzte Fahrzeuge priorisieren und Zeitfenster einstellen. "Ab einer Flotte von acht bis zehn Fahrzeugen lohnt sich ein Lademanagement-System bereits", weiß Klein. Auch die Ladegeräte von Toyota Material Handling verfügen über ein intelligentes Lademanagement namens Dynamic Power Limitation. Wenn mehrere Stapler gleichzeitig geladen werden, senden sie die meiste Energie an den Stapler mit dem geringsten Batteriestatus. Dadurch werde die Ladezeit verkürzt und die Energieeffizienz des Prozesses um bis zu 15 Prozent verbessert, verspricht der Hersteller. Damit der Strombedarf nicht durch die Decke geht, bietet auch Jungheinrich seit vielen Jahren in enger Zusammenarbeit mit einem Partner passende Lösungen für aktives Lastmanagement an. Diese Lastmanagement-Systeme sind nach Angaben von Jungheinrich speziell für die eigene Ladeinfrastruktur spezifiziert. Hier werden die gewünschten Leistungslimits in der Steuerzentrale hinterlegt, die - wenn nötig - eine dynamische Priorisierung der Ladevorgänge einleitet. Linde Material Handling (MH) zeigte auf seiner diesjährigen Hausmesse den "Connect:Charger". Die Kommunikationseinheit sendet alle relevanten Ladedaten an die Linde Connect Cloud. Dort findet der Flottenbetreiber nicht nur Daten über die aktuellen Ladezustände seiner Fahrzeuge in einem Dashboard vor, sondern kann die einzelnen Ladevorgänge steuern und priorisieren. KI-basiertes Prognosesystem Wo die Reise hingehen könnte, zeigt die Beteiligung der Aschaffenburger an dem Start-up Ifesca. Das Softwarehaus will durch ein KI-basiertes Prognosesystem Entscheidungen für Energiebereitstellung und -bedarf unterstützen. "Mit den genauen Prognose-Ergebnissen dieser Plattform werden unsere Kunden in der Lage sein, für ihre Flurförderzeug-Flotten optimale Ladezeiten zu planen, Ladespitzen zu vermeiden und damit ihre Energiekosten deutlich zu senken", sagt Stefan Prokosch, Senior Vice President Brand Management bei Linde MH. Und was machen Logistiker, die noch keine Li-Ion-Geräte im Einsatz haben, etwa weil sie nicht im Mehrschichtbetrieb arbeiten oder weil ihnen der Invest noch zu teuer ist? Auch sie können Faustregeln beachten, um die Leistung der Batterien zu optimieren. "Zwischenladen ist nicht förderlich für die Lebensdauer von Blei-Säure-Batterien", betont etwa Björn Grünke, Senior Produktmanager bei Still. Und: "Wenn die gesamte Flotte um 18 Uhr Schichtende hat, laden viele Nutzer die Geräte gleichzeitig wieder auf, obwohl sie erst am nächsten Morgen wieder gebraucht werden." Viele Ladegeräte ermöglichten eine zeitliche Steuerung, sodass die Batterien gestaffelt geladen werden. "Dieses Feature wird von vielen noch zu selten genutzt", so Grünke. Mehr zum Thema finden Sie unter #Gabelstapler www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wenn viele Flurförderzeuge gleichzeitig an der Ladestation hängen, kann dies zu sogenannten Lastspitzen führen, die sich schnell in der Stromrechnung rächen. Um diese Peaks zu vermeiden, setzen Gabelstaplerhersteller verstärkt auf intelligentes Lademanagement, das die Last besser verteilt.

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