Stockholm/Wolfsburg. Schwedens Finanzaufsicht will die Aktienkäufe der Finanzgesellschaft Investor beim Übernahmepoker um den Nutzfahrzeughersteller Scania unter die Lupe nehmen. Wie eine Behördensprecherin heute in Stockholm bestätigte, steht bei den Ermittlungen die mögliche Verletzung der Meldepflicht bei Übernahme von mehr als 30 Prozent der Stimmrechtsanteile im Zentrum. Investor hatte Anfang der Woche gleichzeitig mit dem Beginn von Verhandlungen mit dem Übernahmeinteressenten MAN und dem dahinter stehenden VW-Konzern den eigenen Stimmrechtsanteil von 19,3 auf 20,1 Prozent erhöht. Zusammen mit weiteren Beteiligungen der Wallenberg-Gruppe, zu der Investor gehört, ergab dies einen Gesamtanteil von 30,6 Prozent. Die zuständige Sprecherin der Stockholmer Finanzaufsicht, Annika von Haartman, sagte in der Zeitung „Dagens Industri“, ausschlaggebend sei bei der Frage der Anmeldepflicht, ob Investor beziehungsweise die Wallenberg-Gruppe bei der Übernahme zusätzlicher Aktien das Ziel gehabt hätten, Scania ganz unter eigene Kontrolle zu bringen. Investorsprecher Fredrik Lindgren sagte der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa): „Es gibt keine Zusammenarbeit zwischen uns und den betroffenen Wallenberg-Stiftungen.“ Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ soll Pischetsrieder nach dem Ausscheiden als VW-Chef die festgefahrenen Fusionsverhandlungen von MAN und Scania vorantreiben. VW hält neben seiner Beteiligung bei Scania auch 20 Prozent der MAN-Anteile. Damit wollen sich die Wolfsburger bei einer Übernahme von Scania durch MAN Einfluss sichern und die eigenen LKW-Sparte in die Allianz einzubringen. Laut „Handelsblatt“ könnte die Eigentümer-Familie Wallenberg eine Scania-Übernahme verhindern, da sie über verschiedene Stiftungen eine Sperrminorität habe. VW wollte zu den Berichten nicht Stellung nehmen. Volkswagen ist mit 34 Prozent der Stimmrechte und 18,7 Prozent des Kapitals von Scania weiterhin größter Aktionär. Investor hält bei Scania 16,8 Prozent des Scania-Kapitals. In schwedischen Medienkommentaren wurde die überraschende Ablösung von VW-Chef Bernd Pischetsrieder in dieser Woche als starkes Indiz für ein bevorstehendes Scheitern der geplanten Fusion von MAN und Scania mit Beteiligung von VW gewertet. Lindgren sagte zu den Veränderungen an der VW-Spitze: „Das ist eine interne Sache. Wir haben weiter gute Beziehungen zu VW.“ (dpa/sb)
Finanzaufsicht prüft Investor-Beteiligung an Scania
Aufstockung der Anteile der Wallenberg-Familie auf mehr als 30 Prozent alamiert Schwedens Finanzaufsicht