Es muss mehr kontrolliert werden

Ihr Vorgänger, Hans Wormser, hat den LBT 20 Jahre lang geführt. Das sind große Fußstapfen, die er hinterlässt. Ach: Ich weiß, ich arbeite ja bereits seit 2011 als Vizepräsident im LBT an seiner Seite. Aber ich werde versuchen, meinen eigenen Weg zu gehen. Denn haargenau die Fußstapfen von jemand anderem auszufüllen, das geht meistens schief. Was werden Sie anders machen? Ach: Was ich womöglich anders machen werde, müssen wir noch abwarten. Dazu bin ich erst ein paar Wochen im Amt. Aber ich werde sicherlich nicht alles anders machen, wir werden viele Themen und Projekte fortführen. Es ist immer von einer Verbandsmüdigkeit die Rede. Auch beim LBT? Ach: Leider haben auch wir schwindende Mitgliederzahlen. Als den Hauptgrund sehe ich jedoch nicht eine Verbandsmüdigkeit an. Bedeutsamer ist der Verlust von Unternehmen, die keinen Nachfolger finden und den Betrieb schließen. Die Austritte sind zuletzt weniger geworden. Wir haben immer noch 1400 Mitgliedsunternehmen und die Fuhrparkgröße pro Betrieb steigt. Dennoch müssen wir uns attraktiver machen, vor allem gegenüber neu gegründeten Unternehmen. Da haben wir sicher noch ein Defizit. Wie kann man solche jungen Unternehmen für den LBT begeistern? Lechner: Das ist nicht leicht. Wir müssen neue Wege der Ansprache finden, über Kanäle wie WhatsApp, Facebook, um so neue Aufmerksamkeit auf die Verbände zu lenken. Hinzu kommt, dass die Unternehmer durch die Mitgliedschaft einen direkten Mehrwert für sich erzielen wollen: Partnerverträge mit Firmen oder juristische oder betriebswirtschaftliche Beratung. Ach: Es gibt ja genügend Mehrwerte, die der Verband schon heute bietet: die Beratung bei De-Minimis oder zu Rechtsfragen, die gerade für kleinere Betriebe wichtig ist. Die Unternehmerlandschaft ändert sich, da muss sich auch ein Verband ändern. Ein Weg zu mehr Durchschlagskraft wäre die stärkere Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Bayerischen Spediteure (LBS) . Gibt es da Überlegungen? Ach: Wir hatten früher regelmäßige Gespräche zwischen dem LBT und dem LBS. Die sind irgendwann eingeschlafen. Das würden wir gerne wieder aufnehmen, auch, um in der Politik mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen. Dabei soll jeder seine Stärken besonders in die Waagschale werfen. Aber keine Zusammenlegung, wie es sie in anderen Bundesländern gibt. Ach: Das geht ja auf die Schnelle gar nicht. Ich glaube, uns wäre schon viel geholfen, wenn LBT und LBS wieder enger zusammenarbeiten würden. Was sich danach ergibt, muss man abwarten. Die Politik möchte, dass die Fahrer die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit außerhalb des Fahrzeuges verbringen sollen. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung? Ach: Ja, die Regelung ist gut, aber nur, wenn weiterhin vernünftige Rundläufe in Europa möglich sind und andererseits die Einhaltung der Vorschriften kontrolliert wird. Ansonsten wird sich nichts verändern. Es gibt auch kritische Stimmen von den Unternehmen, die nicht wissen, wo sie die Fahrer übernachten lassen sollen. Ach: Der BGL schlägt ja vor, dass man zwei verkürzte Wochenruhezeiten im Lkw verbringen darf und die dritte, erste längere dann außerhalb des Fahrzeuges. Ich denke, das ist ein guter Kompromiss, der auch denen entgegenkommt, die ausländische Fahrer beschäftigen. Noch ein Wort zu Kontrollen: Auch die Kabotage muss dringend stärker kontrolliert werden. Es kann nicht sein, dass hier ausländische Lkw wochenlang stationiert sind und mit ausländischen Lohn- und Abgabenkosten permanent nationale Transporte abwickeln und damit unseren Unternehmen Aufträge wegnehmen. In Deutschland wird dies offenbar geduldet, weil die verladende Wirtschaft den billigen Transport haben möchte. Und da haben wir die ausländischen 3,5-Tonner mit Dachkabine noch gar nicht angesprochen, die ja noch nicht mal aufzeichnungspflichtig sind. In vielen Städten, auch in München, wird über ein Dieselfahrverbot diskutiert. Welche Folgen hätte ein solches Verbot? Ach: Das sehe ich gelassen. Zum einen fahren unsere Unternehmen in der Regel mit den saubersten Motoren. Zum anderen gibt es derzeit abgesehen von einigen Prototypen keine Elektro-Lkw am Markt, im Verteilerverkehr nicht, im Schwerverkehr schon gar nicht. Dann können wir die Innenstädte nicht mehr beliefern. So weit wird es nicht kommen. Genau. Der Sprung ist zu weit nach vorne. Es gibt zu dem Thema derzeit keine vernünftige Lösung. Da sehe ich im Übrigen auch die Nutzfahrzeugindustrie in der Pflicht: Denn zwischen Diesel und Elektro-Lkw gibt es keine Angebote. Es muss jedoch eine Zwischenlösung geben. Für mich kommt da nur der Hybrid-Antrieb infrage. Aber wir dürfen auch die regenerativen Kraftstoffe nicht außer Acht lassen. Es wird also Ausnahmen für den Güterverkehr geben. Kann der LBT dann seinen Unternehmern sagen: Viel Lärm um nichts, ihr braucht nichts zu befürchten? Lechner: Nein. Wir müssen immer damit rechnen, dass eine Stadt aus der Hüfte heraus ein Dieselfahrverbot verhängt. Und viele unsere Nahverkehrsbetriebe haben andere Investitionszyklen. Da sind natürlich auch welche dabei, die keine Euro-5-Lkw besitzen, für die es dann aber eine Ausnahmegenehmigung geben müsste, wie es bei Feinstaub ja derzeit schon der Fall ist. Sicher ist eine andere Belastung, die ab Juli 2018 kommen soll: die Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen. Bereitet Ihnen die Sorge? Ach: Wir leben seit 2005 mit der Maut. Insoweit ist das Thema sowohl bei uns als auch bei unseren Kunden bekannt. Fest steht jedoch, dass insbesondere Flächenstaaten wie Bayern durch die Bundesstraßenmaut als Standort nicht attraktiver werden. Wann muss die Mauthöhe spätestens bekannt sein, damit die Unternehmen rechtzeitig die Maut weiterleiten können? Ach: Es wäre schon wichtig, dass man die Mauthöhe ein Jahr vorher kennt, um sie in Jahresverträgen entsprechend zu berücksichtigen. Das wird dann jetzt schon nicht mehr eingehalten. Lechner: Das wird die Frage sein, ob die Maut auf den Bundesstraßen tatsächlich zum 1. Juli kommt. Das Wegekostengutachten dazu liegt noch nicht vor. Und durch die Bundestagswahl könnte sich der Termin noch verschieben. Aber dies ist alles Spekulation. Wir haben unsere Mitglieder auf den 1. Juli 2018 mit mindestens derselben Mauthöhe wie auf der Autobahn hingewiesen. Derzeit brummt die Konjunktur. Auch bei den Mitgliedsunternehmen des LBT? Ach: Wir haben alle gut zu tun. Wir leiden jedoch unter Fahrermangel. Viele haben Fahrzeuge am Hof stehen und können sie nicht besetzen. Uns fehlt der Nachwuchs. Lechner: Trotz des Mangels an Kapazitäten gelingt es jedoch kaum, höhere Preise durchzusetzen. Der Laderaum ist zwar weniger geworden, das heißt jedoch nicht, dass sich die Preise erholt haben, vor allem nicht im klassischen A-B-Verkehr. Wie kann man das Fahrerproblem lösen? Ach: Der Beruf des Fahrers ist derzeit nicht attraktiv. Das hat viele Gründe: die gesunkene Wertschätzung, die Löhne, die im Vergleich zu den Industriearbeitern gesunken sind, unkalkulierbare Arbeitszeiten. Und nicht zuletzt wird der Fahrer an vielen Abladestellen schlecht behandelt. Deshalb müssen wir das Berufsbild des Fahrers und das der gesamten Branche wieder attraktiver machen. Wir werben hierfür seit längerer Zeit im Rahmen des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik der Bundesregierung. Dies ist aber das Gemeinschaftswerk vieler Beteiligter, nicht nur der Verbände. ...... Vita Hans Ach Ach wurde am 24. Juni zum neuen Präsidenten des LBT gewählt. Sein Vorgänger, Hans Wormser, trat altersbedingt nach fast 20-jähriger Amtszeit von dem Posten zurück.Ach, Jahrgang 1963, ist seit 2011 Vizepräsident im LBT. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der Spedition Niedermaier in Landau, die 1945 von seinem Großvater Josef Niedermaier gegründet wurde. Das Unternehmen beschäftigt zurzeit 200 Mitarbeiter und verfügt über einen Fuhrpark von 110 Lkw. cd Vita Sebastian Lechner Lechner, Jahrgang 1957, studierte nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann an der Universität in Augsburg Rechtswissenschaften und trat im April 1988 als Mitarbeiter in die Hauptgeschäftsstelle des LBT ein. Zum 1. Januar 1990 übernahm er die Geschäftsführung des LBT für den Regierungsbezirk Oberbayern. 1996 wurde er zum neuen Hauptgeschäftsführer des Verbandes berufen. Seit 2012 ist er geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des LBT. cd