Bremen. Das erste deutsche Handelsschiff, die „Beluga Fraternity“, hat die sogenannte Nordostpassage vor der Küste Sibiriens erfolgreich befahren. Das zweite Schiff, die „Beluga Foresight“, sollte noch am Mittwoch diese Passage abschließen, teilte eine Sprecherin der Bremer Reederei Beluga Shipping mit. Die Schiffe transportieren Teile für einen Kraftwerksneubau im sibirischen Surgut. Die weitere Reise führe die Schiffe nun nach Nigeria, sagte die Sprecherin. Die Route ist gut 5400 Kilometer kürzer als die traditionelle Strecke durch den Suezkanal. Die Schiffe wurden von russischen Eisbrechern begleitet. Das sei allerdings nur „vorsichtshalber“ geschehen; benötigt worden seien sie nicht, sagte die Sprecherin der Reederei. Wegen des Klimawandels können mittlerweile im Sommer Schiffe in der Eismeer-Region fahren. „Mit dem Abschluss der Nordostpassage und zuvor der sicheren Ablieferung der Ladung in einem eher entlegenen Gebiets Sibiriens haben wir das Tor geöffnet für einen Seeweg, der in der Zukunft gewiss weiter an Bedeutung gewinnen wird“, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter der Reederei, Niels Stolberg, in einer Pressemitteilung. Durch die Abkürzung habe die Reederei Reisekosten in Höhe von rund 300.000 Euro je Schiff gespart. Die Bremer Reederei will auch im nächsten Jahr das relativ eisfreie Zeitfenster von sechs bis acht Wochen für Passagen nutzen. Für das kommende Jahr seien bereits Kontrakte für den Transport diverser Schwerstücke mit einem Einzelgewicht von bis zu 1000 Tonnen fest eingebucht. Bis zu sechs Schiffe wolle die Reederei künftig auf der Nordostpassage einsetzen, hieß es. Dazu sollen neue Schiffe mit einer auf 20.000 Tonnen nahezu verdoppelten Traglast eingesetzt werden, die in diesem Winter an Beluga Shipping ausgeliefert werden sollen, sagte die Sprecherin. Ob auch andere Reedereien die Nordostpassage nutzen wollen, wisse sie nicht. Für solche Strecken seien immerhin besondere Schiffe der entsprechenden Eisklasse notwendig. Versuche, die Nordostpassage zwischen den Häfen Wladiwostok und Murmansk mit Frachtschiffen in einer Saison zu bewältigen, scheiterten bislang nach Angaben der Beluga-Reederei ausnahmslos. Am weitesten kam der schwedische Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld. Mit dem 300-Tonnen-Dampfschiff „Vega“ startete er 1878 im norwegischen Tromsö. 120 Kilometer vor dem Ziel blockierte Eis die Weiterfahrt. Erst nach einer Überwinterung erreichte Nordenskiöld 1879 den Pazifik. Erfolgreich war lediglich ein deutsches Kriegsschiff. Der Hilfskreuzer „Komet“ schaffte die Passage mit Unterstützung sowjetischer Eisbrecher im Sommer 1940. (dpa)
Erste Nordostpassage geglückt
Das erste deutsche Handelsschiff, die „Beluga Fraternity“, hat die sogenannte Nordostpassage vor der Küste Sibiriens erfolgreich befahren