Eine Box für Europa

Eine Box für alle und damit Schluss mit dem OBU-Chaos im Lkw-Fahrerhaus: Was lange Zeit ein frommer Wunsch war, wird mit dem Europäischen Elektronischen Mautservice - kurz EETS - jetzt endlich Realität. Frankreich, Portugal, Spanien, Italien, Österreich, Belgien inklusive Liefkenhoektunnel und Polen mit der Autobahn 4 Katowice - Krakau zählten zu den ersten Ländern, in denen der Einsatz von EETS-Lösungen möglich war. Deutschland, staatliche Autobahnen in Polen, Norwegen, die dänischen Öresund- und Storebæltbrücke, Slowenien und Ungarn folgen nun Zug um Zug in diesem Jahr; Tschechien und die Slowakei voraussichtlich im Jahr 2020 - abhängig jeweils von individuellen Zertifizierungsprozessen und technischen Anforderungen. Die Aufschaltung der jeweils neuen Ländermauten auf die EETS-Boxen erfolgt dabei "Over-the-Air". Kein Wunder also, dass für viele Anbieter von Tankkarten und Mobilitätsservices das Thema EETS auch in diesem Jahr dominiert. Die OBU kann jetzt auch Telematik So meldete Aral jüngst, dass die Maut auf deutschen Straßen und in sieben weiteren Ländern ab sofort über die neue Aral-Mautbox für EETS abrechenbar ist. Neben den sieben Startländern und Deutschland sollen in diesem Jahr Ungarn, Polen, Norwegen (AutoPass-System), Slowenien sowie die Öresund- und Storebæltbrücke hinzukommen. Mit der EETS-Einführung erweitert die blau-weiße Marke zudem den Leistungsumfang ihrer Mautlösung. Nach vorheriger Freischaltung können im Rahmen des sogenannten Advanced-Angebotspakets erweiterte Telematikfunktionen genutzt werden. Darin sind eine Positionsanzeige aller Fahrzeuge, der Fahrzeug-Status - fahrend, wartend oder parkend - sowie die letzte gefahrene Route und die Verkehrslage enthalten. Außerdem lassen sich detaillierte Informationen über Fahrzeugaktivitäten im Zeitverlauf abrufen. Zudem gibt es Zugriff auf zwei Apps - eine für den Fuhrparkmanager und eine für den Fahrer. Fuhrparkmanager können über die App alle Informationen des "Telematik-Centers" mobil abrufen. Die europaweit über die Tankkarte abgewickelten Umsätze werden zusammen mit den Mautgebühren in einer Abrechnung aufgelistet. Der Aral-On-Road-Service beispielsweise für Fähren, Lkw-Wäschen oder Parken ist ebenfalls enthalten. In Sachen EETS im Plan sieht sich auch die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG). Deren Flex-Box Europa steht vor dem Start in Deutschland. Die Systemtauglichkeit der OBU wurde vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bereits bestätigt. Aktuell wird die sogenannte Flex-Box Europa für die Mautabrechnung in Belgien, Frankreich, Österreich, Spanien, Portugal eingesetzt. Weitere Mautsysteme kommen im Laufe des Jahres hinzu. Die Box bietet ebenfalls Optionen im Bereich Telematik. Auch der Tankkartenanbieter OMV geht mit einer eigenen Mautlösung ins Rennen und legt seinen Länderfokus auf den Ost-West-Korridor vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik. Seit November letzten Jahres bietet OMV derzeit als einziger Anbieter die Kombination aus Österreich und Ungarn an, beides im vollen Post-Pay-Modus. In Kürze soll die Länderpalette ergänzt werden um Frankreich, Deutschland, Spanien und Portugal. Einzelfahrten-Reporting bei UTA Die UTA hat nach der Zulassung durch das BAG kürzlich Deutschland als weiteres Land an ihre EETS-Lösung UTA One angebunden. Darüber hinaus werden zurzeit die sieben EETS-Startländer unterstützt. Weiterhin soll UTA One sukzessive auf Tschechien, Ungarn, Slowenien, Polen sowie die zentralen Routen, Brücken und Fährverbindungen in Skandinavien ausgeweitet werden. Die Integration erfolgt, sobald EETS dort verfügbar ist. UTA gibt seinen Kunden zudem als erster EETS-Provider ein genaues Einzelfahrten-Reporting an die Hand, das eine detaillierte Auswertung der zurückgelegten Mautstrecken jedes einzelnen Lkw enthält und als Abrechnungsgrundlage für die Auftraggeber dient. Die Services gelten auch für die Mercedes Service Card. Bei Total arbeitet man ebenfalls an einer eigenen EETS-Lösung, der sogenannten Passango Box. Diese ist bereits heute in Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien und Österreich zugelassen. Die Zulassung hierzulande steht laut Unternehmensangaben kurz bevor. Weitere europäische Länder sollen in Kürze folgen. Mobiles Bezahlen per E-Wallet Auch die Franzosen nutzen die neuen Möglichkeiten und erweitern den Service um Telematikfunktionen, die über die reine Ortung hinausgehen. Befindet sich der Lkw beziehungsweise die OBU zum Zeitpunkt der Zahlung mit der Total Card nicht am selben Ort, tritt eine Warnfunktion in Kraft. Weitere Besonderheiten: Kunden zahlen nur bei tatsächlicher Nutzung der Box Gebühren, es gibt kein Monatsabo. Zudem unterstützt Total die Kunden mit einer Übernahme der Umrüstungskosten. Neben den Mautservices hat Total auch sein weiteres Portfolio ergänzt, etwa im Bereich Mobile Payment. Kartenkunden können ihre Tankrechnung künftig mit dem Smartphone begleichen: Die Tankkarte ist in der sogenannten Total E-Wallet hinterlegt. Neben dem schnellen Bezahlvorgang direkt an der Zapfsäule soll die in die E-Wallet integrierte Tankkarte zudem Sicherheit vor Fehlbetankungen oder Tankbetrug bieten, betonen die Total-Verantwortlichen. Shell und DKV bald startklar Eine Box für Europa lautet auch das erklärte Ziel bei Shell. So ist Shell Teil des Konsortiums Toll4Europe geworden, das an der Entwicklung einer EETS-Box arbeitet. Da die Entwicklungen von Shell direkt vorangetrieben würden, könnten Kunden sicher sein, sofort zu erfahren, wann die Einführung des Produktes erwartet wird, lässt der Anbieter wissen. "Generell haben wir neben Toll4Europe noch die Axxesund die Telepass-Box. Dadurch sind wir breiter aufgestellt und können auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen", so Rainer Klöpfer, Geschäftsführer Euro-Shell. Hinsichtlich neuer Tankkartenservices steht bei Shell das Thema Mobile Payment ganz oben auf der Agenda. Im Sommer wird es für Shell-Card-Nutzer möglich sein, ihre Tankfüllung bequem aus dem Fahrzeug heraus per App zu bezahlen. Diesen Service bietet Shell bereits für Privatkunden an. Der DKV beschäftigt sich derzeit ebenfalls vornehmlich mit der Markteinführung seiner neuen OBU, die wiederum von Toll4Europe bezogen wird. Die jüngst erfolgte Zulassung der DKV Box Europe für Deutschland steht noch unter dem Vorbehalt der letzten Zustimmung durch das BAG. Laut Jürgen Steinmeyer, Director Toll beim DKV, liege man aber voll im Plan. "Wir müssen nicht die Ersten im Markt sein. Aber wir müssen unseren Kunden Qualität anbieten, die verbindlich funktioniert", betont Steinmeyer. Fest stehe aber: Die DKV Box Europe selbst ist ab Mai für alle Länder bestellbar, in diesem Jahr werden die Mauten für Belgien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Portugal verfügbar sein. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Tankkarten" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Marktübersicht Online Interaktiv Anbieter suchenDie Online-Version der Marktübersicht Tankkarten bietet zahlreiche Detailinformationen zu den einzelnen Anbietern sowie den von ihnen angebotenen Services und Dienstleistungen. Mittels zahlreicher Filter können VerkehrsRundschau-Abonnenten kostenlos unter über 20 Tankkartenanbietern genau nach den Services suchen, die sie für ihren Fuhrpark benötigen. mhDie Marktübersicht auf VR plus:www.verkehrsrundschau.de/plus/tankkarten

Eine Box für Europa

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