Ein Würfelspiel mit klarem Sieger

Ein Würfelspiel mit klarem Sieger Im Vergleich treten zwei DAF XF an: Was hat das Flaggschiff XF 105.510 mit Super Space Cab der 410 PS-Fernverkehrs-Einstiegsversion mit Space Cab voraus?Auch ohne die einst avisierte Topvari-ante hat der DAF XF 105 die Nase an der Verkaufsfront vorne. Während MAN und Volvo in weit über 600 PS und jenseits der 3000-Nm-Grenze schwelgen, haben die Holländer ihre 560-PS-Variante immer noch nicht auf der Straße. Trotz "nur" 510 PS Maximalleistung hat sich der 105er auf den dritten Platz der Zulassungsstatistik hochgearbeitet. Statt mit Power lockt er mit Zuverlässigkeit, gutem Image und seiner riesigen Kabine.Kleckern oder klotzen?Wie es um die Qualitäten der Modelle bestellt ist, soll der Vergleich zwischen einem XF 105.510 mit riesiger Super Space Cab-Kabine inklusive typischer "Space Lights" sowie der Einsteigervariante XF 105.410 mit fernverkehrstauglichem SpaceCab-Fahrerhaus zeigen.Motorisch schöpfen beide Holländer aus dem Vollen. Genügen in der 400-PS-Klasse bei anderen Herstellern inzwischen zehn Liter Hubraum, wartet der so genannte MX-Sechszylinder mit einem Hubvolumen von 12,9 Litern auf. Entsprechend kraftvoll geht er zu Werke. Schon als 410er schwingt er sich ab 1000 Kurbelwellenumdrehungen auf ein Drehmoment-Plateau von 2100 Nm. Die Nenndrehzahl von 1900 Touren ist von theoretischer Natur – selbst 1700 Umdrehungen sind selten nötig. Trotz seiner Kraftreserven läuft der Vierventiler ruhig, unaufgeregt, harmonisch und mit fülliger Leistungskurve. Nur unter Last zeigen sich bei 1000 Touren leichte Vibrationen.Trotz gleichem Hubraum zeigt sich der 510er von anderem Schrot und Korn. Fast explosionsartig setzt bei 900 Touren der Schub ein. Wer in der kleinen Gruppe nicht wenigstens vier Gänge überspringt, hängt mit dem Schalten ständig dem Drehzahlanstieg hinterher. 560 PS sind also wirklich nicht nötig, zumal der XF 105.510 trotz langer Achsübersetzung extrem flott unterwegs ist. Seine Lautäußerungen sind subjektiv höher, kerniger und strahlen deutlich mehr in den großen Resonanzkörper des Super Space Cab ab. Leider wirkt der stärkste der MX-Motoren hektisch und etwas nervös. Unterm Strich erzieht der 410-PS-Motor eher zu einer entspannten und ruhigen Fahrweise. Allerdings glänzt der 510er mit guter Ökonomie. Im VR-Profi-Test ließ er das 460-PS-Pendant in puncto Verbrauch weit hinter sich.Bei der Wahl des Getriebes gibt es keine Alternative: Die automatisierte AS-Tronic muss es sein. Mehr Fahr- und Schaltkomfort geht nicht. Mit separatem Rangiermodus ermöglich der "Automat" gefühlvolles Reversieren. Die Schaltgeschwindigkeit ist nicht ganz so hoch wie bei Volvos I-Shift, aber schneller als bei der Powertronic von Mercedes. Nach Anstiegen könnte das ZF-Getriebe eher in den nächsthöheren Gang schalten und für den enorm starken 510er liegt das Drehzahlniveau insgesamt zu hoch. Da keine Unterschiede erkennbar sind, arbeitet DAF offensichtlich mit einer Grundsteuerung für alle Motoren. Besser wäre es, die Schaltcharakteristik auf die unterschiedlichen Motoren abzustimmen.DAF hat beim XF eine passable Betriebsbremse hinbekommen. Die Scheibenbremsen verzögern schnell und wirkungsvoll – wenn sich der Fahrer erstmal ans typische "Trittplatten-Bremsventil" gewöhnt hat. Die Investition in die Zusatzmotorbremse (MX) nach System J-Brake lohnt in jedem Fall. Trotz 12,9 Liter Hubraum vollbringt die normale Auspuffklappe keine Wunder an Verzögerungsleistung. Sich für den ZF-Intarder zu entscheiden, ist kein Fehler. Die Integration von J-Brake, Retarder und AS-Tronic in den (Brems-)Tempomat ist gelungen. Der Fahrer kann sich voll aufs Fahren konzentrieren, hoch- und runterschalten sowie verzögern und beschleunigen macht der DAF von ganz alleine.Einen Abstandstempomaten bieten die Holländer immer noch nicht an. Dafür gibt's ein so genanntes Optionspaket "Safe Drive" mit Xenon-Licht, Fahrerairbag, Spurwechsel-Warnsystem und Achslast-überwachung, bei dem sich zum Einzelpreis von 5035 Euro etwas sparen lässt. Wer noch Geld übrig hat und in Sicherheit investieren möchte, bekommt für 2845 Euro eine elektronische Stabilitätsregelung (VSC), die in den Test-LKW früh und unvermittelt anspricht. Mit "Paketen" ist DAF insgesamt gut bestückt. Weitere Sammelaktion zum Vorzugspreis ist das 4050 Euro teure Aero-Drive-Paket, das inklusive Seitenverkleidungen alle wichtigen Bauteile für eine strömungstechnisch optimierte Zugmaschine beinhaltet. Mit all diesen Paketen lässt sich ein überkomplett ausgestatteter LKW konfigurieren. Sagte man bislang deutschen Herstellern nach, sie würden billige Basis-LKW mit ellenlangen Aufpreislisten verkaufen, scheinen inzwischen auch die Marketingexperten in Eindhoven Gefallen daran gefunden zu haben. Der XF 150.510 im Test kommt auf einen Listenpreis von 199.500 Euro. Hohen Anteil an dieser stolzen Summe hat alleine das rund zwei Zentner schwerere Super Space Cab-Fahrerhaus und der gegenüber dem 410er knapp 10.000 Euro teurere Motor. Dagegen nimmt sich der Mehrpreis für Euro 5 von gut 2000 Euro schon versöhnlich aus.Bis zur Trennfuge des Daches sind beide Kabinen völlig identisch. Die 37 Mehr-Zentimeter der Großraumhütte machen allerdings einiges aus. Hier können auch groß gewachsene Fahrer stehen, der Stauraum ist um 180 Liter größer.Mag die Würfelform der Kabinen ein Albtraum für Aerodynamiker sein, für Innenraumgestalter ist sie ein Traum. Ungeachtet ob Space Cab (SC) oder Super Space Cab (SSC), der DAF bietet enorm viel Bewegungsfreiheit. Details, wie der ausziehbare Kühlschrank, kommen gut bei den Fahrern an. Er gehört zur Serienausstattung des 4720 Euro teuren "Luxury Drive"-Pakets mit zusätzlichem CD-Radio, Skylights (SSC) bzw. Kombileuchten im Stoßfänger (SC), lackierten Spiegelgehäusen und Zentralverriegelung. Auf die nach billigem Plastik aussehende Alu-Look Armaturentafel lässt sich verzichten – auch die Holzoptik wirkt billig. Der Lenkradverstellbereich fällt groß aus, die Sitze sind sehr bequem. Die im Grundpaket nur manuell geregelte Klimaanlage fällt manchmal durch einen unkontrollierten, heißen Lufthauch nach dem Starten des warmen Motors auf. Neu ist die untere Komfortmatratze, die man sich unbedingt gönnen sollte. Die Mimik der Aufstiegsleiter, wie auch der ausgeklügelte Hebemechanismus des oberen Bettes, samt seiner Handtuchhalter, funktionieren bestens. Schon seit dem seligen 95 XF verstecken sich hinter dem griffigen Rund des aufpreispflichtigen Ledervolants Schalter, ebenso links und rechts der Lenksäule. Ansonsten gibt der Holländer kaum Rätsel auf. Die sechs Rundinstrumente beschränken sich auf Basisinfos. Über einen großen Drehknopf auf der rechten Seite kann der Fahrer das umfangreiche Bordcomputer-Menü bedienen. Das ist narrensicher, aber leider ohne individuelle Anzeige. Für 310 Euro Aufpreis gibt's ein auf 150.000 km verlängertes Serviceintervall ohne teureres Synthetiköl. Mit standardmäßig 90.000 km Serviceintervall (erster Service bei 50.000 km) liegt DAF leicht unterm Durchschnitt. Getriebe und Hinterachse wollen alle 300.000 km frischen Schmierstoff. An Garantien bieten die Holländer Übliches: Ein Jahr aufs Gesamtfahrzeug – inklusive Bergungsservice bei Pannen sowie zwei Jahre auf die Komponenten des Antriebsstranges und die Fahrerhauslackierung.Das Fahrgestell des XF ist bis auf Achsschenkel und Kardanwelle wartungsfrei. Auf das Problem der beim Vorgänger ausschlagenden Kabinenlagerungen hat DAF mit neuen Fettbuchsen reagiert. Alle wichtigen Füllstände überwacht der Bordcomputer, einen Ölpeilstab gibt's nur direkt am Motor. Wer Xenon-Scheinwerfer ordert, muss im Falle eines Defektes die vor-dere Verkleidung abnehmen (Torx-Schlüssel im Bordwerkzeug). Dank pneumatischer Kupplungsbetätigung fällt ein defektanfälliger Ölhydraulikkreislauf weg.Welchen also bestellen? Ein XF105.410 mit SpaceCab, Automatik, MX-Motorbremse und Aerodynamik-Paket ist die Toplösung. Xenon ist überflüssig, VSC sinnvoll – aber teuer, das verlängerte Serviceintervall empfehlenswert.❙❚■ Gerhard GrünigWassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor, DAF MX 375; ein Abgasturbolader, Ladeluftkühlung, vier Ventile pro Zylinder, Euro 5 mit SCR, Achtloch-Düsen; Hubraum: 12.900 cm3; Bohrung x Hub: 130 x 162 mm; Verdichtung: 18,5:1; Pumpe-Düse-Einspritzung; Leistung: 510 PS bei 1500-1900/min; max. Drehmoment: 2300 Nm bei 1000-1410/minBatterien: 2 x 12V 225 Ah; Lichtmaschine: Drehstrom 28V/80A; Anlasser: 6,0 kW; Beleuchtung: H7/H4 (optional Xenon)automatisierte, pneumatisch betätigte MFZ 430 ZF-Sachs Einscheiben-Trockenkupplung; automatisiertes, unsynchronisiertes ZF 12AS2540 Dreigang-Grundgetriebe mit Range- und Splitgruppe; 12 Vorwärtsgänge; 2 Rückwärtsgänge; ZF-Intarder als Option; Spreizung: 15,68-1,00; Hinterachsübersetzung: i=2,69vorne: starre Faustachse DAF 152 N mit Zweiblatt-Parabelfederung und Stabilisator; hinten: einfach untersetzte Hypoidachse DAF SR 1347 mit Vierbalg-Luftfederung und über Schaltmuffe zuschaltbarer Differenzialsperre; Bereifung: 315/70 R 22.5 auf Alufelgen 9.00 x 22.5Zweikreis-Druckluftbremsanlage mit Scheibenbremsen rundum, EBS, ABS, ASR, Lufttrockner, Feststellbremse durch Federspeicher auf die Hinterachse wirkend; Motorbremse: Auspuffklappe + MX-Motorbremse, ZF-IntarderRadstand: 3800 mm; L x B x H: 6001 x 2490 x 3830 mm; Leergewicht (mit Fahrer, 400 l Diesel und 60 l AdBlue): 7740 kgWassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor, DAF MX 300; ein Abgasturbolader, Ladeluftkühlung, vier Ventile pro Zylinder, Euro 5 mit SCR, Achtloch-Düsen; Hubraum: 12.900 cm3; Bohrung x Hub: 130 x 162 mm; Verdichtung: 18,5:1; Pumpe-Düse-Einspritzung; Leistung: 410 PS bei 1500-1900/min; max. Drehmoment: 2000 Nm bei 1000-1410/minBatterien: 2 x 12V 225 Ah; Lichtmaschine: Drehstrom 28V/80A; Anlasser: 6,0 kW; Beleuchtung: H7/H4 (optional Xenon)automatisierte, pneumatisch betätigte MFZ 430 ZF-Sachs Einscheiben-Trockenkupplung; automatisiertes, unsynchronisiertes ZF 12AS2040 Dreigang-Grundgetriebe mit Range- und Splitgruppe; 12 Vorwärtsgänge; 2 Rückwärtsgänge; ZF-Intarder als Option; Spreizung: 15,68-1,00; Hinterachsübersetzung: i=2,69vorne: starre Faustachse DAF 152 N mit Zweiblatt-Parabelfederung und Stabilisator; hinten: einfach untersetzte Hypoidachse DAF SR 1347 mit Vierbalg-Luftfederung und über Schaltmuffe zuschaltbarer Differenzialsperre; Bereifung: 315/70 R 22.5 auf Alufelgen 9.00 x 22.5Zweikreis-Druckluftbremsanlage mit Scheibenbremsen rundum, EBS, ABS, ASR, Lufttrockner, Feststellbremse durch Federspeicher auf die Hinterachse wirkend; Motorbremse: Auspuffklappe + MX-Motorbremse, ZF-IntarderRadstand: 3800 mm; L x B x H: 6001 x 2490 x 3800 mm; Leergewicht (mit Fahrer, 400 l Diesel und 60 l AdBlue): 7650 kgDie Basis reicht Als 410er gefällt der große DAF durch seine harmonische Kraftentfaltung. Nach unseren Erfahrungen ist allerdings der 510er der relativ ökonomischere Motor. Dem etwas verminderten Stauraum des SpaceCab steht eine straffere Kabinenfederung und immer noch genügend Lebensraum entgegen. Das luxuriöse Super SpaceCab schaukelt auf engen Wegen wie ein Schiff in der Dünung. Trotzdem ist es eine Belohnung für verdiente Fahrer.Kaufpreis: 87.000.-€Einsatztage/Auslastung: 240/80%Reifenlaufleistung: 145.000 kmVerbrauch: 31,7l/100 kmKostenrechnung DAF XF410SC (km-Kosten/Leasingbeispiel)*1. km-Kosten (nur Fahrzeugkosten SZM, ohne Teuerung/Restwert; 150.000 km Jahreslaufleistung, inkl. Regelwartung)Fixkosten: 0,11 € pro km; variable Kosten: 0,49 € pro kmGesamtkosten: 0,60 € pro km; Kosten pro Jahr: 91.000.- €2. Leasing (SZM, über die Herstellerbank, 48 Monate Laufzeit, keine Anzahlung, 20% Restwert, 150.000 km/Jahr)1100.- € pro Monat (ohne Wartungsvertrag)1240.- € pro Monat (mit R+W-Vertrag)

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