Ein Markt wie ein Staubsauger

Ein Markt wie ein StaubsaugerFür die Fahrzeughersteller war die Messe Comtrans in Moskau ein großer Erfolg. Russland boomt und deshalb kauft man dort alles, was Räder hat. Hier treffen russische Produkte auf blitzende US-Trucks und teure Europäer auf billige Chinesen.Die Comtrans sei extrem wichtig für Krone, erklärt Marketing- und Vertriebs-Geschäftsführer Gero Schulze-Isfort und ja, er könne ein paar Bilder dieser Messe mitbringen. Klar, dass die Emsländer hier in erster Linnie mit der Bordwandausführung ihres Profiliners punkten. Ebenso rücken auch Schmitz und Humbaur hier eher die Bordwandversionen in den Vordergrund. Auch die Gersthofener sind laut Marketing-Leiterin Eva-Maria Pohl "hochzufrieden" mit der Messe. Interessant fand sie vor allem, dass "die russischen Kunden höchsten Wert auf Qualität legen". Allerdings scheint das mit Blick auf die chinesischen Exponate nicht für alle zu gelten. Shaanxi stellte eine MAN-F2000-Kopie mit Steyr-Motor aus – mit verrosteter Pritsche. Auch der Beifang mit Lizenzkabine des Mercedes SK ist weit weg von der Daimler-Qualität. Die Mercedes-Mannen mussten derweil akzeptieren, dass die US-Tochter Freightliner mittlerweile deutlich mehr Autos in den russischen Markt bringt als sie selbst. Der niedrige Dollarkurs macht einen gebrauchten Coronado billiger als einen Actros. Deshalb überlegt man schwer, ob man das geplante Montagewerk auf Mercedes- und Freightliner-Trucks auslegt, ebenso wie Volvo neben den 10.000 eigenen Autos auch 5000 Renault Trucks montieren möchte. Freightliner ist stärker als MercedesUnter den europäischen Marken beansprucht Scania die Marktführerschaft für sich, was die Schweden aber ihrem brasilianischen Werk zu verdanken haben, das günstigere, technisch einfachere Versionen baut als Westeuropa. Bei den Import-Neuzulassungen musste man 2007 aber Freightliner und die chinesischen Howo ziehen lassen. Mit Howo kooperiert auch das schwer angeschlagene Moskauer Unternehmen Zil, hier zu Lande vor allem bekannt für seine riesigen Repräsentationslimousinen. Allerdings seien laut einem Branchenkenner weder Howo noch Zil berühmt für hohe Fertigungsqualität. Wie Zil leidet jedoch die gesamte russische LKW-Branche an den stärker werdenden Importen: Mit den Hightech-Trucks Europas kann man (noch) nicht mithalten und im angestammten Billigsegment greifen die Chinesen an. Dennoch möchte der Kreml LKW-Fertigung und -Know-how im Land behalten. Folglich hat man mehrere Komponentenhersteller in einen Konzern gepackt, der als bekannteste Marke die LKW des Herstellers Kamaz unter dem Dach hat. Kamaz als HoffnungsträgerDort können sich ausländische Konzerne gegen Know-how und frisches Geld mit einer Minderheitenbeteiligung einkaufen. Immerhin konnte Kamaz die Produktion 2007 um 23 Prozent auf rund 52.000 schwere Einheiten steigern. Langfristig braucht man aber Zugang zur Euro-6-Technologie, mittelfristig wenigstens neue Kabinen. Hier tut sich der weißrussische MAZ-Konzern leichter: Die schwere Baureihe erhielt in den Neunzigern eine neue Hütte, die auch westeuropäischen Standards halbwegs genügt und erst geliftet wurde. Auf der Comtrans schlug unter der Haube ein 435 PS starkes Daimler-Herz.Zwischen Russen, Chinesen und Europäern reihen sich preislich die türkischen LKW ein und auch die Japaner haben ein Auge auf den momentan noch wilden russischen Markt geworfen. Die starken Unterschiede seien laut SAF-Holland-Verkaufsdirektor Klaus Jürgen Stegmann auch regional bedingt: Bis Moskau ordere man verstärkt europäische Züge, die auch nach Westeu-ropa fahren können. An der chinesischen Grenze dominierten allerdings ganz andere Fabrikate. ❙❚■ Gregor Soller, Fedor Lapshin

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