Drogerieprodukte wandern ins Web

Von 2011 bis 2013 versuchte es der DM Drogeriemarkt schon einmal mit dem Online-Handel und kooperierte dafür mit Amazon. Kunden sollte es so ermöglicht werden, auch digital auf 1700 Produkte aus dem unternehmenseigenen Markensortiment zuzugreifen. Doch die Zeit für das Projekt war wohl noch nicht reif. Denn zwei Jahre später, im Juli 2013, verkündete DM das Ende der Zusammenarbeit mit Amazon. "Die Entwicklung der Absatz- und Umsatzzahlen bei Amazon zeigt uns, dass drogistische Produkte offenbar nach wie vor bevorzugt im stationären Einzelhandel gekauft werden", zitierte die Welt DM-Chef Erich Harsch. Am 15. Juli 2015 wagte der Drogeriekonzern mit dem DM-Onlineshop nun einen zweiten Versuch. 11.000 Artikel aus dem Sortiment des Unternehmens können Endkunden nun online bestellen und sich nach Hause liefern lassen. Der Standardversand bei einem Bestellwert über 25 Euro liegt bei 4,95 Euro - bei einer Lieferzeit von zwei bis drei Tagen. Und dieses Mal geht die Rechnung offenbar auf. Bestellt würden hier, nennt Christian Bodi, als DM-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Logistik, erste Erfahrungswerte, vorzugsweise voluminösere Waren wie Tierfutter, aber auch Babywindeln. Wie viel Bestellungen über den Onlineshop täglich laufen, sagt er aber nicht. Nur so viel, dass diese über den Erwartungen liege. "Wir sind also zufrieden." Trotz starker Wettbewerber wie Rossmann, Rewe, Lidl und natürlich Amazon. Noch aber ist das Online-Geschäft von DM verschwindend gering. Mit seinen über 1744 Filialen in Deutschland erzielte der Drogeriemarkt-Filialist allein in Deutschland im zurückliegenden Geschäftsjahr 2014/2015 über sieben Milliarden Euro und in Europa neun Milliarden Euro Umsatz. Zufrieden äußert sich Geschäftsführer Bodi auch über die beiden offiziellen Logistikpartner Trans-o-flex Logistik-Service (TOF) und ACL Advanced Commerce Labs, mit denen DM den Onlineshop zum Fliegen bringen will. "Wir haben uns hier für ein sehr weitgehendes Outsourcen der Logistik entschieden", führt Bodi aus. Wenn die Bestellmengen steigen, könne man diese Entscheidung auf den Prüfstand stellen. Extrem kurze Wege für Schnelldreher Im ersten Schritt aber ist die Aufgabenteilung so, dass das österreichische Unternehmen ACL für den Onlineshop der Hauptauftragnehmer von DM ist und sich um das Ordermanagement kümmert, während Trans-o-flex Logistik-Service für das gesamte logistische Fulfillment verantwortlich zeichnet. Der Dienstleister betreibt dafür in Alzenau bei Aschaffenburg das zentrale Verteilzentrum für den neuen Onlineshop. Ein Auftrag, der dem Dienstleister wichtiges Wachstumspotenzial verspricht: "Die Zusammenarbeit mit DM zählt für uns vom Potenzial her zu den größten Aufträgen, die wir bisher erhalten haben", sagt Peter Astor, Geschäftsführer der Trans-o-flex Logistik-Service (siehe Interview). "Bevor der Shop offiziell im Juli 2015 startete, haben wir dafür die Bestände im Online-Verteilzentrum ab Januar 2015 schrittweise hochgefahren, und die Bestell- und Versandabläufe ab Februar und März getestet", führt Astor aus. 5000 Quadratmeter Lagerfläche stelle Trans-o-flex Logistik-Service für die DM-Aktivitäten bereit. Zudem habe TOF ein Logistikkonzept entwickelt, das die Bearbeitung von bis zu 5000 Bestellungen in Fachbodenregalen erlaube. "Wir haben uns aber an diesem Standort die Möglichkeiten gesichert, die Kapazität deutlich nach oben zu fahren." Den logistischen Ablauf schildert der Geschäftsführer Astor wie folgt: Die Ware wird überwiegend nicht direkt durch Lieferanten angeliefert, sondern wird - je nach Artikel - aus den jeweils zuständigen Verteilzentren von DM angeliefert. 20 Trans-o-flex-Mitarbeiter prüfen dann die Produkte im Wareneingang in Alzenau auf Vollständigkeit und Beschädigungsfreiheit, legen die Artikel an, und lagern sie auf vom Lagerverwaltungssystem ausgewählten Plätzen ein. Im Warenausgang stellt der Dienstleister die unterschiedlichen Teile einer Bestellung in der Kommissionierzone zusammen und macht die Aufträge versandfertig. Für zusätzliches Tempo sorgen laut Astor "extrem kurze Wege von Schnelldrehern, die direkt über der Kommissionierzone auf einer zweiten Ebene eingelagert werden". Und im letzten Schritt werden die Pakete, führt er aus, an Deutsche Post DHL und Hermes übergeben, die die Waren den Endempfängern zustellen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Endkunden dieses Mal besser mitspielen - aber das können selbst beste Logistiker nicht im voraus planen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "E-Commerce" www.verkehrsrundschau.de/dossiers