Digitale Helfer werden intelligent

Die Digitalisierung von Lieferketten und internen Prozessen ist nicht erst seit gestern eine Entwicklung, der sich Speditionen und Transportunternehmen stellen müssen. Auch auf der diesjährigen Transport Logistic in München werden vornehmlich in Halle A3 zahlreiche Unternehmen ihre Lösungen und Systeme im Bereich Transport-Management und Telematik demonstrieren - für Einsteiger und Fortgeschrittene. Tourenplanung wird automatisiert Zur noch jungen Disziplin im Transport-Management zählt das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI), bei einigen Anbietern ist die lernende Software aber bereits Realität. Soloplan, das Unternehmen hinter dem Transport-Management-System (TMS) Carlo, will seinen Kunden mit der neuesten Version der Software künftig ein manuell abgestimmtes Machine-Learning-Modell bereitstellen: Wie das Kemptener Unternehmen im Vorfeld der Messe vermeldete, wurde Carlo mit einem leistungsfähigen Algorithmus ausgestattet, der das Verhalten von Disponenten lernen könne. Auf Basis von Daten wie Transportart, Datum, Startpunkt, Zielpunkt, Ladungspositionen oder Gewicht der Ladung wird demnach ein Modell erstellt, mit dem künftige Touren unter Berücksichtigung der erlernten Regeln selbstständig verplant werden. Soloplan stellt das KI-Modell in Halle A3 am Stand 505/606 vor. Dort finden an jedem Messetag um jeweils 10, 13 und 15 Uhr Vorträge zum Thema "Machine Learning und Künstliche Intelligenz in der Transportplanung" statt. Ebenfalls mit KI-Methoden arbeitet das TMS lbase von Axians ICT Austria ( Halle A5, Stand 221). Auf Basis künstlicher neuronaler Netze ermöglicht lbase die Prognose künftiger Warenströme. Historische Sendungsdaten werden hierzu mit Attributen wie Güterklassifikation, Saison, Wochentag oder Volumen erfasst. Output-Neuronen repräsentieren dann die erwarteten Lieferungen je Destination. "Das neuronale Netz lernt stetig durch neue Informationen, die Prognose wird dadurch immer aussagekräftiger. Unsere neue Lösung steigert deutlich die Effizienz der operativen Sendungs- und Transportplanung, benötigte Kapazitäten lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren", erläutert Marcus Eiser, Chief Strategy Officer von lbase. Auch Initions ( Halle A3, Stand 411/512) meldet im Vorfeld der Logistikmesse: "Mehr KI für Opheo". Zu den neuen Features, die im aktuellen Release 5.0 des Transportleitstandsystems enthalten sind, zählen demnach Erweiterungen des sogenannten "IxOptimizers" für die automatische Tourenplanung. Dieser berücksichtige jetzt auch Folgeladeeinschränkungen bei bestimmten Produktwechseln auf dem Fahrzeug, so der Entwickler. Mit dem Smartphone alles im Blick Wer seine Transportprozesse digitalisieren will, muss aber nicht gleich zu KI und Machine Learning greifen. Die Anbieter von Speditionssoftware, die noch weitgehend ohne diese Methoden auskommen, haben ihren Systemen pünktlich zur Messe das ein oder andere sehr nützliche Feature verpasst. Logistische Informationssysteme (LIS), der Softwareanbieter hinter dem Transport-Management-System Winsped, präsentiert an Stand 209/310 in Halle A3 seine zwei jüngsten Neuentwicklungen "ELLi", eine Elektronische Ladeliste, mit der sich per Handy oder Tablet Warenein- und -ausgänge digital abbilden lassen, sowie das ETA-Center, welches Transporte trackt und Ankunftszeiten prognostiziert. Cargo Support ( Halle A3, Stand 323/424) zeigt gleich mehrere Produktneuheiten rund um seine modular aufgebaute CS-Logistiksoftware. Neu ist beispielsweise das Internetportal CS Web, über das Logistikdienstleister und Spediteure ihren Kunden die Online-Sendungsverfolgung beziehungsweise ein lückenloses Tracking & Tracing ermöglichen können. Zudem dient die Plattform als Datendrehscheibe für das digitale Dokumentenmanagement. Ferner wird die neue Generation der Fahrer-App CS Drive gezeigt, die jetzt eine Bausteinlösung mitbringt. Damit könnten Anwender künftig ihre eigenen kundenindividuellen und auftragsbezogenen Arbeitsabläufe definieren. Ebenfalls neu ist das Modul CS Com, das angelehnt an Instant-Messaging-Dienste künftig die führende Kommando- und Nachrichtenzentrale innerhalb von Cargo Support darstellen soll. Mehr Transparenz durch Echtzeitdaten und reibungslos zusammenspielende digitale Prozesse: Das hat sich der Ulmer Telematikanbieter AIS ( Halle A3, Stand 425/526) auf die Fahnen geschrieben und stellt in München ein neues IT-Gesamtpaket vor. Es verbindet die AIS-Telematik unter anderem mit dem Transportmanagementsystem (TMS) der CSD-Transport-Software und dem Tourenplanungssystem Catrin aus dem Hause Alfaplan Management-Software und Consulting. Scan-Hardware der M3 Mobile und ein breites Kommunikationsangebot der XGmobile runden die Lösung ab. C-Informationssysteme ( Halle A3, Stand 220) zeigt auf der Messe nicht nur seine Logistik- und Speditionssoftware C-Logistic, sondern stellt auch neue Funktionalitäten des Webportals C-Info für den mobilen Zugriff auf täglich relevante Daten vor. Nachdem der Entwickler bereits auf der diesjährigen Logimat die neu gestaltete Weboberfläche im Bereich der Lagerverwaltung gezeigt hatte, folgt nun der Teilbereich der Transportabwicklung. So stehen den Anwendern künftig auch die Auftragserfassung, die Auftragsauskunft sowie der Bereich der Frachtführerrückmeldung mobil zur Verfügung. Zu den Ergänzungen zählen unter anderem die Möglichkeit, Dokumente einzusehen beziehungsweise hochzuladen oder die Anzeige der voraussichtlichen Ankunftszeit (ETA). So könnten zum Beispiel berechtigte Mitarbeiter, Subunternehmer und Kunden in die Supply Chain eingebunden werden. Manuelle Auftragserfassung ade Die auf Telematik und Fuhrparkmanagement spezialisierte TIS ( Halle A, Stand 317/518) zeigt unter anderem das Modul Tislog-Office-Auftragserfassung, das wesentlich erweitert wurde und nun neben dem Erfassen von Abholaufträgen die Rücklieferung von Statusdaten ermöglicht. Mit der Lösung können Verlader über einen persönlichen Login selbstständig Aufträge erfassen, die dann ohne Medienbruch direkt in der Disposition des Spediteurs bereitstehen. Zudem können sie Benutzer anlegen sowie Verladestellen und Empfänger-Adressen pflegen. Durch die Erweiterung sollen sich Spediteure die manuelle Auftragserfassung ersparen, während ihre Kunden von Transparenz profitieren: Der aktuelle Status der angelegten Sendungen kann jederzeit verfolgt werden und lässt sich zudem mit der ETA-Berechnung kombinieren. Analysetools optimieren Prozesse Kratzer Automation legt auf der Transport Logistic ( Halle A3, Stand 219/320) den Fokus auf seine TMS-Lösung Cadis, das Entwicklerangaben zufolge eine vollständige digitale Abbildung aller Logistik-Prozesse auf der ersten und letzten Meile, im Cross-Docking, im Fernverkehr und beim Hofmanagement erlaubt. Im Mittelpunkt steht das neue Release des Moduls CadisBI (Business Intelligence). Das analytische Tool helfe dabei, anhand definierter Kennzahlen oder durch das Kombinieren mehrerer Datenquellen Vorgänge zu bewerten, Prozesse zu optimieren und Ressourcen effizienter zu nutzen, verspricht das Unternehmen. Weber Data Service ( Halle A3, Stand 307/408) zeigt neue Funktionen seiner Software Disponent Plus. Mit der Lösung lassen sich jetzt automatisierte zeitgesteuerte Statistiken erstellen. Außerdem gibt es neuerdings eine integrierte Reklamations- und Schadensverwaltung. Ebenfalls neu ist ein Eventmanager, der bei Handlungsbedarf automatisch Aufgaben generiert und deren Erledigung überwacht. Zudem wird die weiterentwickelte "WDS.app CRM" für das mobile Kundenmanagement vorgestellt. Die App verfügt jetzt über ein Dashboard, das nach Auswahl des Kunden und des gewünschten Zeitraums eine Übersicht über Leads, Umsätze, Reklamationen und Angebote zeigt. Dako ( Halle A3, Stand 201/302) bringt nicht nur die überarbeitete Version 6.0 der Telematikplattform TachoWeb mit nach München, sondern präsentiert auch die Anbindung einer vollautomatischen Tourenplanung. Der sogenannte Smart Planner benötigt für eine Erstellung von Rahmentouren demnach lediglich Kundenadressen, die etwa durch einen Excel-Import bereitgestellt werden, und die Angabe der entsprechenden Fahrzeuge. Darüber hinaus hat sich Dako fit gemacht für den smarten Tachografen, ab 15. Juni Pflicht in neu zugelassenen Lkw. Dako gehört eigenen Angaben zufolge zu den ersten Anbietern, die den neuen intelligenten Tachografen per Remote-Download auslesen können. "Für TachoWeb-Kunden ändert sich nichts, die Übertragung der Daten funktioniert wie gewohnt", betont Dako-Vertriebsleiter Christian Weiß. Mobiler Datenlogger misst Temperatur Dr. Malek ( Halle A3, Stand 102) zeigt einen mobilen Datenlogger zum Aufzeichnen von Temperaturwerten in Transportbehältern: Der ThermoDAN ergänzt die Telematiklösung M3 Telematicware, die damit den in der Pharmalogistik geforderten GDP-Standard hinsichtlich Messprinzip, Messbereich und Genauigkeit erfüllt. Das von der Firma Esys entwickelte Gerät funktioniert ortsunabhängig und ohne Netzspannung. So kann der Temperaturverlauf der gesamten Tour vollautomatisch ausgelesen und per Gateway an die M3-Plattform übertragen werden. Besucher des Spedion-Standes auf der Transport Logistic ( Halle A3, Stand 225/326) werden eine ganze Reihe von Messepremieren erleben. So zeigt der Telematikanbieter das in Kooperation mit Samsung entwickelte Mobile Device Management (MDM) Spedion Mobile Control. "Über das neue MDM lässt sich detailliert einstellen, welche Angebote die Fahrer über das Endgerät nutzen können und welche nicht", erklärt Spedion-Geschäftsführer Günter Englert. Mit der Erweiterung der Spedion-App um das neue Feature Reifendruckkontrolle können Fahrer und Fuhrparkzentrale ab sofort den Druck und die Temperatur einzelner Reifen kontrollieren und überwachen. Ferner wurde pünktlich zur Messe das Webportal Spedionline komplett überarbeitet und mit einer neuen Bedienoberfläche versehen. Ebenfalls neu ist die TruckBox, deren Prototyp während der Transport Logistic erstmals präsentiert wird. Als Ergänzung zur App soll sie dank eigenem GPS-Empfänger, eigener LTE-Datenverbindung und FMS-Schnittstelle für eine zusätzliche, autarke Datenübertragung aus dem Fahrzeug sorgen und so Datenausfälle vermeiden, die entstehen, wenn sich etwa der Fahrer nicht in der App anmeldet. Systemgrenzen überwinden Neues gibt es auch von Logenios zu vermelden, einer vom Spedion-Geschäftsführer Englert initiierten eingetragenen Genossenschaft, die sich den systemübergreifenden Austausch von Daten auf die Fahnen geschrieben hat. Zu den Logenios-Mitgliedern zählen Active Logistics, C-Informationssysteme, EQUIcon Software, LIS, Modulon Webservice, sendOS, Spedion, TB Soft Hans Moser und Transdata Software. Unmittelbare Beitrittskandidaten sind BNS, PTV und Synergie Logistik Software. Auf der Transport Logistic werden die ersten Früchte der Zusammenarbeit zu sehen sein: Logenios präsentiert am Stand von Spedion eine neue Datenrouting-Plattform. Idem Telematics zeigt am Stand der Mutter BPW ( Halle A6, Stand 310) mit TC Trailer Gateway Pro eine neue Version seiner Telematik-Hardware, die sich drahtlos mit Sensoren und Endgeräten im Trailer vernetzt und damit dem Kabelsalat ein Ende bereitet. Flexibles Asset-Tracking Zu den Messe-Highlights des Telematikspezialisten Orbcomm ( Halle A3, Stand 622) zählt unter anderem eine neue Tracking-Lösung basierend auf der Geräteserie CT 3000, die ein streckenbasiertes Monitoring von Drittanbieter-Behältern und -Containern ermöglichen soll, und zwar völlig unabhängig von den Verkehrswegen. Erhältlich ist die neue Serie in zwei Versionen: Der CT 3000 wird fest installiert, während die Asset-Tracking-Lösung CT 3100 über Magnete vorübergehend angebracht wird. Trendfire ( Halle A3, Stand 409) präsentiert seine weiterentwickelte Trailer-Telematik, die jetzt auch Lösungen anderer Hersteller wie Schmitz Cargobull oder Krone integrieren kann. Die aus verschiedenen Quellen stammenden Temperatur-, Ortungs- und EBS-Daten werden via Schnittstelle an das Roadlox-Portal von Trendfire gesendet. Mehr zum Thema im Dossier "Speditionssoftware" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Die Messe Transport Logistic in München ist traditionell auch ein Schaulaufen der Anbieter von Transport-Management-Systemen, Telematik und weiteren IT-Lösungen für die Digitalisierung von logistischen Prozessen. Besucher, die sich über neue Lösungen informieren wollen, steuern die Halle A3 an - hier haben die meisten Aussteller aus diesen Bereichen ihr Wohnzimmer. Digitalisierungs-Umfrage zur Transport Logistic Digitalisierung ist mitnichten nur ein Modewort, sondern ein Thema, das insbesondere die Transport- und Logistikbranche in immer höherem Maße betrifft. Um den aktuellen Digitalisierungsstatus in den Unternehmen und ihre Kenntnisse in diesem Bereich zu durchleuchten, führt die Digitalisierungsberatung SCC-Center im Vorfeld und während der Transport Logistic 2019 in München eine Umfrage durch. Wer mitmacht, gewinnt nicht nur wichtige Erkenntnisse, sondern hat auch die Chance, eines von 50 Büchern "Digitalisierung in Industrie, Handel und Logistik" von Christoph Groß und Roland Pfennig zu gewinnen. Die Ergebnisse der Umfrage werden nach der Messe in der VerkehrsRundschau veröffentlicht. Die Teilnahme ist online unter https://tinyurl.com/y4q57hex oder während der Messe direkt am Stand des SCC-Centers in Halle A3, Stand 609 möglich. mh

EU-Parlament: Bessere Arbeitsbedingungen für Lieferdienste und Co

Klimaschutz-Reform vor dem Bundesverfassungsgericht: CDU will Verabschiedung stoppen

KEP-Branche befragt Zusteller: Arbeitsbedingungen unter der Lupe

Beschleunigungskommission Schiene: Bund und Branche ziehen Zwischenbilanz

Tarifeinigung im Speditions- und Logistikgewerbe in Niedersachsen

Alle Schlagzeilen

Digitale Helfer werden intelligent

WEITERLESEN

NEWSLETTER