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"Die erste Tankstelle war eine Apotheke"

08.03.2011 09:24 Uhr
"Die erste Tankstelle war eine Apotheke"
Der Kraftstoff E10 sorgt für eine Menge Kritik
© Foto: dapd/Jörg Koch

Beim neuen Biosprit E10 sind dem Benzin zehn Prozent Ethanol beigemischt. Viele Autofahrer sind verunsichert und bangen um ihren Motor. Dabei ist die Geschichte des Benzins voll von Zusätzen. Historiker Dietmar Bleidick im Interview über die Details

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Berlin/Bochum. Beim neuen Biosprit E10 sind dem Benzin zehn Prozent Ethanol beigemischt. Viele Autofahrer sind verunsichert und bangen um ihren Motor. Dabei ist die Geschichte des Benzins voll von Zusätzen, wie der Historiker Dietmar Bleidick in Bochum weiß. Er leitet das historische Archiv von BP/Aral und beantwortet die wichtigsten Fragen im Interview.  

Was war das erste Benzin der Geschichte? 

Bleidick: Das erste Benzin war Leichtbenzin. Es heißt so, weil es sehr schnell siedet. Dieses Leichtbenzin ist auch bekannt unter dem Namen Waschbenzin und Fleckbenzin und wurde in Apotheken vertrieben. Die erste Tankstelle der Welt war tatsächlich eine Apotheke. 

Wie hat sich das Benzin über Jahrzehnte weiterentwickelt?

Die Weiterentwicklung hängt von der Motorenentwicklung und den Möglichkeiten der Raffinerie ab. Neue Destillationsverfahren etwa bringen neue Produkte, worauf die Auto- und Komponentenbauer reagieren. Umgekehrt gibt es auch Beispiele, dass sich die Kraftstoffproduzenten neuen Motorentechnologien anpassen.

Seit wann gibt es Superbenzin? 

Super bezeichnet gemeinhin eigentlich nur einen Kraftstoff mit einem höheren Brennwert als Normalbenzin, also einer höheren Oktanzahl. Der erste Superkraftstoff wurde 1924 hergestellt. Durch die Beimischung von Benzol wurde erstmals ein höherer Brennwert und damit die Klopffestigkeit des Motors gewährleistet. Benzol hat einen höheren Brennwert. Die Mischung ergibt einen höherwertigen Kraftstoff.

Wenn Sie "höherwertiger Kraftstoff" sagen, meinen Sie dann nur energieeffizienter oder auch umweltfreundlicher?

Nein, das auf keinen Fall. Er hat einen höheren Brennwert. Er ist aber auf keinen Fall umweltfreundlicher. Im Gegenteil: Der Anteil von Benzol in Kraftstoffen wurde systematisch verringert auf heute unter ein Prozent, weil Benzol krebserregend ist.

Jahrelang war Benzin zudem mit Blei versetzt. Warum?

Blei ist auch eine Möglichkeit, das Motorklopfen, also das unkontrollierte Verbrennen im Zylinder, zu reduzieren. Blei wurde immer wieder verwendet. 1939 wurde etwa in Deutschland benzolhaltiger Kraftstoff verboten, weil Benzol für kriegswichtige chemische Fabrikationen verwendet werden sollte. Es wurde Blei hinzugefügt.

Seit wann ist Blei im Tank Geschichte?

In den 60er Jahren hat man in den USA bereits erkannt, dass Blei umwelt- und gesundheitsschädlich ist. 1972 kam das erste sogenannte Benzinbleigesetz in Deutschland. Da wurde der Bleigehalt, der vorher bis zu 0,7 Gramm pro Liter umfasste, auf 0,4 Gramm reduziert. 1984 wurde das erste bleifreie Benzin in Deutschland eingeführt und 1987 verbleites Normalbenzin verboten. 1996 wird der letzte verbleite Kraftstoff verkauft. Damit endete die Ära des Bleis in Deutschland.

Das Interview führte die Nachrichtenagentur dpa.

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