Die lahmende Weltwirtschaft hat der DHL Group im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Auf niedrigem Niveau habe das Luft- und Seefrachtvolumen zwar weiter zugenommen, eine breite Belebung des Welthandels sei jedoch ausgeblieben, wie Finanzchefin Melanie Kreis laut Mitteilung sagte. Das habe vor allem Folgen für das Express-Geschäft mit zeitkritischen Sendungen, welches so nicht optimal ausgelastet sei. Es ist das profitabelste und größte Segment des Dax-Konzerns.
Bereits Sparmaßnahmen eingeleitet
Kreis sieht die DHL im schwachen konjunkturellen Umfeld dennoch gut aufgestellt – auch, weil in den vergangenen Monaten bereits Sparmaßnahmen eingeleitet wurden. Der Vorstand bestätigte die Prognose für das laufende Jahr und das Ergebnisziel für 2026. In den drei Monaten bis Ende Juni legte der Umsatz leicht auf knapp 20,7 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach wie von Analysten erwartet ein und zwar um ein Fünftel auf rund 1,4 Milliarden Euro.
DHL hofft auf stärkere zweite Jahreshälfte
Im Gesamtjahr will DHL zwischen 6 und 6,5 Milliarden Euro erzielen und setzt dabei auf die saisonal typischerweise stärkere zweite Jahreshälfte. 2026 soll das operative Ergebnis zwischen 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro liegen. Unter dem Strich ging der Gewinn im zweiten Quartal um fast 24 Prozent auf 744 Millionen Euro zurück.
DHL macht bessere Geschäfte in Deutschland
Die Geschäfte des Postkonzerns DHL in Deutschland ziehen jedoch an, während es in anderen Konzernbereichen nicht rund läuft. Der Umsatz im Bereich Post & Paket Deutschland habe im ersten Halbjahr 2024 um 2,8 Prozent auf rund 8,4 Milliarden Euro zugelegt, teilte der Konzern mit seinen weltweit knapp 600.000 Beschäftigten in Bonn mit. Das operative Ergebnis (Ebit) legte um fast ein Viertel auf 324 Millionen Euro zu. Ein Grund für die besseren Geschäfte war die hohe Nachfrage nach Paketen.
Der Konzernbereich Express, der seinen Fokus im Ausland hat und längst deutlich wichtiger ist für den Logistiker als sein heimisches Stammgeschäft, schwächelte hingegen: Das operative Ergebnis von Express sackte um mehr als ein Viertel auf 1,3 Milliarden Euro ab. Vor allem Unternehmen nutzen Express-Dienste, um wichtige Dokumente oder dringend benötigte Ersatzteile zu versenden. Da die Weltkonjunktur schwächelt, laufen die Express-Geschäfte schlechter. Das separate Frachtgeschäft des Logistikers entwickelte sich ebenfalls negativ.
Briefmenge sinkt im Internetzeitalter
Das Stammgeschäft im Inland spielt für DHL, das früher Deutsche Post hieß, nur noch eine Nebenrolle. Im Digitalzeitalter sinkt die Nachfrage nach Briefen immer weiter, im vergangenen Jahr betrug das Minus bei der Sendungsmenge rund sechs Prozent. Immerhin ist der boomende Online-Handel Wachstumstreiber für das separate Paketgeschäft.
Die dunklen Wolken im Stammgeschäft lichten sich nun etwas. Denn dank der unlängst abgeschlossenen Reform des Postgesetzes kann DHL bald Kosten sparen: Der Gesetzgeber hat den Zeitdruck bei der Briefzustellung vermindert.
Briefzustellung ändert sich
Ab Januar müssen nicht mehr 80 Prozent der Briefe schon am nächsten Werktag beim Empfänger sein. Stattdessen müssen 95 Prozent erst am dritten Werktag nach Einwurf angekommen sein - im Schnitt darf der Großteil der Briefmenge also zwei Werktage länger unterwegs sein als bislang.
Heißt das, dass der Briefträger in der Straße künftig seltener auftaucht als bisher? Finanzvorständin Melanie Kreis sagt, dass man derzeit an einem neuen Zustellsystem arbeite. Man wolle die Sendungen stärker bündeln. Nach ihrer Darstellung könnte es dazu kommen, dass der Briefträger nicht mehr jeden Tag Werbeschreiben in einen Briefkasten einwirft, sondern dass erst gewartet wird, bis sich mehrere Werbebriefe angesammelt haben.
Porto wird wohl teurer
Verbraucher können sich zudem darauf einstellen, dass das Briefporto im Januar steigen wird – das ist nahezu sicher. Bislang kostet ein Standardbrief im Inland 85 Cent, im Januar könnten es ein Euro werden. Jedoch ist das nicht sicher, hierzu läuft noch ein Berechnungsverfahren der Bundesnetzagentur, die einen Preiserhöhungskorridor festlegen soll. Den wiederum kann die Post dann für die Porti der unterschiedlichen Sendungsarten nutzen. Eine Entscheidung dürfte im Herbst fallen.
Stammgeschäft soll mehr Gewinn machen
Die Gesetzesreform und die absehbare Portoerhöhung sorgen dafür, dass das Stammgeschäft für DHL wieder attraktiver wird. Man sei zuversichtlich, dass man dank der neuen Rahmenbedingungen im kommenden Jahr mehr als eine Milliarde Euro als operatives Ergebnis – also Betriebsgewinn – im Bereich Post & Paket Deutschland verbuchen werde, sagt Finanzvorständin Kreis. Im Jahr 2023 waren es 870 Millionen Euro und in diesem Jahr sollen es mehr als 800 Millionen Euro sein.
Ein höheres operatives Ergebnis sei wichtig, um ausreichend in klimaschonende Technik und andere Maßnahmen investieren zu können. Von der Division Post & Paket Deutschland erwarte man "keinen großen Beitrag" zur Dividende, sagt Kreis. "Aber sie muss das verdienen, was sie investieren möchte, und dafür müssen wir über die Milliarde kommen".