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Deutschland kommt beim Klimaschutz nur langsam voran

27.03.2018 12:45 Uhr
Deutschland kommt beim Klimaschutz nur langsam voran
Mehr Gütertransporte sorgen für mehr CO2
© Foto: Ingo Bartussek/stock.adobe.com

Der CO2-Ausstoß in Deutschland sinkt - aber längst nicht genug, um die Klimaziele zu erreichen. Mehr Autos und Lkw, aber auch die gute Konjunktur trüben die Treibhausgas-Bilanz.

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Berlin. Deutschland kommt beim Klimaschutz nur langsam voran. Wie das Bundesumweltministerium am Dienstag mitteilte, wurden 2017 einer vorläufigen Prognose zufolge insgesamt 904,7 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das waren knapp 4,7 Millionen Tonnen oder 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Während die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung zurückgingen, stiegen sie den Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) zufolge im Verkehr und in der Industrie. In der Landwirtschaft stagnierten die Emissionen.

„Beim Ausbau der erneuerbaren Energien haben wir bereits viel erreicht”, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). „Im Verkehrsbereich geht die Entwicklung leider immer noch in die falsche Richtung. Für Klimaschutz und saubere Luft brauchen wir eine grundlegende Verkehrswende.” Die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre trägt wesentlich zur Erwärmung des Erdklimas bei.

Im Einzelnen gingen die Treibhausgas-Emissionen im vergangenen Jahr laut Prognose am deutlichsten im Energiebereich zurück, und zwar um 13,7 Millionen Tonnen oder 4,1 Prozent. Als Hauptgrund nannte das Umweltbundesamt, dass wegen des Ausbaus der Windkraft weniger Strom aus Steinkohle gewonnen wurde. Außerdem wurden Steinkohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt mehr als drei Gigawatt stillgelegt.

Deutlicher Anstieg beim CO2-Ausstoß im Straßenverkehr

Dagegen stieg der CO2-Ausstoß im Verkehr deutlich an - um 3,8 Millionen Tonnen oder 2,3 Prozent auf 170,6 Millionen Tonnen. Das Umweltbundesamt verwies darauf, dass der Pkw-Bestand im Jahr 2017 um rund 1,5 Prozent gestiegen sei: „Mehr Autos auf der Straße lassen höhere Fahrleistungen und damit höhere Treibhausgasemissionen erwarten.” Auf den Straßen seien auch mehr Lastwagen unterwegs, die gute Konjunktur führe zu mehr Gütertransporten auf der Straße.

Kaum Folgen für den CO2-Ausstoß hat demnach der schrumpfende Anteil von Diesel-Pkw und der wachsende Anteil von Benzinern bei den Neuzulassungen. Zusammen mit dem Trend zu stärker motorisierten Autos habe dies nur ein Plus von maximal 0,2 Millionen Tonnen im Jahr 2017 verursacht, hieß es. Diesel stoßen bei gleicher Motorleistung weniger CO2 aus als Benziner. Allerdings kritisieren Umweltschützer, dieser Effekt werde dadurch aufgehoben, dass mehr schwere Geländewagen auf der Straße fahren - diese haben überwiegend einen Dieselantrieb.

Diesel sind derzeit vor allem wegen des Ausstoßes von gesundheitsschädlichen Stickoxiden in der Kritik. Die Autoindustrie betont seit langem, sie brauche den Diesel, um schärfere CO2-Grenzwerte einzuhalten. „Es ist falsch, dass wir nur mit dem Diesel unsere Klimaziele erreichen können”, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. „Wir brauchen generell weniger und viel sparsamere Fahrzeuge, egal mit was diese angetrieben werden.”

In der Industrie stiegen die CO2-Emissionen laut den Berechnungen aufgrund der guten Konjunktur um 2,5 Prozent auf 192,9 Millionen Tonnen. In der Landwirtschaft stagnierte der Ausstoß nahezu.

Senkung der Emissionen nur um ein knappes Drittel

Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag bereits davon verabschiedet, das nationale Klimaschutzziel 2020 einhalten zu können. Deutschland wollte eigentlich die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu mindern. Der Prognose zufolge hat Deutschland bis 2017 seine Emissionen gegenüber 1990 aber nur um 27,7 Prozent gesenkt.

Die Koalition will in einem Klimaschutzgesetz die Klimaziele bis 2030 für jeden Sektor verbindlich festzurren. Außerdem plant die Bundesregierung eine Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung”. Diese soll noch in diesem Jahr ein Enddatum für den Kohleausstieg nennen und Maßnahmen bestimmen, mit denen sich Deutschland dem Klimaziel 2020 so weit wie möglich annähern kann.

Greenpeace nannte die Zahlen eine „bittere Bilanz” der Klimapolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die viel versprochen, aber kaum etwas gehalten habe. „Das für 2020 vereinbarte Klimaziel ist nur zu erreichen, wenn Braunkohlekraftwerke umfangreich gedrosselt und stillgelegt werden”, sagte Klimaexperte Carsten Smid. Dass die Emissionen im Verkehr seit 1990 stagnierten, sei „skandalös”.

Die Ergebnisse sind keine finalen Zahlen. Sie leiten sich nach UBA-Angaben unter anderem aus Rechnungen auf Basis der detaillierten Treibhausgasemissionsberechnungen des Jahres 2016 ab sowie aus ersten für 2017 veröffentlichten Überblicksangaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, amtliche Monatsstatistiken zum Energieverbrauch, Produktionsdaten von Industrieverbänden. (dpa)

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