Der frühe Unternehmer fängt die Maut

Ich möchte nicht um fünf vor zwölf mit dem Mautgerät in die Werkstatt kommen und die hat dann keine Zeit mehr für den Einbau", sagt Rainer Fritzsche, Leiter Fuhrpark -und Gebäudemanagement bei dem Logistikdienstleister Cool Chain Group (CCG). Denn mit der Registrierung der Fahrzeuge beim Mautbetreiber Toll Collect sei es nicht getan. Auch wenn er die On-Board-Units (OBU) schon einbauen lässt, muss die CCG die Maut noch nicht bezahlen. Dazu stellt Fritzsche an seinen Mautboxen die Gewichtsangabe auf kleiner als zwölf Tonnen. Die LED an der Box leuchtet rot und signalisiert: Es muss nichts bezahlt werden - das Gerät sendet keine Daten an den Mautbetreiber. Der Fuhrparkleiter des Logistikdienstleisters für temperaturgeführte Güter CCG verantwortet eine Flotte von 110 Fahrzeugen. 77 davon in der Gewichtsklasse von 7,5 bis unter 12,0 Tonnen. Für diese Einheiten wird ab dem 1. Oktober erstmals die Lkw-Maut in Deutschland fällig (siehe VerkehrsRundschau 28/2015). Den Einbau der Mautgeräte übernehmen die normalen Servicebetriebe in der Nähe der zehn deutschen CCG-Depots, die auch sonst deren Fahrzeuge warten. "Unsere Werkstätten sind von Toll Collect autorisierte Servicepartner", macht Fritzsche eine Bedingung für die Werkstattauswahl deutlich. Bezahlen müssen Unternehmer nur den Einbau, die OBU stellt Toll Collect kostenlos zur Verfügung. Der Einbau dauere etwa zwei bis drei Stunden: Das Gerät wird auf dem Armaturenträger montiert und angeschlossen. "Als wir damals neue Fahrzeuge gekauft hatten, haben wir die Maut-Vorrüstung gleich mitbestellt", erklärt Fritzsche. Ohne diese Vorleistung kann der Einbau bis zu vier Stunden dauern. "Das Problem könnten die Termine bei den Werkstätten werden. Ich kann mir vorstellen, dass das zum Oktober hin noch richtigen Stress gibt." Aktuell lässt die CCG 20 Fahrzeuge pro Woche umrüsten. "Das schaffen wir, ohne dass unser Tagesgeschäft beeinträchtigt wird", so der Fuhrparkleiter. Vor dem Einbau jedoch steht der Papierkrieg. Oder im Falle der Cool Chain Group die Online-Registrierung. Denn sowohl das Unternehmen als auch die mautpflichtigen Fahrzeuge müssen zuerst bei Toll Collect registriert werden. Aufgrund der 25 Fahrzeuge mit über zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in der Flotte musste Fritzsche die CCG nicht mehr als Unternehmen anmelden. Das ist schon 2004, vor dem Start der Lkw-Maut in Deutschland, passiert. Nachdem die Daten für die Registrierung eingegeben sind, dauert es ein paar Tage, bis Toll Collect die für den OBU-Einbau notwendige Bestätigung schickt. Die muss die CCG bei der Werkstatt vorlegen. Zum Anmelden der Lkw müssen Fuhrparkmanager nur eine Handvoll Daten parat haben: Benutzernummer bei Toll Collect, Firmenname, Nationalitätenkennzeichen, Nummernschild, Fahrzeug-Identifikationsnummer, Achszahl, Schadstoffklasse und zulässiges Gesamtgewicht. Wer den Online-Weg scheut, kann sich ein PDF auf der Toll-Collect-Website herunterladen und dieses per Post schicken. Sollte noch das ganze Unternehmen beim Mautbetreiber registriert werden müssen, sind Angaben zur Firma mit Firmierung, zu einem Ansprechpartner, der Zahlungsweise und zur Versandart der Abrechnungsunterlagen erforderlich. Vor der Fahrzeugregistrierung haben die für die CCG zuständigen Außendienstmitarbeiter des Tankkartenanbieters DKV das Unternehmen beraten. Über den Dienstleister lässt Fritzsche die Maut auch abrechnen. Die DKV-Abrechnungen vergleicht der Fuhrparkmanager mit dem Einzelfahrtennachweis, den er vom Mautbetreiber erhält. Zudem werden die Daten in die IT der CCG eingegeben, "damit wir detaillierte Übersichten zu unseren Fahrzeugen haben", erklärt Fritzsche. Für die Mautabrechnung rät der Fuhrparkmanager zum Einsatz der OBU statt zu den Mautterminals an Tankstellen: "Das funktioniert reibungslos und der Fahrer muss die Fahrt nicht unterbrechen." Im Grunde muss der Fahrer bei den Fahrzeugen in der Klasse bis zwölf Tonnen an der OBU gar nichts tun, da er nicht einmal die Achszahl einstellen muss. "Das sind ja alles Zweiachser". Bei größeren Flotten sei auch der Weg über die Internet-Buchung der Mautstrecken wenig sinnvoll: "Dafür muss dann extra ein Mitarbeiter abgestellt werden". Maut beeinflusst Fahrzeugkauf Nicht nur bei der Mauteinführung für ihre kleinen Fahrzeuge plant die CCG frühzeitig. Auch die Zusammensetzung des Fuhrparks steht auf dem Prüfstand, wenn 2017 die nächsten Anschaffungen anstehen. Da vor allem die Gastronomiebelieferung nur wenig Nutzlast erfordert, könnten künftig vermehrt Transporter unter 7,5 Tonnen in den Fuhrpark Einzug halten. "Da wo wir das Mehr an Volumen nutzen können, werden wir die 12-Tonner durch 18-Tonner ersetzen".