"Das ist eine kleine Revolution"

Netzwerke zu initiieren, zu errichten und zusammenzuhalten, - das ist die große Leidenschaft von Branchen-Urgestein Jochen Eschborn (siehe Seite 33). Nun hat der Vorstand des Europäischen Ladungsverbunds Internationaler Spediteure (Elvis) es wieder getan: Zusammen mit den Verbünden Elvis, Kommodus (Polen, zwölf Partner), Cargo24 (Schweiz, 24 Partner) und ABC Business Network (Italien, 25 Partner) sowie 15 regionalen Speditionen hat er das paneuropäische Teilladungs- und Stückgutnetz Paneco gegründet. Das Netzwerk der Netzwerke "Das ist das Netzwerk der Netzwerke", erklärt Eschborn vollmundig. "Das ist eine kleine Revolution", ist er sich sicher. Denn ein solches Teilladungs- und Stückgutnetz, wie es die Macher mit Paneco nun umsetzen wollen, gebe es in Europa bislang nicht. Operativ starten soll das neue Netz nun zum Juli 2021 - nach gut zwei Jahren Vorbereitungszeit. Sitz des Unternehmens ist in Zug/Schweiz, firmieren wird Paneco als Aktiengesellschaft - mit Matteo Ravazzin als Geschäftsführer, der auch ABC Business Network leitet, und einem Beirat. Soweit zu den groben Eckdaten des Netzes. Warum es ein solches Netz braucht, erklärt Eschborn wie folgt: Europa sei eine der größten Wirtschaftszonen weltweit. Die kleinteilige Struktur des europäischen Transportmarktes, aber auch die Sprachbarrieren, würden es insbesondere kleineren Transport- und Speditionsbetrieben sehr schwermachen, flächendeckende Geschäftsmodelle aufzubauen. "Über Paneco können sie das nun", ist der Elvis-Vorstand überzeugt. Sprich: Sie könnten so paneuropäische Stückgut- und Teilladungstransporte zu wettbewerbsfähigen Konditionen anbieten. Für manche Länder völliges Neuland Für das neue Netz sind laut Eschborn schon jetzt 16 Speditionspartner tätig, die 19 Länder besetzen. "Die Schwierigkeit bestand darin, Partner zu finden, die sowohl stückgut- als auch teilladungsfähig sind", erklärt er, da in den einzelnen Ländern unterschiedliche Betrachtungsweisen darüber bestehen, was Stückgut und was Teilladungen sind. So gebe es in Frankreich und England zwar Stückgutnetze, die aber sehr restriktiv seien und zum Beispiel größere Teilpartien ablehnen. Mit der Folge, dass Paneco hier nicht mit bestehenden Netzen kooperiert, wie ursprünglich geplant, sondern mit einzelnen vorgeschalteten Spediteuren, um auch Teilladungen im Netz abbilden zu können. Und in Polen und Finnland ist der Stückgutkooperations-Ansatz laut Eschborn sogar völliges Neuland. "Eben deshalb müssen wir ein System schaffen, mit dem die jeweiligen Landesstrukturen sinnvoll zusammengeführt und die unterschiedlichen Dienstleistungen koordiniert werden. Das ist die Herausforderung." Wie gesagt, in Deutschland kenne jeder einen 24-Stunden-Service, B2C- oder Hebebühnen-Zustellung - in anderen Ländern sei dies für viele noch neu. Erklärtes Ziel ist es dafür, die Wirtschaftsräume Europas über das Paneco-Netz mittels täglicher getakteter Linienverkehre und unzähliger HUBs und Gateways zu verbinden. Basis dafür ist laut Eschborn eine webbasierte IT-Plattform, die eigens für Paneco entwickelt wurde und quasi als übergeordnete Einheit auf die lokalen Systeme der einzelnen Netz-Partner zugreift. "Gerade für kleinere Transport- und Speditionsbetriebe bringt das viele Vorteile", schwärmt er. "Denn als Partner hat er Zugang zu einem paneuropäischen Netz, und er muss dafür nur zu einem Gateway fahren, also zu einem Einspeisepunkt." Von dort aus gehen die Lkw dann in Etappen, in einer Art Stafetten-Verkehr, in das jeweilige Land. Auch kleinere Spediteure können so ihren Kunden eine durchgängige europäische Lösung offerieren", sagt er. Das Ganze sei für jeden Partner dank der webbasierten IT-Plattform so transparent, zählt Eschborn weitere Vorteile auf, dass er bei Auftragsannahme sofort wisse, welchen Weg die Sendung/Teilladung in dem Paneco-Netz nimmt und zu welchem Preis - ohne lange Telefonate. Zudem wird jede Sendung, Teilladung durchgängig getrackt, inklusive elektronischen Ablieferungsnachweis, und der Spediteur erhält über ein Clearing-Verfahren einmal monatlich eine Sammelabrechnung. Zusätzlicher Vorteil: Durch den Einsatz einer Übersetzungssoftware können die Unternehmen sogar in ihrer jeweiligen Landessprache kommunizieren. Über die vier beteiligten Kooperationen und derzeit 15 lokalen Partner deckt Paneco laut Eschborn bereits alle bedeutenden Wirtschaftsräume Europas ab - von Finnland im Norden bis Griechenland im Süden. Ziel sei es aber, die Leistungen "flächendeckend auf den gesamten Kontinent auszudehnen", betont er. In welchen Ländern Paneco da weiße Flecken hat, sagt er im Interview auf Seite 33. Und wie viel Teilladungen und Stückgutsendungen will Paneco im ersten Schritt in diesem Jahr befördern? Dazu Eschborn: "Wir sind als operatives System auf die Nutzung durch die Partner angewiesen. Mittelfristig aber soll die Zahl der Teilladungen und Stückgutsendungen auf eine Größenordnung anwachsen, die es uns ermöglicht, die Hauptläufe zwischen den HUBs optimal auszunutzen." Mehr lässt er sich zu diesem Thema noch nicht entlocken. Mehr zum Thema finden Sie unter #Stückgut www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Stückgutnetze und -kooperationen gibt es in Europa mittlerweile viele. Zum Juli 2021 startet das neue paneuropäische Netz Paneco, an dem die Macher über zwei Jahre gearbeitet haben. Welche Vorteile dieses Netz kleineren Transport- und Speditionsbetrieben bietet und wie Paneco funktioniert, zeigt der Beitrag. Suchen Sie noch neue Partner für Paneco? Jochen Eschborn, Vorstand der Elvis AG Mit dem Netz Paneco starten Sie in einen umkämpften Markt. Wie grenzen Sie sich ab? Die meisten Anbieter, die in diesem Segment tätig sind, starten von Deutschland und suchen sich dann in den Ländern gezielt bilaterale Partner. Das aber reicht nicht. Es braucht ein Netz wie Paneco, in dem alle europäischen Länder miteinander vernetzt sind. Das ist also keine von Deutschland getriebene Kooperation, sondern eine paneuropäische Lösung. Welche Vorteile bringt das? Der Vorteil ist, dass dadurch zum Beispiel direkt Verkehre zwischen Frankreich und Italien laufen oder aber von Frankreich nach Spanien. Sprich: Solche Transporte müssen nicht erst über ein Zentralhub laufen, sondern können bilateral zwischen Paneco-Netzpartnern abgewickelt werden. Das spart Kilometer und senkt so Kosten und den CO2-Ausstoß. Suchen Sie noch neue Partner, und wenn ja, in welchen Ländern? Ja, wir suchen noch in Österreich, Dänemark, Slowenien und Belgien.

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