Norbert Blüm, der langjährige CDU-Arbeitsminister in der Regierung Helmut Kohl, legt passend zur aktuellen Unterschichtendebatte sein neues Buch zum Thema Gerechtigkeit vor. Aus seiner Ansicht, dass in Zeiten der Globalisierung der soziale Zusammenhalt zu kurz kommt, macht Blüm keinen Hehl. Für den CDU-Sozialpolitiker basiert der Erfolg der Marktwirtschaft auf der sozialen Ausgewogenheit eines Gesellschaftssystems. Deshalb sieht er im beständigen Abbau des Sozialstaats ein großes Problem. Die Tendenz die sozialen Leistungen zunehmend aus dem Steuersystem zu finanzieren kritisiert Blüm und warnt die Beitragszahler vor der Gefahr einer Beliebigkeit der Leistungshöhe. Nur ein mit Beiträgen erworbener Anspruch stehe unter Eigentumsschutz. Die Aburteilung der gegenwärtigen sozialen Schieflage innerhalb der Industrienationen und im internationalen Vergleich fällt deutlich aus. Der einstige Arbeitsminister zeigt sich durch die globale Ungerechtigkeit entsetzt und fordert vehement ein Bekenntnis zum Sozialstaat. Für dessen Absicherung verlangt Blüm für Deutschland eine stärkere Unabhängigkeit der Sozialsysteme von der staatlichen Intervention. (sb) Norbert Blüm, Gerechtigkeit. Eine Kritik des Homo oeconomicus. Freiburg/Breisgau 2006, Herder Verlag, 192 Seiten, Taschenbuch, 7 Euro, ISBN 978-3-451-05789-2
Das Buch der Woche: „Gerechtigkeit" von Norbert Blüm
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