Das Buch der Woche: „Abgestempelt" von Jan Bergrath

München. Was würden Sie tun, wenn Sie in der alpinen Einöde Österreichs Ruhe und Besinnlichkeit suchten. Und plötzlich keimt in Ihnen das Gefühl auf, dass die Almhüttenidylle nur vorgeschoben ist und etwas mit dem Wirt nicht stimmt? So geschieht es Chris, einer von zwei Protagonisten in Jan Bergraths Krimi. Chris arbeitet für ein Düsseldorfer Wirtschaftsmagazin und ist immer hinter einer heißen Story her. Zur gleichen Zeit wird in Köln ein anderer Journalist ermordet aufgefunden. Bei sich trägt er einen Abholschein für ein ominöses DHL-Paket Kriminalhauptkommissar Gerber ermittelt und stößt dabei auf fragwürdige Praktiken im Post-Milieu. Irgendwie scheinen die Handlungsstränge von Chris und Gerber in Köln miteinander verflochten zu sein. Aber wie? Und was hat der Almhüttenwirt mit dem Mord zu tun? Spätestens ab Seite 76 wird der Fall immer mysteriöser. Da gibt es nämlich den zweiten Toten: Tom, der für die Sicherheit des Paketzentrums in Köln-Eifeltor zuständig war. Und der anscheinend illegale Mittel der Deutschen Post im brutalen Wettbewerbskampf entdeckt hat. Aber vielleicht sind die Dinge anders als sie scheinen, zumindest was Tom und Chris angeht. Eines steht jedenfalls fest: Der Mörder ist nicht der Gärtner. Bei Bergraths Geschichte handelt es sich um einen wirklich spannenden Heimatkrimi aus der Kölner Post-Szene. Die eingeflochtenen aktuellen wirtschaftlichen Probleme der Logistikbranche und die einbezogenen jüngeren politischen Ereignisse bewirken, dass der branchenkundige Leser sich mit der Situation identifizieren kann. Dass die Geschichte rund um die Zülpicher Straße spielt, macht sie vor allem für Köln-Kenner durch die zahlreichen Wiedererkennungseffekte so lesenswert. Anfangs noch etwas schleppend, gewinnt der Krimi zunehmend an Spannung. Fazit: Wer „Abgestempelt“ nicht liest, der hat etwas verpasst. (aru) Jan Bergrath, Abgestempelt. KBV Verlag, Hillesheim 2005, 258 S., Taschenbuch, 9,50 Euro, ISBN 3-937001-63-8