Bahnindustrie rechnet 2004 mit Einbußen

05.05.2004 16:25 Uhr

Auftragsvolumen soll um fünf bis 15 Prozent zurückgehen / Verkehrsausschuss verschiebt Börsengang der Bahn

Berlin. Die deutsche Bahnindustrie erwartet in diesem Jahr wegen sinkender Bundesmittel für den Ausbau der Schiene und fehlender Investitionen in neue Lokomotiven und Waggons spürbare Einbußen. Der schon 2003 auf 8,9 Milliarden Euro geschrumpfte Auftragseingang werde voraussichtlich nochmals um fünf bis 15 Prozent zurückgehen, teilte der Verband der Bahnindustrie in Deutschland am Mittwoch mit. Beim Umsatz, der im vergangenen Jahr wegen florierender Fahrzeuggeschäfte die Rekordmarke von 9,9 Milliarden Euro erreichte, wird ein kleineres Minus erwartet. Arbeitsplätze der 40.000 Beschäftigten seien bedroht. Während andere europäische Staaten wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich stärker in den Ausbau des Netzes investierten, rüste Deutschland bei der Schiene ab, kritisierte der Verband. Nötig seien höhere Investitionen. In diesem Jahr stünden nach zuvor 4,3 Milliarden nur noch 3,7 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung. In den nächsten Jahren sollen die Zuschüsse teils unter drei Milliarden Euro sinken. Nach dem monatelangen Gezerre um die Finanzierung sei nun erst im Herbst mit der Vergabe von neuen Aufträgen zu rechnen. Börsengang der Bahn auf Eis gelegt Dagegen hat der von Bahnchef Hartmut Mehdorn für das Frühjahr 2006 verfolgte Börsengang seines Unternehmens keine Chance mehr. Die Verkehrspolitiker des Bundestages haben jetzt überraschend für einige Jahre auf die Bremse getreten, wie dpa am Mittwoch erfuhr. Einstimmig beschloss der Verkehrsausschuss, die Grundsatzentscheidung einer Teilprivatisierung der Bahn erst zu treffen, "wenn der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens DB AG, insbesondere eine mehrjährige positive Gewinnentwicklung, feststeht". Daneben fordert der Ausschuss ein größeres Mitspracherecht des Bundestages. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Albert Schmidt, geht nach eigenen Angaben von mindestens drei weiteren Jahren aus, in denen der Börsengang sorgfältig vorbereitet werden könnte. Derzeit werde ein Verkauf von 20 bis 30 Prozent des Konzerns an einen privaten Investor und institutionellen Anleger diskutiert. "Im Gespräch ist eine westjapanische Eisenbahngesellschaft", so Schmidt weiter. (dpa).

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