Berlin. Hoch über den Dächern Berlins im Bahntower haben sich Vorstände und Unternehmensberater am Mittwoch auf der Aufsichtsratssitzung den Kopf über den Umbau der Deutschen Bahn zerbrochen. Der Konzern soll tiefgreifend umstrukturiert werden. Eines scheint sicher: Es wird Unruhe bei der Bahn geben, wenn die Umbaupläne publik werden. Umso mehr schweigt der Konzern vorerst zu dem, worüber die Strategen beraten. Erst im Dezember will Vorstandschef Rüdiger Grube im Detail sagen, wie er das Ruder rumreißen will. „Umfassend“ und „weitreichend“ soll die Reform sein. Denn die Bahn kämpft mit wachsender Konkurrenz und steigenden Kosten. Sie macht zwar weiter Gewinn - aber verfehlt dabei ihre Ziele deutlich. Was bisher an Umbauplänen bekannt ist:
Die Zentrale
Als erstes hat Grube den Vorstand geschrumpft. Sechs statt acht Mitglieder sitzen auf der obersten Management-Ebene nun, darunter der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU), dessen Wechsel zur Bahn Kritiker anrüchig fanden. Die Einzelbüros der Vorstände am zweiten Verwaltungssitz in Frankfurt sind gestrichen.
Doch das hat vor allem symbolische Bedeutung; die aufgeblähte Zentrale soll insgesamt abspecken. In den nächsten fünf Jahren soll das mehr als 700 Millionen Euro einsparen. Rund 5000 Mitarbeiter aus der Zentrale will Grube in eine Servicetochter verschieben.
Die Konzernstruktur
Aus vier Organisationsebenen sollen zwei werden, wie Grube dem Aufsichtsrat auf einer Krisensitzung im Sommer ankündigte. Abgeschafft wird der Teilkonzern DB Mobility Logistics, der einst für einen möglichen Börsengang geschaffen worden war. Den hatte die Bahn
2009 abgeblasen. Die Doppelstrukturen blieben, was die Entscheidungswege verlängerte und verkomplizierte.
Das internationale Geschäft
Der größte Umsatzbringer mit knapp 15 Milliarden Euro von insgesamt rund 40 Milliarden Euro ist die Logistiksparte DB Schenker Logistics, die weltweit auf der Schiene, in der Luft und zu Wasser Güter transportiert. 4,5 Milliarden Euro trägt die europäische Bus- und Bahnsparte Arriva bei. Beide hat Grube ins Ressort seines Finanzvorstands Richard Lutz verschoben, um den möglichen Verkauf von Anteilen vorzubereiten. Das könnte frisches Geld bringen, um auf den globalen Kostendruck zu reagieren. Die Bahn will aber die Mehrheit an beiden Gesellschaften behalten.
In Deutschland will Schenker für zusätzlichen Umsatz im boomenden Paketgeschäft mitmischen, wie noch diese Woche verkündet werden soll. Den Plänen zufolge soll der Partner GLS die Pakete an die Haustüren bringen, Schenker transportiert im Gegenzug für GLS Stückgut auf Palette.
Personal
Allein in Deutschland hat die Bahn 196.000 Beschäftigte, viel mehr als beispielsweise Siemens oder BMW. Dazu kommen gut 100.000 Mitarbeiter im Ausland. Seit 2011 hatte die Bahn wieder Personal aufgebaut. Jetzt schließt Konzernchef Grube einen Stellabbau nicht mehr aus. Der Konzernbetriebsrat stellt sich darauf ein, dass mit dem Umbau viel auf die Beschäftigten zukommt. Die Arbeitnehmervertretung pocht auf offene und transparente Information. (dpa/ks)