"Aus einem Guss"

Einiges neu machte der Sommer 2020 bei Euro-Leasing: Armin Hofer übernahm nach drei Jahren an der Spitze des Truckvermieters im Volkswagen-Konzern die Leitung der Abteilung Handelssteuerung, Finanzen und Compliance, sein Nachfolger Gerhard Künne trat am 1. August seinen neuen Job in Sittensen an. Auch Künne wechselte innerhalb des VW-Konzerns, zuvor war er für die Mobility Unit bei Volkswagen Financial Services tätig. Verstärkung erhält er von Benedikt Middendorf, der ebenfalls von der Konzernschwester in Braunschweig kam und bei Euro-Leasing die Leitung Strategie, Business Development & Kommunikation übernommen hat. Im Videocall mit der VerkehrsRundschau stand das Duo bereitwillig Rede und Antwort - schließlich galt es, auf ein sehr besonderes Jahr zurückzublicken und wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vorzustellen. Zweigeteilte Corona-Auswirkungen Aber zunächst ein Blick zurück - wie hat der Vermieter das Coronajahr erlebt? "Im Gegensatz zum Pkw-Geschäft ist die Auslastung im Lkw-Bereich erstaunlich stabil geblieben, wobei wir allerdings unseren Fuhrparkbestand etwas reduziert haben", erzählt Künne. Im Trailer-Bereich habe es wiederum den gegenteiligen Effekt gegeben: "Bei Kühlaufliegern stieg die Nachfrage extrem an, sodass diese zeitweise vergriffen waren." Natürlich hatte aber auch Euro-Leasing Kunden, die von Stillstand betroffen waren. Wer keine Early-Out-Option ziehen konnte, dem sei der Vermieter auch über Zahlungsmoratorien oder Stundungen entgegengekommen, sagt Künne. Da habe es sich bewährt, eng an den Kunden dran zu sein und unkompliziert eine Lösung zu finden. "Wir mussten aber zu keinem Zeitpunkt Risiken eingehen, die uns anschließend auf die Füße gefallen sind", so der Euro-Leasing-Geschäftsführer. Alle Vereinbarungen seien eingehalten worden und als im Sommer das Transportgeschäft wieder anzog, habe sich die Situation wieder normalisiert. Digitale Antragsstrecke in Arbeit Was das Coronajahr 2020 aber auf jeden Fall gebracht hat, ist ein Digitalisierungsschub. Dies bestätigt auch Benedikt Middendorf, wenngleich er betont, dass Euro-Leasing die Digitalisierungsaktivitäten im Pkw- und Lkw-Bereich schon vor der Krise forciert habe. "Aktuell arbeiten wir insbesondere an den Themen digitale Registrierung und digitale Anfrage bei der Vermietung. Und natürlich versuchen wir Synergien innerhalb unseres Konzerns zu heben", sagt Middendorf und verweist etwa auf die Verifizierungs-Plattform Verimi, die Volkswagen Financial Services im Pkw-Bereich bereits als Partner nutze. "Damit könnten auch wir perspektivisch nicht nur die Kundenlegitimation, sondern zusätzlich noch die Überprüfung von Führerscheinen realisieren." Aber auch intern habe dieses Jahr natürlich einen regelrechten Digitalisierungsschub bedeutet: Mehr als 80 Prozent der administrativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen die Kunden demnach mittlerweile vom Homeoffice aus. Insbesondere das Lkw-Geschäft sei noch sehr analog und von persönlichen Abschlüssen geprägt, sagt derweil Künne. "Sowohl bei der Antragsstrecke als auch der Rückgabe mussten wir bei Ausbruch der Pandemie digitale Workarounds erstellen, weil es anders einfach nicht ging. Ziel ist es jetzt, diese Erfahrungen dafür zu nutzen, wirklich online-fähig zu werden", so Künne. Gerade das Thema Rückgabe, bei dem es regelmäßig zu Diskussionen komme, könne durch Digitalisierung und damit Standardisierung nur besser werden. Denkbar sei zum Beispiel ein Scannen des Lkw, um die Schadensaufnahme zu vereinfachen. "Ein flächendeckender Einsatz solcher Technologien setzt natürlich eine gewisse Größe voraus. Auf unserem Weg zur Digitalisierung kann uns die Zusammenarbeit mit MAN, die wir jetzt vertiefen, sicherlich nur nutzen", blickt Künne voraus. Marktabhängigkeiten selbst steuern Apropos Zusammenarbeit mit MAN Truck & Bus: Vor einigen Wochen hatten die Unternehmen eine engere Zusammenarbeit im Bereich Vermietung angekündigt. Was steckt dahinter? "Wir forcieren damit einen einheitlichen Gesamtauftritt. Das geht schon damit los, dass aus der Marke Euro-Leasing MAN Rental wird", erklärt Künne. Alle Finanzierungsformen und die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion bis zur Wiedervermarktung als Gebraucht-Lkw würden "aus einem Guss" angeboten. "Der Lkw-Markt ist stark von Abhängigkeiten geprägt", führt Künne aus. Wenn drei oder vier Jahre alte Gebrauchtfahrzeuge weit unter Preis verkauft werden, dann habe das Auswirkungen auf das Neugeschäft. Wenn neue Lkw wiederum mit hohen Rabatten verkauft werden, habe das Auswirkungen auf die Gebrauchtfahrzeugpreise. "Wenn man diese Abhängigkeiten in der Gesamtprozesskette steuern und Synergien erzielen kann, ist man klar im Vorteil. Wir übernehmen Neufahrzeuge und führen sie in den Gebraucht-Lkw-Pool von MAN zurück", umschreibt Künne die Vorteile für die eigene Organisation. Und was hat der Kunde davon? Sämtliche Vertragsabschlüsse laufen schließlich künftig über den MAN-Verkäufer. Man werde perspektivisch nur noch einen dezimierten eigenständigen Vertrieb im Lkw-Segment haben, der den direkten Kundenkontakt pflegt, wie Künne einräumt. "Die Kunden werden von erheblichen Prozessverschlankungen profitieren, da sie künftig nur noch einen Ansprechpartner haben", stellt er die Vorteile heraus. Kunden würden letztendlich bei der Fahrzeugauswahl und -konfiguration bei MAN die Finanzierungsform wählen: Kauf, Leasing oder Rental. "Sie können künftig bei jedem MAN-Verkäufer auch ihre kurzfristigen Bedarfe decken", sagt Künne. Trailergeschäft bleibt bei Euro-Leasing Ist das jetzt das endgültige Ende der Traditionsmarke Euro-Leasing? "Als Marke für die Lkw-Vermietung ja. Als Unternehmen bleibt die Euro-Leasing aber natürlich bestehen und wird auch das Trailergeschäft weiterbetreiben", betont Künne. Es werde auch keine Standortbereinigung geben. "Wir schlagen durch die Zusammenarbeit mit MAN einen Wachstumspfad ein", betont auch Middendorf. Den Depots komme dabei eine besondere Rolle zu. "Am Ende sind wir diejenigen, die für MAN die gesamte Infrastruktur physisch und digital zur Verfügung stellen und auch die Bestandsbetreuung übernehmen", so Middendorf. Als Hersteller-Vermietgesellschaft gehe man den Weg der Markenkontinuität aber konsequent mit. Anders gesagt: "Der Kunde weiß nun auf einen Blick: Wo MAN drin ist, steht jetzt auch MAN drauf", wie Künne resümiert. Spezialfahrzeuge ins Portfolio Der Zeitplan sieht folgendermaßen aus: So werde im Januar mit dem Rollout von MAN Rental gestartet. "Zu Beginn wird das Produkt exklusiv in sieben MAN-Standorten angeboten. Ab dem 1. Juli wird die Vermietung an allen Standorten von MAN deutschlandweit möglich sein", kündigt Middendorf an. Aber nicht nur im Vertrieb, auch in Sachen Flottenzusammensetzung will sich der Vermieter neu aufstellen: "Wir werden unser Portfolio in den nächsten zwei, drei Jahren merklich umkrempeln. Momentan ist unser Flottenmix sehr einseitig, zu 90 Prozent vermieten wir Lkw für den Fernverkehr", sagt Künne. Nun wolle man in Spezial- und Baufahrzeuge einsteigen und mehr Kühlfahrzeuge ins Angebot aufnehmen. MAN Rental solle möglichst alle Bedarfe der Kunden abdecken. "Die verbesserten Strukturen sind sprichwörtlich ein Pfund, und das werden wir auch auf die Straße bringen. Den Marktführer in der Vermietung, Charterway, haben wir bislang in Ruhe gelassen. Das wird sich nun ändern", lautet Künnes Ansage. Auf die Marktkonzentration angesprochen, die sich seit einiger Zeit im Vermietmarkt abzeichnet, bleibt er gelassen. "Dass sich große herstellerunabhängige Vermieter wie Pema und Tip zusammentun, damit müssen wir leben. Was wir aber selbst in der Hand haben, ist unsere eigene Stärke auszuspielen", so Künne. Dabei habe man zugegebenermaßen etwas Nachholbedarf, räumt der Euro-Leasing-Chef ein. "Das mag in einem großen Konzern wie Volkswagen schon fast Tradition haben: Wir kommen vielleicht etwas später, aber dann entsprechend stark." In Kürze Seit Sommer 2020 sind der neue Geschäftsführer Gerhard Künne und der für strategische Themen zuständige Benedikt Middendorf bei Euro-Leasing an Bord. Wie sie das Coronajahr 2020 erlebten und was die künftige, gemeinsame Vertriebsstrategie mit MAN Truck & Bus für Mietkunden bedeutet. Online - Komplettes Interview Das Interview mit Gerhard Künne und Benedikt Middendorf in voller Länge lesen Abonnenten im Profi-Portal VerkehrsRundschau Plus. www.verkehrsrundschau.de/plus/euroleasing

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