Hamburg. Blinde Passagiere halten sich normalerweise bevorzugt in Schiffsrümpfen auf und reisen auf diese Art und Weise unentdeckt über die Weltmeere. Ein blinder Passagier der ganz anderen Art hat sich hingegen junge Fächerahornbäume als Transportbasis ausgesucht. Der so genannte Citrusbockkäfer, lateinisch Anoplophora chinesis, erobert auf diese Art und Weise zur Zeit vor allem Bayern und Nordrhein-Westfalen. Das große Problem: Das Tierchen zählt in seiner asiatischen Heimat zu den gefährlichsten Schädlingen überhaupt und taucht vor allem an Zitruspflanzen, aber auch an verschiedenen Laubbäumen auf. Aus diesem Grund hat das Pflanzenschutzamt Hamburg nun einen Fahndungsaufruf verbreitet, der auch unsere Redaktion erreichte. Die derzeit befallenen Pflanzen stammen aus dem Bestand einer großen Supermarktkette, die im Mai 2008 mehr als 100.000 Fächerahornbäume deutschlandweit verkaufte. Die Bäume sind mit der Bezeichnung „Acer palmatum“ ausgezeichnet. Nach Angaben des Hamburger Amtes ist außerdem zu befürchten, dass auch Bestände aus 2006 und 2008 befallen waren und in Gärten oder Terrassen angepflanzt wurden. Der Schädling könnte sich nun auf diesem Weg ausbreiten und heimische Pflanzen befallen. Das Hamburger Pflanzenschutzamt bittet daher alle Personen, die in den letzten Monaten junge Acer palmatum in einer Baumschule oder einem Super- oder Baumarkt gekauft haben, ihre Pflanzen ab sofort mehrfach wöchentlich auf Spuren von Bohrspänen, Ausbohrlöchern bzw. Käfern zu kontrollieren. Die Mission: Bei einem Befall sollte der komplette Baum inklusive Topf oder Wurzel in einem stabilen Müllsack gut verschlossen werden. Doch damit nicht genug: Gefundene Käfer müssen eingefangen werden, um zu verhindern, dass sie sich ausbreiten und heimische Bäume befallen. Die Käfer können bis zur Übergabe in einem verschließbaren Glas aufbewahrt werden. Ein Befall oder Befallsverdacht sollte außerdem umgehend an das Pflanzenschutzamt Hamburg gemeldet werden, Telefon: (040) 42816-590. Die Larven des Citrusbockkäfers leben ein bis zwei Jahre versteckt im Holz der Bäume. Befallene Bäume sind deshalb oft erst an den runden, ein bis 1,5 Zentimeter großen Löchern in der Nähe der Wurzeln zu erkennen, aus denen sich die Käfer aus dem Holz herausbohren. Vor dem Schlupf der Käfer kann man teilweise auch Bohrspäne am Stammfuß, auf der Erdoberfläche oder im Bodenstreu sehen. Der Hauptflug der Käfer beginnt in Deutschland jetzt im Juni. Der Citrusbockkäfer steht in der Europäischen Union seit vielen Jahren auf der Liste der Schadorganismen, die nicht in die Mitgliedsstaaten der EU eingeschleppt werden dürfen und deren Ausbreitung innerhalb der EU verhindert werden muss. Schließlich befällt das Tierchen viele hiesige, auch völlig gesunde Laubbäume wie Ahorn, Buche, Weide, Birke, Platane, Haselnuss, Rosskastanie oder Apfelbäume und kann sie zum Absterben bringen. Die jetzt verdächtigen Pflanzen stammen aus einer im Dezember 2007 aus China in die Niederlande eingeführten Sendung bzw. zum Teil aus einer Baumschule in den Niederlanden. Dort wurden nach ersten Funden des Käfers die Kontrollen seit Anfang des Jahres massiv verstärkt.
Am Rande: Fahndung nach einem blinden Passagier
Transportproblem der besonderen Art: Der gefährliche Citrusbockkäfer ist in gekauften Fächerahornbäumen durch Deutschland befördert worden und wird jetzt gesucht.