Absetz- und Abrollkipper: Neue Trends bei Abroll- und Absetzkippern: Komfort, Sicherheit und Effizienz

Es war während der Bauma deutlich spürbar: Die Stimmung in der Baubranche hellt sich auf. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Abroll- und Absetzkippern aus. "Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage, besonders die Baubranche zeigt wieder Aufwärtstendenzen", sagt etwa Andreas Hille, der als Senior Vice President das Produktlinienmanagement sowie Forschung und Entwicklung bei Palfinger verantwortet. Auch das Recyclingsegment entwickle sich positiv. "Die beste Bauma, die ich bislang erlebt habe", lobt Michael Eicheldinger, Leiter des Produktmanagements bei Meiller. Auch wenn sich die Nachfrage aktuell noch leicht unter Normalniveau bewege und die Haltedauer der Fahrzeuge zugenommen habe. Beim Hersteller Hüffermann sieht man dagegen im Bereich der Wechselfahrzeuge eine eher rückläufige Entwicklung. Aktuell würden vor allem Ersatzbeschaffungen getätigt, die Neuinvestitionen blieben verhalten. Gefragt sind nach Angaben des Palfinger-Experten Hille Lösungen für unterschiedliche Containergrößen. Eine Stärke der Palfinger-Teleskop-Produktlinie, die dank eines ausfahrbaren Teleskoparms den Transport von Behältern unterschiedlicher Längen mit nur einem Fahrzeug ermöglichen soll. Das sorge für maximale Flexibilität und Wirtschaftlichkeit, sagt Hille. So ermöglicht beispielsweise der neue HT 18 TEC das Aufziehen, Abrollen und Kippen von Containern mit einem Gewicht bis 18 Tonnen. Die Montage erfolgt auf Fahrgestellen mit 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht (zGG). Darüber siedelt der ebenfalls neue HP 20 A TEC, der besonders hohe Stabilität und Hubkraft bieten soll. Auch er kann auf Fahrgestellen mit 26 Tonnen zGG montiert werden und eignet sich für Container zwischen 4,25 und sechs Meter Länge. Der HP 20 A TEC ist Teil der Power-Baureihe, die besonders robuste Modelle umfasst, und der erste Abroller dieser Serie, der mit TEC-Konfiguration ausgestattet ist. Sie soll an die Anforderungen von E-Lkw vorbereitet sein und eine komfortablere Handhabung bieten. Herzstück sind die V-Drive-Steuerung für eine intuitive Bedienung des Abrollers sowie aller angeschlossenen Systeme über einen Controller im Fahrerhaus. Palfinger hat mehrere Pakete vorkonfektioniert, um Kunden die Konfiguration des Aufbaus zu erleichtern. So ist das Performance-Paket auf Geschwindigkeit und Präzision ausgelegt und verfügt über Eilgang, Automatic Cycle und Proportional Hydraulik. Das Komfort-Paket wiederum enthält Systemüberwachung, Automatic Cycle und Proportional Hydraulik. Das E-Lkw-Paket dient der Geräuschreduzierung und umfasst die E-PTO-Steuerung über CAN-Bus, Automatic Cycle, Silent Mode und Soft-Sliding. Mehr dreiachsige Absetzkipper Auch der Tectris AK18 von Meiller, der auf einem dreiachsigen Fahrgestell aufsetzt, die laut Meiller-Mann Eicheldinger gegenüber Zweiachsern immer häufiger geordert würden, soll hohe Flexibilität bieten. Mit 18 Tonnen Nennlast, langer Auslegerreichweite und flexibel kombinierbaren Sicherungssystemen soll sich laut Hersteller jeder Absetzbehälter aufnehmen und transportieren lassen - unabhängig von Größe, Gewicht oder Platzsituation. Der AK18 benötigt demnach auch keinen zusätzlichen Hilfsrahmen. Das spare Gewicht und erlaube mehr Nutzlast. Kombinierte Lösungen im Trend Ein weiterer Trend sind laut Palfinger und Hiab kombinierte Lösungen. Demnach sind leistungsstarke All-in-One-Fahrzeuge gefragt, die beispielsweise einen Kran mit einem Abrollkipper verbinden. Dafür habe Palfinger den ersten Recyclingkran-Prototyp der Generation 3 Urban Range in Kombination mit dem Abroller HAT 18 TEC vorgestellt. "Diese Lösung bietet Vielseitigkeit im Handling von Baumaschinen, Schotter und Strauchschnitt und kann sogar Bagger und Radlader ersetzen", argumentiert Hille. Zudem würden die Kunden Funktionen für eine intuitive Bedienung wünschen. Dazu zählt laut dem Palfinger-Mann die V-Drive-Steuerung der TEC-Baureihe, Memory Position inklusive Soft-Landing und das Pad-Controller-Interface. Dieses erlaube es, den Abrollkipper auch vom Kran aus zu steuern - per Hochstand oder Funksteuerung. Connected plus+ rundet das Angebot ab, indem es Echtzeitdaten jederzeit verfügbar macht. Damit lässt sich Wartungsbedarf frühzeitig erkennen. Das Fassi-Unternehmen Marrel präsentierte zuletzt das Ampli'Drive High Pro Pack, das für alle Ampliroll-Abroller mit einer Hubkapazität von 14 bis 30 Tonnen zur Wahl steht. Es soll neben dem Start- und dem Optipack die Premiumausstattung der Ampli`Drive-Pakete bieten. Dazu gehören laut Hersteller die beiden Steuerungen in der Fahrerkabine und über Funk sowie die Proportionalbewegung. Mehrere Zwecke, ein Fahrzeug Laut Hiab werden Abroller und Absetzer vermehrt angeschafft, um flexibler zu sein und um weniger Fahrzeuge für verschiedene Zwecke in der Flotte zu haben. Funkfernbedienungen, automatische Sequenzsteuerung und Komfortfunktionen seien kaum noch wegzudenken. Auch die Nachfrage nach dem LoadCover, mit dem sich auf einen Knopfdruck der Behälter abdecken lässt, nehmen demnach weiter zu. Zuletzt präsentierte Hiab mit L2 Driver Support sogar ein Versuchsfahrzeug mit autonomer Fahrfunktion, bei dem der Lkw selbstständig an den Container manövriert und ihn automatisiert aufnimmt. Das soll Arbeitssicherheit und wirtschaftliche Effizienz optimieren und sei auch eine Maßnahme gegen den Mangel an erfahrenen Berufskraftfahrern. Differenzierter beurteilt Meiller-Experte Eicheldinger die Lage: "Der Run auf vollständig automatisierte Funktionen ebbt etwas ab. Unternehmer geben ihren Fahrern eher mehr Verantwortung, um sie zu motivieren." Gefragt seien indes automatisierte Verriegelungsfunktionen und intelligente Folgesteuerung über Tastaturkombinationen. Er sieht zudem einen Trend hin zur Rohbauabnahme. "Währenddessen prüfen wir gemeinsam mit dem Kunden im Werk die Position für Zubehör am Fahrzeug vor dessen Fertigstellung, sodass der Lkw seinen Erwartungen entspricht", erläutert er. Ein weiterer Trend ist die Gewichtsoptimierung. Zuletzt hat Meiller seinen Abroll-Bestseller Tectrum RS21 mit einer Hubkraft von 21 Tonnen um 200 Kilogramm gegenüber dem Vorgänger erleichtert. Auch Hyva hat mit dem Titan T24-60-S Pro einen Abroller entwickelt, der laut Unternehmen bis zu 350 Kilogramm weniger als zuvor wiegen und eine verbesserte Einbauhöhe von 250 Millimeter aufweisen soll. Das erhöhe die Nutzlast und das Transportvolumen und senke zugleich den Schwerpunkt des Aufbaus. Der vergrößerte Kippwinkel soll das Entladen klebriger Materialien erleichtern. Zusätzlich zur serienmäßigen pneumatischen Steuerung bietet der Titan Pro eine vollelektrische proportionale und sequenzgesteuerte Version. Für die Titan-Absetzkipper-Reihe gibt es zudem eine neue Funkfernbedienung, die sich besser betätigen lassen und Funktionen wie eine automatische Rücklaufsequenzsteuerung, eine intelligente Stabilitätskontrolle und eine integrierte Wiegefunktion bieten soll. Laut Hüffermann werden zudem immer öfter auch Schlittenanhänger nachgefragt, dort insbesondere die neue Konstruktion mit separat nach unten gezogenem Heck, das ein leichteres Überschieben der Behälter gewährleisten soll. Nehmen die Neuinvestitionen zu, haben die Kunden also eine breite Auswahl unter flexibel einsatzbaren Transportlösungen mit Sicherheits- und Komfort- sowie Automatisierungsfunktionen in fein abgestuftem Maße. E-Mobilität noch ganz am Anfang Die Elektrifizierung der Fahrgestelle beeinflusst zahlreiche Einsatzfelder. Nicht so das Segment der Abrollkipper. Das liegt laut Palfinger an den Einsatzorten: Baustellen, Landwirtschaft oder Recycling. Hier sei maximale Leistung gefragt und weniger Lärm- und Emissionsreduktion. Lediglich einzelne große Fahrzeugvermieter hätten schon Hakengerät-Fahrzeuge mit E-Antrieb in der Flotte, heißt es von Hüffermann. Der Hersteller geht davon aus, dass sich der Trend gerade im städtischen Bereich in den kommenden Jahren verstärken wird. Kein Problem, denn Lösungen sind schon vorhanden. Die Abroller der TEC-Baureihe von Palfinger sind für die Plug-and-Play-Montage auf E-Lkw vorbereitet. Hiab bedient diese Nische mit dem Multilift eUltima-Abroller, der den ePTO des Lkw nutzt und speziell geräusch- und energieeffizienz-optimiert ist. "Inzwischen kann jeder Fahrzeugbauer auf den ePTO des Fahrgestells zugreifen", resümiert Michael Eicheldinger, Leiter des Produktmanagements bei Meiller. Die Herausforderung sei vielmehr die durch die Traktionsbatterie begrenzte Anbausituation.