2. Netzwerkkonferenz

2. NetzwerkkonferenzMehr Vermarktung gefordertTransportgewerbe und Politik trafen sich zur 2. Netzwerk-konferenz, um Maßnahmen des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik zu erörtern. Im Fokus: Die Arbeits- und Ausbildungssituation im Gewerbe sowie die Vermarktung des Logistikstandorts Deutschland. Viele grüne Punkte, einige gelbe, wenig rote. „Und manche Ampeln konnten wir schon ganz ausschalten.“ Mit einem Ampelsystem stelle das Bundesverkehrsministerium den Bearbeitungszustand der einzelnen Maßnahmen des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik dar, erläuterte Staatssekretär Andreas Scheuer in einem Pressegespräch im Anschluss an die 2. Netzwerkkonferenz im Berliner Bundesverkehrsministerium. Arbeitsbedingungen und AusbildungAuf dem Programm der Veranstaltung hatten Punkt 5 C – Förderung der Aus- und Weiterbildung im Bereich Logistik – und 5 D – Auswertung der Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik – gestanden. Die Maßnahmen des Aktionsplans hierzu – gemeinsame Aktionen und regelmäßige Treffen mit der Wirtschaft durchzuführen sowie die Marktbeobachtung der Arbeitsbedingungen auszuweiten – sind im grünen Bereich. Und sie lassen die Schwierigkeiten des Transportgewerbes deutlich zutage treten: „Der Kampf um gut qualifizierte Arbeitskräfte hat bereits begonnen“, stellte Staatssekretär Rainer Bomba zu Beginn der Netzwerkkonferenz fest. Dass die Situation sich künftig noch verschärfen wird, führte Wolfgang Severing vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) anhand der Fakten des BAG-Marktbeobachtungsberichts der Arbeitsbedingungen aus. Arbeitskräfte sind und werden nicht nur im Straßengüterverkehr knapp, auch der Schienengüterverkehr und die Binnenschifffahrt haben hier mit Mängeln zu kämpfen. Ein hoher Altersdurchschnitt, eine niedrige Ausbildungsquote, hohe physische und psychische Belastungen sowie schwierige Arbeitsbedingungen, diese Faktoren wies Severing mit Zahlen und Statistiken nach. 37,2 Prozent der LKW-Fahrer waren 2010 über 50 Jahre. 2000 waren es noch 24,5 Prozent gewesen. „Ein Drittel der Fahrer scheidet in den nächsten 15 Jahren aus dem Beruf aus“, erklärte Severing. Aber nur, wenn jeder bis 65 Jahre arbeite, was kaum der Fall sein werde, führte er aus. Deshalb würden die Fahrer noch viel eher dem Arbeitsleben entzogen. Ähnliche Entwicklungen machte er bei den Eisenbahnern und den Binnenschiffern aus. Bei den Lokführern liegt der Anteil der über 50-Jährigen bei 28,2 Prozent (2000: 16,7 Prozent). Den höchsten Altersdurchschnitt findet man bei den Binnenschiffern. 40,2 Prozent sind hier über 50 Jahre. Positiv bewertete Severing die Altersstruktur bei den Speditionskaufleuten. „Sie schneiden bei den unter 25-Jährigen am besten ab.“ Ein Grund hierfür sind zum einen die Altersvorgaben bei den anderen Ausbildungsberufen als auch die unterschiedlichen Ausbildungsquoten. Zwar hat die Bereitschaft, Berufskraftfahrer auszubilden, zugenommen. Gerade in Regionen, wo die Industrie- und Handelskammern die Unternehmen hierbei aktiv unterstützten, mache sich das bemerkbar, so Severing. „Im Verhältnis zu der Zahl der Unternehmen sind es aber immer noch zu wenig.“ Ein weiteres Problem bei den angehenden Berufskraftfahrern sei die hohe Ausbildungs-Abbrecherquote, die fast 20 Prozent betrage. „Die Situation an der Laderampe“ machte Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) unter anderem hierfür aus. Er verlangte von Handel und Industrie, für eine andere Behandlung des Fahrpersonals zu sorgen sowie bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. „Das Personal muss vor Willkür geschützt werden“, so Schmidt.Zwar hat der demografische Wandel negative Folgen für die Ausbildungssituation in allen Wirtschaftszweigen. Doch gerade das Transportgewerbe ist davon besonders betroffen. Denn hier kann man noch dazu „ein fehlendes Brancheninteresse bei den Jugendlichen“ ausmachen, so Severing. Er erklärte, andere Branchen seien deutlich besser in der Werbung für die eigenen Interessen, beispielsweise die Banken. „Nichts ist leichter, als ein gutes Praktikum in der Logistik anzubieten“, zeigte Staatssekretär Bomba einen möglichen Weg auf. Einen anderen nannte Harald Seifert von Seifert Logistics mit dem Stichwort „Schulpartnerschaften“. Das Gewerbe sei es nicht gewohnt, Werbung zu machen, war die abschließende Meinung vieler Teilnehmer.Logistics Alliance GermanyDie fehlende Außendarstellung wirkte sich in der Vergangenheit auch negativ auf den Logistikstandort Deutschland insgesamt aus. „Früher gab Deutschland bei diesem Thema kein einheitliches Bild ab. Der Standort wurde als solches im Ausland nicht richtig wahrgenommen“, erklärte Willem van der Schalk, Präsidiumsmitglied des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV). Er warb gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Logistics Alliance Germany (LAG), Stefan Schröder, für eine breitere Unterstützung der Logistikvermarktung Deutschlands und die Initiative der Bundesregierung, Logistics Alliance Germany. Mit 16 Fördervereins-Mitgliedern und eingenommenen knapp 200.000 Euro ist man noch weit von den 600.000 Euro, die das Gewerbe zugesagt hatte, entfernt. Staatssekretär Scheuer ist mit der Arbeit der LAG und ihrer kreativen Herangehensweise dennoch zufrieden. Seine Vorstellung, alle „unter ein Band“ zu stellen und Deutschland insgesamt zu vermarkten, sei beispielsweise bei den Messeauftritten in Istanbul oder Shenzhen realisiert worden. Die LAG hätte erreicht, dass sich die konkurrierenden Häfen Hamburg und Bremen unter einem Dach präsentierten, was es bisher nicht gegeben habe, äußerte sich van der Schalk. „Es gelingt uns zunehmend, alle mitzunehmen“, bescheinigte Mathias Krage, Vorsitzender des Fördervereins und DSLV-Präsident, der Initiative. Nach der ersten Phase der Standortvermarktung wolle man jetzt gezielt Unternehmen bei der Vermarktung unterstützen, erklärte Schröder. Seine Botschaften schienen auf der Netzwerkkonferenz angekommen zu sein: Etwa ein halbes Dutzend Unternehmen zeigte gezieltes Interesse, dem Förderverein beizutreten. ❙❚■ Birgit BauerIm Bundesverkehrsministerium trafen sich Branchen- und Politikvertreter zur Netzwerkkonferenz2. NetzwerkkonferenzLang-LKW war im GesprächZwar hießen die Themen der Netzwerkkonferenz offiziell Arbeitsbedingungen und Ausbildung sowie Vermarktung des Logistikstandorts Deutschland. Doch in den Gesprächen nahm ein weiterer Punkt des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik breiten Raum ein: Hatte doch vier Tage vor der Veranstaltung das Unternehmen Ansorge den ersten Lang-LKW im Rahmen des Feldversuchs auf die Strecke geschickt. Staatssekretär Scheuer erhielt in diesem Zuge auch gleich Modelle mit den möglichen Fahrzeugvarianten von Kögel-Pressesprecher Volker Seitz – und freute sich über seine neue Büroausstattung. bbFreute sich: Staatssekretär Andreas Scheuer Feldversuch Lang-LKW

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