Oldenburg. In der Chefetage der insolventen Bremer Reederei Beluga soll nachhaltig gefälscht worden sein. Beluga-Gründer Niels Stolberg habe dies in einer Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft zugegeben, sagte Richter Gerd Meyer am Freitag im Landgericht Oldenburg. „Es sind über lange Zeit Bilanzen gefälscht worden, damit Beluga einen guten Eindruck machte", sagte der Richter.
In dem Prozess am Freitag ging es um das Privatvermögen von Reeder Stolberg, das derzeit gesperrt ist. Stolberg will erreichen, dass die Sperrung aufgehoben wird. Erwirkt hatte das Einfrieren der Gelder der derzeitige Hauptbesitzer der Reederei, die US-Investmentgesellschaft Oaktree. Die Gesellschaft hatte Beluga übernommen, den Unternehmensgründer Stolberg entmachtet und ihn wegen Betrugs und gefälschter Umsatzzahlen angezeigt.
Die Rechtsvertreterin von Oaktree, Britta Grauke, betonte in der Verhandlung, die Gelder des Reeders müssten gesperrt bleiben, bis das Insolvenzverfahren über Stolbergs Privatvermögen eröffnet worden sei. Der Anwalt von Stolberg, Dieter Merkens, betonte dagegen, niemand werfe dem Reeder persönliche Bereicherung vor. Die Sperrung seiner Privatkonten sei überflüssig, weil Stolberg keine Finanztransaktionen ohne Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters der Reederei machen dürfe. Eine Entscheidung über die Aufhebung der Sperrung will das Gericht am 24. Juni verkünden.
Erst Anfang der Woche war bekanntgeworden, dass die vormals weltgrößte Schwergutreederei endgültig vor dem Aus steht und abgewickelt werden soll. Der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda sieht keine Möglichkeit, Beluga wieder in Fahrt zu bringen. Die sieben zu Beluga gehörenden Schiffe sollen an die von Oaktree gegründete neue Bremer Schwergutreederei Hansa Heavy Lift (HHL) verkauft werden. (dpa)