Ifo-Institut: Bundesregierung mogelt bei Investitionszahlen im Haushalt

13.11.2025 11:08 Uhr | Lesezeit: 3 min
Ein Taschenrechner liegt rechts, links daneben und zum Teil darunter mehrere 10-Euro-Scheine und auf den Scheinen hintereinander zwei Münzstapel mit verschiedenen Münzen
Im Bundeshaushalt 2026 sind laut Ifo viele Investitionen reine Buchungsposten (Symbolbild)
© Foto: Thomas Francois/stock.adobe.com

Das Ifo-Institut wirft der Bundesregierung vor, im Bundeshaushalt 2026 bei den Investitionen zu tricksen. Ein Großteil der Mittel fließe nicht in Straßen, Schienen oder Bauprojekte, sondern in Kredite und Hilfen.

Die Bundesregierung rechnet nach einer Analyse des Ifo-Instituts im Bundeshaushalt 2026 erhebliche Ausgaben fälschlich als Investitionen. Die Münchner Ökonomen sprechen von „Mogelpackungen“. Statt echter Infrastrukturprojekte verbuche die Regierung vielfach Kredite und Hilfen als Investitionen.

Nach Berechnungen des Ifo-Instituts fließt von den zehn größten Investitionsposten im Umfang von 24,4 Milliarden Euro mehr als die Hälfte in andere Zwecke.

Kredite und Hilfen statt Infrastrukturprojekte

„Viele der im Haushalt als Investitionen bezeichneten Ausgaben sind in Wahrheit keine produktiven Zukunftsausgaben, sondern verdeckte Zuschüsse“, erklärte Ifo-Wissenschaftlerin Emilie Höslinger.
Demnach entfallen 7,6 Milliarden Euro auf Kredite für Sozialversicherungen und knapp 6,9 Milliarden Euro auf internationale Hilfen, Gewährleistungen und Entschädigungen.

Als echte Investitionen wertet das Institut rund 5,8 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen, etwa für Straßen- und Schienenbau, sowie 2,65 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau. Zudem seien 1,5 Milliarden Euro als „Vorsorge Ausgabereste Investitionen“ ausgewiesen – eine rein buchhalterische Kategorie.

Definition von Investitionen in der Kritik

Die Kritik an der Bewertung bestimmter Ausgaben als Investitionen ist nicht neu. Schon seit Monaten monieren Ökonomen, dass auch Konsumausgaben als „Investitionen“ deklariert würden.
Laut Bundeshaushaltsordnung gelten als Investitionen grundsätzlich Baumaßnahmen, Anschaffungen von beweglichen und unbeweglichen Gütern sowie Kredite oder Beteiligungen.

Das Ifo-Institut betont dagegen den wirtschaftswissenschaftlichen Investitionsbegriff: Investitionen seien Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter, die langfristig Wachstum und Produktivität steigern. Dazu zählen nach dieser Definition etwa Verkehrsinfrastruktur, digitale Netze oder Hochschulbau.

Nur begrenzte Zukunftswirkung für Wirtschaft und Logistik

Nach Einschätzung des Instituts mindert die aktuelle Haushaltspolitik die langfristige Wirkung öffentlicher Investitionen. Für die Verkehrs- und Logistikbranche bedeute das, dass weniger reale Mittel in Straßen- und Schienenausbau fließen, obwohl diese Bereiche entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Lieferkettenstabilität in Deutschland sind.


Mit dem VerkehrsRundschau-Newsletter immer auf dem neuesten Stand

Von Montag bis Freitag bekommen Sie unser Mittags-Update mit aktuellen Nachrichten aus der Transport- und Logistikbranche kostenfrei in Ihr E-Mail-Postfach. Zusätzlich bekommen Sie immer samstags digitale VR-Post mit den Wochen-Highlights. Den VR-Newsletter können Sie hier gratis abonnieren.

Sie haben ein Sie haben Fragen, Anregungen oder ein konkretes Anliegen? Dann schreiben Sie uns gerne an das VerkehrsRundschau-Postfach unter verkehrsrundschau@tecvia.com


HASHTAG


#Bundeshaushalt

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.