Auf ein Neues: Der Scania 460 R Super zum zweiten Mal im Profi-Test

In Kürze Eine längere Hinterachsübersetzung, der Umbau von Retarder auf die neue CRB-Motorbremse und eine intensive Gewichtskur: Mit diesen Maßnahmen modifizierte Scania das Testfahrzeug vor seiner zweiten Testrunde. Alles für die Mission, den Verbrauch noch weiter nach unten zu bringen. Dass es sparsam kann, hat dieses Testfahrzeug schon vor knapp einem Jahr auf der VR-Profi-Testrunde bewiesen (siehe Ausgabe 3/2022). So richtig zufrieden schienen die Verantwortlichen damals trotzdem nicht gewesen zu sein, weshalb sie die Sattelzugmaschine mit dem schwedischen Kennzeichen "PSL 05A" für eine weitere Verbrauchsfahrt angemeldet haben. Vorher verordneten sie aber eine intensive Gewichtskur, der neben dem Retarder auch die optionalen Staufächer an der Kabinenrückwand oder die, nicht nur im Fernverkehr eigentlich obligatorische, Kühlbox zum Opfer fiel. Der nun recht spartanisch ausgestattete Scania "hungerte" sich so auf 6,98 Tonnen herunter und nimmt damit 220 Kilo weniger auf seine zweite Profi-Testrunde mit. Clevere Overdrive-Funktion Mehr als ein niedriges Gewicht ist bekanntlich der Triebstrang für Topverbräuche verantwortlich. Weshalb die Schweden auch hier eine Veränderung zur ersten Testfahrt vornahmen, indem sie mit der 2,31er-Achse eine längere und damit drehzahlsenkende Übersetzung einbauten. Weiter vorn tritt der Greif in dieser Leistungsklasse nach wie vor mit einem Alleinstellungsmerkmal an. Die Rede ist vom "G25CM"-Opticruise-Getriebe, das neben einem Crawler auch über einen zusätzlichen Schongang verfügt - Overdrive genannt. Diesen aktiviert die Elektronik in Verbindung mit dem GPS-Tempomaten, wenn es für den Motor gerade nichts oder so gut wie nichts zu tun gibt. Dann liegen bei Reisetempo 85 in Verbindung mit der oben erwähnten Achsübersetzung rekordverdächtige 825 Touren an, niedrigste Teillastverbräuche sind laut Scania die Folge. Der neue DC13 macht das problemlos mit. Auch wenn er das volle Drehmoment von 2500 Newtonmeter erst 75/min später abliefert, hat man im Drehzahl-Keller keinesfalls den Eindruck von Überforderung oder Kraftlosigkeit. Im Gegenteil traut man dem Motor ohne Weiteres zu, harmlosere Steigungen noch locker im Overdrive-Modus überwinden zu können - zumindest, wenn die Transportaufgabe nicht übermäßig schwer ausfällt, wie das mit unserem, auf knapp 24 Tonnen ausgeladenen Krone-Testauflieger, der Fall ist. Solche Manöver lässt die Elektronik allerdings nicht zu, da laut dem mitreisenden Scania-Werksfahrer der direkte Gang, hier also die zwölfte Fahrstufe, bergauf die bessere Wahl ist. Auch in der Ebene geht es auf der Mehrzahl der Kilometer im Zwölften voran, was bei Tempo 85 exakt 1065 Touren zur Folge hat. Damit bleibt man von Drehzahlorgien also ebenfalls meilenweit entfernt. Tauchen dann erneut Berge auf, gibt es durch die Umrüstung auf die längere Hinterachsübersetzung etwas mehr für das Opticruise-Getriebe zu tun. Absolvierte der 460er bei unserer ersten Fahrt alle Messberge der Teststrecke ohne jeglichen Gangwechsel, wird an diesen nun die Rückstufung in den elften Gang fällig. Der Person hinter dem Lenkrad darf das herzlich egal sein. Schließlich agiert Opticruise schnell wie komfortabel und ohne jegliches Zutun des Fahrers. Und nebenbei fährt der Scania mit dieser Strategie am Berg sogar noch ein paar Sekunden Zeitvorteil heraus. Auf die gesamte Runde gesehen, bringt das dem Schweden allerdings keinen Vorteil. Das Durchschnittstempo fällt um 0,08 km/h langsamer aus als bei der ersten Fahrt mit der kürzeren Achse. Was ohne Frage in die Kategorie "zu vernachlässigen" fällt. Noch sparsamer unterwegs Da dürfte die Verbrauchsdifferenz den Chef/die Chefin hellhöriger werden lassen: Runde zwei überwindet der 460 R mit 22,31 l/100 km tatsächlich deutlich sparsamer, was eine Verbrauchsreduktion um satte 3,7 Prozent bedeutet. Nicht verschweigen wollen wir allerdings einmal mehr den im Verhältnis hohen AdBlue-Verbrauch des Scania (11,9 Prozent vom Dieselverbrauch), der wie immer ins Verbrauchsergebnis eingerechnet ist. Grund dafür ist die überdurchschnittlich heiße Verbrennung des neuen DC13-Motors, welche die Techniker zu einer zweifachen Harnstoff-Einspritzung zwingt. Einen Platz unter den sparsamsten Lastwagen sichert sich der Scania im VR-Verbrauchsranking trotzdem. Die zweite Runde hat sich also gelohnt! Fazit: Alle Register gezogen Jan Burgdorf, Test-Redakteur, jan.burgdorf@springernature.com Für diese Testfahrt hat Scania an allen möglichen Schrauben gedreht, um auch noch den letzten Milliliter Verbrauchseinsparung zu finden. Das zahlt sich am Ende aus, denn der 460 R ist tatsächlich nochmal deutlich sparsamer unterwegs. Allerdings dürfte der Fahrer/die Fahrerin am Testfahrzeug ein paar Ausstattungen vermissen. Das fängt bei der aus Gewichtsgründen fehlenden Kühlbox an und auch die neue CRB-Motorbremse ist dem Retarder in Sachen Souveränität und Komfort klar unterlegen. Test mit Referenz-Lkw Der redaktionseigene Mercedes-Benz Actros 1845 mit Curtainsider von Schmitz Cargobull sorgt für vergleichbare Testergebnisse. Dafür wurde die VR-Testrunde unter guten Wetterbedingungen abgefahren. Liegen die Verbrauchswerte des Referenz-Lkw am Testtag über oder unter diesem Wert, ist klar, dass das Testfahrzeug schlechtere oder bessere Bedingungen hatte, was sich entsprechend zurückrechnen lässt. Technische Daten Motor Sechszylinder-Reihenmotor (DC13 175 460), Common-Rail, zwei oben liegende Nockenwellen, einstufiger Turbolader, Euro 6e mit SCR-Only (Twin-SCR), DPF; Hubraum: 12.740 cm3, Leistung: 460 PS (338 kW) bei 1800/min, max. Drehmom.: 2500 Nm bei 900-1290/min Kraftübertragung Automatisiertes Schaltgetriebe "Opticruise" (G25CM), synchronisiertes Dreigang-Grundgetriebe, Range- u. Splitgruppe, 12 Vorwärtsgänge + Overdrive im 12. Gang, 4 Rückwärtsgänge, 1x Crawler, Hinterachsübersetzung: i = 2,31; elektrohydraulisch betätigte Reibkupplung, 430 mm Durchmesser Fahrwerk Hinterachse: 11,5-t-Hypoid-Antriebsachse; Vierbalg-Luftfederung mit Stabilisator, Vorderachse: gekröpfte 7,5-t-Faustachse, Einblatt-Parabelfederung Bremsen Zweikreis-Druckluftbremsanlage, Scheibenbremsen, Motorbremse: CRB-Bremse, 343 kW (466 PS) bei 2400/min, Option: Retarder Maße & Gewichte Radstand: 3800 mm; L x B x H: 5960 x 2550 x 3698 mm; Leergewicht: 6985 kg (ohne Fahrer), inklusive 400 l Diesel; 60 l AdBlue Verbräuche und Geschwindigkeiten: 342,8-km-Teststrecke l/100 km km/h Autobahn medium (32 t)A 9 Allershausen - A 93 Regensburg 21,91 85,73 Autobahn hügelig (32 t)A 3 Regensburg - Nürnberg 22,85 83,41 Autobahn Rolletappe (32 t)A 9 Nürnberg - Langenbruck 22,83 84,90 Landstraße (32 t)Langenbruck - Dasing 20,12 62,75 Autobahn leicht (32 t)A 8 Dasing - A 99 AS M-Ludwigsfeld 23,58 84,96 Durchschnitt: 22,31 80,55 Bergwertung Autobahn (Kindinger Berg, A 9)Zeit: 3,17 min, Vmin 83 km/h, Gang: 11 bei 1350/min Bewertung: Scania 460 R Super Highline Motor/Antrieb (max. 140) 126 Getriebe/Kupplung (max. 140) 122 Bremsen (max. 120) 102 Lenkung (max. 40) 36 Pedale (max. 20) 16 Fahrverhalten (max. 60) 53 Sicht (max. 50) 44 Klima/Lüftung (max. 50) 41 Sitze (max. 40) 36 Armaturen/Instrumente (max. 50) 44 Scheibenwischer (max. 30) 24 Fahrerhaus (max. 240) 199 Gesamtwertung (max. 980): 843 Testurteil + Testfahrzeug mit sehr niedrigem Gewicht, niedriger Testverbrauch bei hohem Durchschnittstempo, durchdachte Ergonomie, gutes Getriebe mit faszinierendem Overdrive-Modus - überdurchschnittlich hoher AdBlue-Verbrauch, CRB-Motorbremse längst nicht so souverän wie ein Retarder, umständlicher Bettenbau mit Sitzvorschub in der Kabine

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