Linde Material Handling (MH) hat auf seinem „Automation Summit“ am 12. und 13. November 2025 Kunden, Beratern und der Fachpresse neue Lösungen zur Automatisierung von Materialflussprozessen vorgestellt. In den Vorträgen und Live-Vorführungen im Linde Experience Hub in Aschaffenburg standen neben automatisierten Fahrzeugen auch die dazugehörigen Softwarelösungen – auch unterstützt von innovativer KI-Technologie - im Fokus.
Automatisierung wird einfacher und schneller
„Nie war der Zeitpunkt, in die Automatisierung von Materialflussprozessen zu investieren, so günstig wie jetzt“, betonte Ulrike Just, Executive Vice President Sales & Services Linde MH EMEA. Die Systeme seien deutlich einfacher und kostengünstiger geworden, die Projektplanungs- und Implementierungszeiten hätten sich spürbar verkürzt. „Das erleichtert den Einstieg in die Automatisierung und schafft Chancen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Für Unternehmen, die bereits über eine mehrjährige Automatisierungserfahrung verfügen, bietet sich zudem die Chance, neue Technologien mit Linde MH als Partner aktiv voranzutreiben“, so die Managerin.
Modularer Baukasten für die Automatisierung
So hat Linde MH in den vergangenen zwei Jahren wesentliche Teile des Produktportfolios, darunter (Gegengewichts-)Hochhubwagen, Schubmaststapler und Schmalganggerät, technisch neu konzipiert und auf einen industriellen Serienstandard gehoben. Zusammen mit AMRs, Shuttle-Lösungen, stationärer Automation und Regalsystemen stellt der Intralogistikspezialist damit einen modularen Baukasten zur Verfügung.
Rossmann-Projekt mit KI-basierter Objekterkennung
Zu den Highlights der Veranstaltung zählte eine Live-Präsentation des Linde Robotic Case Picker, kurz: RoCaP. Er basiert auf dem automatisierten Hochhubwagen Linde L-Matic HD k und verfügt über einen mehrachsigen Greifarm, mit dem er einzelne Warenpakete aus dem Regal entnimmt und auf einem mitgeführten Warenträger zusammenstellt. Der „Proof of Concept“ fand in Zusammenarbeit mit der Drogeriekette Rossmann statt. Im Regionallager in Burgwedel entlastet der RoCaP die Mitarbeitenden im Lager vor allem beim Picken schwerer Gebinde.
Seine Aufträge erhält der Linde RoCaP über eine Serverschnittstelle aus dem Warehouse-Management-System von Rossmann. Daraus ermittelt das RoCaP-Managementsystem anhand verschiedener Parameter wie beispielsweise Größe und Gewicht der Auftragspositionen sowie der optimalen Route die nächste Regalposition. Dort angekommen, tritt der Robotergreifarm in Aktion. Er verfügt über eine 3D-Kamera mit KI-Chips von NVIDIA. In Echtzeit erkennt die Kamera die Paletten, überprüft die Korrektheit, führt eine optische Vermessung durch und legt den dreidimensionalen „Arbeitsraum“ fest. Anschließend folgt ein komplexer Oberflächen-Scan. Es wird ermittelt, wo die Pakete auf der Palette genau liegen und welches entsprechend den definierten betrieblichen Vorgaben ausgewählt wird. Dann greift der Roboterarm das Gebinde, indem er es mithilfe einer speziellen Vakuumtechnologie ansaugt und hochhebt. Laut Luca Borg, Logistics Expert, bei Rossmann, wolle man nächstes Jahr zwei dieser Geräte im Lager einsetzen.
Linde Automation Summit 2025
Erster automatisierter Gegengewichtsstapler Linde E-Matic
Außerdem hat Linde den ersten automatisierten Gegengewichtsstapler enthüllt. Der für Outdoor-Einsätze konzipierte Linde E-Matic soll 2027 auf den Markt kommen. „Mit dem ersten Gegengewichtsstapler hat die Automatisierung jetzt das Kernprodukt der Marke Linde erreicht“, sagte Ulrike Just.
Ausgestattet mit einer Traglast von 2,3 Tonnen, Seitenschieber, Lithium-Ionen-Batterie sowie umfangreicher Navigations- sowie Sicherheitstechnik, soll das Fahrzeug im ersten Entwicklungsschritt horizontale Transporte zwischen Ablagepunkten am Boden oder stationärer Fördertechnik übernehmen. Bereits 2026 sollen Vorserienprojekte bei ausgewählten Kunden starten, deren Erfahrungen unmittelbar in die Weiterentwicklung und Serienreife einfließen.
In weiteren Ausbaustufen soll der Linde E-Matic dann zusätzliche Aufgabenstellungen übernehmen – beispielsweise den Wechsel zwischen Innen- und Außenbereichen, das Überwinden größerer Steigungen, das Ein- und Auslagern im Regal oder Blocklager sowie das seitliche Be- und Entladen von Lkw.
Digitale Zwillinge verkürzen Planung und Inbetriebnahme
Doch nicht nur auf Fahrzeugseite hat Linde MH die Entwicklung vorangetrieben. Auch bei der Implementierung physischer KI und digitaler Zwillinge auf Basis des NVIDIA „Omniverse“ für industrielle Anwendungen, wurden die nächste Schritte gezeigt. Dazu gehört zum einen die Echtzeitintegration eines digitalen Zwillings, der Flottenmanager und physische AGV miteinander verbindet.
Das virtuelle Abbild des Lagers entsteht dabei mithilfe tragbarer 3D-Laserscans. Eine Demonstration der Technologie konnten die Teilnehmer des Linde Automation Summit am Beispiel des Veranstaltungsorts live erleben. Die 3D-Visualisierungen werden dann genutzt, um mithilfe digitaler Zwillinge Automatisierungslösungen zu planen, virtuell zu simulieren und letztendlich deutlich schneller als bisher vor Ort in Betrieb zu nehmen.