München. Kaum eine andere Industriebranche hat die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise mit solcher Wucht getroffen wie die Lastwagenbauer. Unter dem massiven Abschwung leiden sämtliche großen Hersteller: Daimler, Volvo, Scania und nun auch MAN. Auf einigen Märkten ist die Nachfrage nach schweren Lastwagen nahezu zum Erliegen gekommen. Dabei sind die Brummi-Bauer eigentlich hart gesotten. Ihr Geschäft ist ohnehin stark von Nachfragezyklen geprägt. Nun komme es aber besonders dick, sagt MAN-Chef Hakan Samuelsson. „Wir sehen derzeit eine deutlich größere Schwankung als in einem normalen Konjunkturzyklus.“ MAN meldete am Donnerstag für das vierte Quartal im Nutzfahrzeuggeschäft einen Rückgang der Bestellungen um rund zwei Drittel, bei den Lastwagen sogar um 80 Prozent. Noch düsterer fiel der Blick auf die Stückzahlen aus, weil hier auch 7000 Stornierungen eingerechnet wurden. Dadurch kamen zwischen Oktober und Ende Dezember 2008 weltweit gerade einmal 360 Lastwagen-Bestellungen neu in die Bücher. Im Vorjahreszeitraum waren es noch gut 27.000. So gut wie keine neuen Aufträge also. Beim Konkurrenten Volvo kam es noch dicker. Im vierten Quartal verbuchten die Schweden in Europa einen negativen Auftragseingang, sprich: Es wurden mehr Bestellungen storniert als hereinkamen. Weltweit lag das Minus von Volvo bei 82 Prozent 13.678 Einheiten. Auch Daimler als weltgrößter LKW-Bauer erwartet in diesem Jahr einen deutlichen Absatzrückgang. Im vierten Quartal sackten die weltweiten Verkäufe um 49 Prozent auf rund 73.000 Einheiten ab, in Westeuropa sogar um 82 Prozent auf 34 700. Die Hersteller versuchen sich nun mit Einsparungen über Wasser zu halten. MAN plant Produktionskürzungen, Kurzarbeit und den Abbau von Leiharbeitern. Kündigungen sollen wenn irgendwie möglich vermieden werden. Wann aber die Nachfrage wieder anspringt, steht derzeit in den Sternen. „Wir stehen erst am Anfang des Abschwungs“, sagt ein Branchenanalyst. Seit den 70er Jahren sei es nicht mehr so drastisch gewesen. „Ich würde momentan keine Wette abschließen wollen, wann es wieder aufwärts geht.“ Die Hoffnungen der Unternehmen wie der Analysten gehen in Richtung 2010, für dieses Jahr sehen fast alle schwarz. Vor allem aus zwei Gründen haben im Augenblick vor allem die Lastwagenbauer zu kämpfen. Zum einen trifft sie die allgemeine Wirtschaftskrise. Wo weniger produziert wird, muss auch weniger transportiert werden, angefangen von Joghurt-Bechern über Handys bis hin zu Autos. Zum anderen rücken die Banken, gebeutelt durch die Finanzkrisen, derzeit kaum Geld für neue Investitionen heraus. Kredite für neue Lastwagen werden gar nicht erst gegeben und zum Teil auch storniert. Angesichts der Misere mehren sich auch unter den Lastwagenbauern die Rufe nach staatlicher Hilfe. Die staatlichen Konjunkturprogramme, die derzeit weltweit aufgelegt werden, seien zwar das richtige Signal, weil die Branche im Prinzip von Investitionen in Straßen, Brücken und Schienen profitiere. Was sie allerdings genau bringen, sei derzeit noch offen, sagt Samuelsson. „Wir müssen abwarten, ob die Konjunkturprogramme greifen. Ich hoffe, dass wir die Wirkungen sehen werden. Aber bislang gibt es noch keine Signale.“ Daher müsse auch über direkte Hilfen für die Branche in Form von Kaufanreizen nachgedacht werden, forderte Samuelsson. Eine Abwrackprämie wie für Altautos funktioniere bei Lastwagen zwar nicht unbedingt. Investitionsunterstützungen von einigen tausend Euro beim Kauf eines neuen, sparsamen Lastwagens könnten aber helfen, die Nachfrage wieder anzuschieben. (dpa)
Fast alle Räder stehen still

Krise trifft Lastwagenbauer hart