Fahren auf Verschleiß: TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025

Deutlich mehr Nutzfahrzeuge fallen durch die HU, neues Sorgenkind sind dabei schwere Lkw. Das ist ein Ergebnis des Nutzfahrzeug-Reports 2025, für den über 2,3 Millionen Hauptuntersuchungen analysiert wurden. Der Report liefert ein besorgniserregendes Bild, wie es um den Zustand von Technik und Sicherheit des Fahrzeugbestands auf Deutschlands Straßen bestellt ist.
Im Berichtszeitraum des TÜV-Reports Nutzfahrzeuge 2025, den Kalenderjahren 2023 und 2024, wurden von den TÜV-Organisationen in Deutschland rund 2,3 Millionen Hauptuntersuchungen an leichten und schweren Vans, Transportern und Lkw durchgeführt. Leider zeigt sich beim Vergleich der Zahlen der Reporte 2021, 2023 und 2025 ein negativer Trend. Zieht man als Basis für eine generelle Beurteilung der Ergebnisse die sogenannte EM/VM-Quote heran – also den Anteil der Fahrzeuge, die mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ die HU nicht bestehen –, so wird diese über den Vergleichszeitraum, nach einer minimalen Verbesserung vor zwei Jahren, jetzt wieder schlechter! Lag sie 2023 bei 19,6 Prozent (2021: 19,7 Prozent), ist sie jetzt auf 20,4 Prozent gestiegen.
Negativ-Trend ist nicht zu übersehen
„Über alle Alters- und Tonnagegruppen schaffen immer weniger die HU im ersten Anlauf ohne Mängel. Immer mehr fallen mit erheblichen Mängeln durch und auch die Zahl der gefährlichen Mängel steigt an“, so das Fazit von Gerhard Grünig, Chefredakteur der VerkehrsRundschau. Schlimmer noch: Weder gab es eine Verschärfung beim sogenannten „Mangelbaum“ und damit der Prüfkriterien der HU, noch lässt sich die Verschlechterung mit größerer Belastung durch höhere Laufleistungen erklären. Im Gegenteil: Die bei der HU protokollierten Kilometerstände der Fahrzeuge in allen Altersklassen sinken sogar kontinuierlich seit 2021. Weniger Fahrleistung und dennoch steigende Mängelquoten? Für Gerhard Grünig bleibt nur als Erklärung:
"Entweder werden die Fahrzeuge immer schlechter oder die Halter vernachlässigen die Wartung und Pflege immer mehr – oder beides. Es wird also tendenziell wenig gefahren und ganz offensichtlich noch weniger repariert."
Gerhard Grünig, Chefredakteur VerkehrsRundschau
Schwere Lkw sind neues Sorgenkind
Wieder sind es die leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen, die zu einer Verschlechterung der EM/VM-Quote beitragen. Besonders auffällig ist aber in diesem Jahr, dass auch die schweren Nutzfahrzeuge über 18 Tonnen Gesamtgewicht nach unten abdriften – und zum ersten Mal eine schlechtere Quote aufweisen als die Leichtgewichte: 21,9 Prozent zu 21,5 Prozent. Generell lässt sich aus den aktuellen Ergebnissen kaum eine gute Botschaft ableiten. Lag die Gewichtsklasse 7,5 bis 18 Tonnen im Berichtszeitraum des letzten TÜV-Reports noch bei 13,8 Prozent EM/VM-Quote, liegt sie inzwischen bei 16,5 Prozent.
Sparen auf Kosten der Sicherheit
Über die Gründe dieser schlechten Ergebnisse kann man trefflich spekulieren. Ganz sicher ist aber die Wettbewerbssituation auf dem deutschen und europäischen Transportmarkt ein wesentlicher Grund dafür. Wer mit Sozialdumping und stark subventionierten Dieselpreisen osteuropäischer Frachtführer konkurrieren muss, sucht sein Heil in der Kosteneinsparung – selbst wenn auf Kosten der Verkehrssicherheit bei der Wartung und Pflege der Lkw gespart wird, so die Analyse des Reports.
