Dass regelmäßige Feedback-Gespräche mit den Auszubildenden – auch in der Logistik – essenziell für die Motivation der jungen Leute sind, ist nichts Neues. Deshalb sind diese auch schon beim Onboarding von Azubis eine Maßnahme, die Ausbilder im Blick behalten müssen. Und trotzdem passiert es schnell, dass diese Gespräche vernachlässigt oder gar falsch geführt werden. Worauf kommt es bei Feedback an?
Ausbildungsbegleitung durch Feedback
Der gegenseitige Austausch mit den Azubis sollte sich nicht nur durch die ganze Ausbildungszeit ziehen, auch die Art, wie man die Gespräche angeht, muss gut durchdacht sein.
Wichtig dabei ist, das Gespräch immer zeitnah zu suchen – so besteht eine Chance auf eine Verhaltensänderung der Azubis.
Zudem ist zentral, dass es sich bei dem Feedback nicht um eine Beurteilung von oben herab handelt, wie Felicia Ullrich sagt, Inhaberin und Eignungsdiagnostikerin von U-Form, einem Familienunternehmen im Bildungsbereich. Vielmehr geht es darum, die eigenen Beobachtungen des Verhaltens seines Azubis in Ich-Botschaften zu kommunizieren. Der Ausbilder muss sich dabei stets auf Fakten, konkrete Beispiele und Verhaltensweisen in bestimmten Situationen beziehen und nicht verallgemeinern. Dies stößt bei Fehlverhalten nur auf Ablehnung und man kommt nicht zu dem eigentlichen Ziel: Die Eigenverantwortung und Motivation der Azubis zu erhöhen. Das kann vielmehr mit respektvollen, wertschätzenden Feedback, klaren Formulierungen der Verhaltensänderung und Aufzeigen der Vor- und Nachteile erreicht werden.
Personalentwicklung von Azubis in der Logistik
Zeigt sich die fehlende Motivation etwa durch stetiges Fehlen an Montagen oder wiederholtes Zuspätkommen, muss man in den Gesprächen das Ziel, sowie die drohenden positiven und negativen Konsequenzen formulieren. Etwa: „Wenn du weiterhin so hohe Fehlzeiten hast, kann es sein, dass die IHK dich nicht zur Prüfung zulässt und du ein halbes Jahr dran hängen musst“, sagt Ullrich – genau wie: „Wenn ich merke, dass du zuverlässiger wirst, kann ich dich auch mal in die Abteilung X schicken.“
Bei Fehlzeiten von über 10 Prozent der Ausbildungszeit kann die IHK zudem die Zulassung zur Abschlussprüfung ablehnen. Das kann man den Azubis auch finanziell darlegen und gemeinsam ausrechnen, wie sich die geringere Ausbildungsvergütung im Verhältnis zu dem höheren Einstiegsgehalt bei einer verlängerten Ausbildung von sechs Monaten auf dem Konto macht. So kann man den Betroffenen aus seiner Opferrolle zum Beteiligten machen, erklärt Ullrich.
Bei einer offenen Kommunikation sind die aktive Beteilung des Azubis und ein strukturierter Rahmen für die Problemlösung essenziell: Es gilt, den Wunsch nach Änderung und anschließend gemeinsam konkrete Maßnahmen zu entwickeln.
Dafür muss man die Hindernisse verstehen und gemeinsam Lösungen festlegen: Wieso kommt der Azubi immer zu spät? Unternehmen erzählen etwa von schlechten Busverbindungen, die für den Azubi ein Hindernis darstellen. Gemeinsam kann man sich dann Maßnahmen überlegen: Könnte eine Fahrgemeinschaft entstehen? Oder falls der frühere Bus zu früh ankommt – wie kann man diese Zeit sinnvoll nutzen?
Bei Feedback geht es auch darum, gemeinsam Taktiken zu entwickeln, mit denen der Azubi es nicht nur gut durch die Ausbildung schafft, sondern auch später als Mitarbeiter sich gut in die Abläufe und das Team einfinden kann.

Motivation der Logistik-Azubis
Jemand, der die Motivation bei den Azubis nicht vermisst, ist Matthias Deuber, CFO von Herbst Transporte in Bamberg – im Gegenteil: „Dass junge Leute nicht mehr arbeiten wollen, kann ich gar nicht bestätigen“, sagt Deuber. Sie seien im Gegenteil sehr bedrückt, wenn ihnen ein Fehler passiert. Überrascht hat ihn nur, dass die Annahme, junge Leute seien IT-affiner, in letzter Zeit nicht mehr bewahrheitet hat: „TikTok und Instagram können sie, aber Dinge wie etwa Excel nicht mehr. Auch das Interesse daran lässt nach. Es muss nur funktionieren. Ich würde mir mehr Affinität in dem IT-Bereich wünschen, beziehungsweise mehr Interesse daran, was hinter dem Bildschirm passiert.“
Um Festzustellen, ob die Azubis auch in den Betrieb passen und den gewünschten Enthusiasmus für die Logistik mitbringen, sind nicht nur die Gespräche vor dem Unterzeichnen des Ausbildungsvertrages ratsam, sondern auch ein besseres Kennenlernen durch vorangehende Praktika oder Ferienjobs im Betrieb. Dadurch wird auch der Einstieg in die Ausbildung leicht, wie man bei Herbst weiß, und somit das Onboarding der Azubis deutlich entspannter.
Ausbildungsqualität in der Logistik steigern
Die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen ist auch in der Logistik hoch. Mit Feedbackgesprächen kann man nicht nur die eigenen Ansprüche an den Azubi kommunizieren – man erhält auch regelmäßige Rückmeldung des Nachwuchses und kann dementsprechend eigene Unzulänglichkeiten, die älteren Mitarbeitern im Alltag nicht mehr auffallen, ändern. Somit kann man sich immer wieder mit den eigenen Standards als Ausbildungsbetrieb sowie den neuen Erwartungen der jungen Generation an einen Ausbilder auseinandersetzen – und wo es nötig ist, nachjustieren.