Hamburg. Die Weiterentwicklung der Häfen bleibt für die Russische Föderation ungeachtet der noch anhaltenden Weltwirtschaftskrise ein zentraler Investitionsschwerpunkt, und zwar auf Jahre hinaus. Das wurde auf einer Veranstaltung der Hafen Hamburg Marketing (HHM) und der Handelskammer Hamburg sowie des St. Petersburger Außenwirtschaftsbüros in der Elbe-Stadt deutlich. Die von rund 80 Hafen- und Verkehrswirtschaftsfachleuten besuchte Zusammenkunft stand unter der Überschrift „Logistikzentrum St. Petersburg – Neue Perspektiven.“ Zu den Nutznießern dieser Ausbauvorhaben werde auch der Hamburger Hafen gehören, der für den russischen, seewärtigen Außenhandel schon heute ein zentraler Partner ist. Zu den Investitionsschwerpunkten im Rahmen des nationalen Hafenentwicklungsprogramms der Russischen Föderation gehört der Großraum St.Petersburg. Schon heute werden über den russischen Ostseehafen gut 20 Prozent des seewärtigen Außenhandels abgewickelt. Zur Einordnung: Über St.Petersburg wurden 2008 gut 1,9 Millionen TEU umgeschlagen. „Dieser russische Ostseehafen ist für den Hamburger Hafen von großer Bedeutung. Er ist für uns der drittgrößte Partner im Containerverkehr“, berichtete HHM-Vorstand Claudia Roller. 35 Linienverbindungen bestünden mittlerweile zwischen Hamburg und St.Petersburg. Der großen Bedeutung des Hafens trägt die HHM seit 2003 über eine eigene Repräsentanz Rechnung. Ein großes Problem für St. Petersburg besteht darin, dass der heutige Hafenkern inzwischen in die Großstadt regelrecht hineingewachsen ist. Damit verbunden sind erhebliche Erreichbarkeitsprobleme, und zwar für alle Verkehrsträger. Die Russische Föderation verfolgt daher seit mehreren Jahren das Ziel, neue Hafenteile außerhalb von St. Petersburg zu entwickeln. Dazu gehört zum Beispiel Ust Luga, wo sich die Hamburg/Bremer Eurogate-Gruppe mit engagiert. Mehrere Entwicklungsstufen sind allein im Containersegment geplant, so dass um das Jahr 2020 ein Jahresumschlag von gut drei Millionen TEU geplant sind. Neben Containern sollen an diesem Standort auch andere Gütergruppen umgeschlagen werden. Ebenfalls zum Großkreis St. Petersburg gehört Primorsk, wo der Umschlag von Mineralöl eine zentrale Rolle spielt. Großprojekt: Neues Hafen- und Logistikzentrum in Bronka Zu den aktuellen Großvorhaben gehört der Bau eines neuen Hafen – und Logistikzentrums in Bronka, ungefähr 50 Kilometer nordwestlich von St. Petersburg. Alexey Shukletsov, Exekutiv-Direktor der russischen Hafenentwicklungs-Gesellschaft Fenix, berichtete über dieses Vorhaben, das den Charakter eines sogenannten „Avantports“, also eines „Vorhafens“ , für St.Petersburg bekommen soll. „Die Grundsatzentscheidung für das Projekt fiel 1998, also zum Zeitpunkt der großen russischen Wirtschaftskrise. Zehn Jahre später, mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise gehen wir an die Realisierung des Vorhabens“, sagte Shukletsov. Das Projekt Bronka sei eine Antwort auf die Langzeitprognosen von Hafenexperten, wonach der Seegüterverkehr in der Ostsee bis 2025 auf bis zu 190 Millionen t anwachsen werde. Dabei seien schon heute Kapazitätsengpässe erkennbar, zumal auf russsischer Seite.“ Bis 2025 fehlen bei uns Umschlageinrichtungen für eine Gütermenge von rund 95 Millionen t.“ Was Shukletsov nicht aussprach: Russland, das heute noch einen Teil seines Güteraufkommens über die Häfen der Baltischen Republiken sowie auch Finnland abwickelt, will sich – aus politischen Gründen – langfristig davon unabhängig machen. Der Hafen Bronka, gut angebunden eine zentrale Eisenbahnlinie von und nach St.Petersburg, soll für Containerschiffe mit bis zu 4500 TEU sowie für große Ro-Ro-Frachter ansteuerbar sein. Der Hafen soll in mehreren Teilschritten entwickelt werden. Shukletsov: „2013 wollen wir die ersten Frachter abfertigen.“ Allein für den Containerumschlag sollen langfristig Kapazitäten von bis zu 1,9 Millionen TEU bereitstehen. Bei der Verwirklichung des „Port Bronka“ setzt Russland auf eine Kombination aus staatlichen Geldern und Privatkapital. (eha)
Russlands Seehafenverkehrswirtschaft: Neubau und Ausbau der Häfen

Region St. Petersburg ist Investitionsschwerpunkt / Hamburger Hafen ist Nutznießer der Ausbauvorhaben