Die Europäische Union zieht Konsequenzen aus der Flut günstiger Kleinsendungen aus Drittstaaten. Ab Juli 2026 wird für jedes Paket mit einem Warenwert bis 150 Euro eine Abgabe von drei Euro erhoben. Ziel ist es, die massenhaften Lieferungen von Plattformen wie Shein, Temu, AliExpress oder Amazon einzudämmen und Wettbewerbsverzerrungen zu reduzieren.
Freigrenze soll 2028 komplett fallen
Die neue Regelung ist als Übergang gedacht: Ab 2028 soll die Freigrenze komplett fallen, sodass alle Importe ab dem ersten Euro zollpflichtig werden. Hintergrund sind enorme Paketmengen – laut EU-Kommission erreichten 2024 täglich rund zwölf Millionen Sendungen die Staatengemeinschaft. Zudem wird bei vielen Lieferungen der Warenwert bewusst zu niedrig angegeben, um Zollfreiheit zu erlangen. Das benachteiligt europäische Händler und fördert Betrug.
Verbraucherschützer mahnen mangelnde Produktsicherheit an
Verbraucherschutzorganisationen begrüßen die Schritte, mahnen aber weitere Maßnahmen an. Online-Marktplätze müssten stärker in die Verantwortung genommen werden, da gerade Billigprodukte häufig nicht den EU-Sicherheitsstandards entsprechen. Auch die Praxis, große Bestellungen in viele kleine Pakete aufzuteilen, soll künftig erschwert werden.Für Verbraucher könnte die Abgabe höhere Preise bedeuten – ob Händler die Kosten weitergeben oder selbst tragen, ist offen. Klar ist: Anbieter wie Shein und Temu bleiben trotz Kritik populär. Allein in Deutschland wurden 2024 täglich rund 400.000 Pakete verschickt, Millionen Kunden nutzten die Plattformen.
Billig-Plattformen sind umstritten
Gleichwohl sorgen Shein und Temu mit ihrer Geschäftspolitik immer wieder für Kritik. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie fordern eine strengere Regulierung und besseren Schutz beim Online-Einkauf.
In Frankreich geriet Shein zuletzt vermehrt ins Visier der Öffentlichkeit. Nachdem bekannt geworden war, dass bei dem Online-Händler Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten wurden und Waffen vertrieben werden sollen, leitete die französische Regierung ein Verfahren gegen die Plattform ein. Im Zuge dessen kündigte die Regierung an, am Pariser Flughafen 200.000 Shein-Pakete zu kontrollieren. Shein will mit den Behörden zusammenarbeiten.