Kurz vor Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe 26/2008 erreichte die VerkehrsRundschau noch die Top-Nachricht: Der dänische Speditionskonzern DSV kauft für 750 Millionen Euro ABX Logistics. ABX gehörte seit 2005 dem Finanzinvestor 3i und erwirtschaftete mit 6500 Mitarbeitern zuletzt einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro. Zusammen mit DSV dürfte der Umsatz bei 6,5 Milliarden Euro liegen.
„Das wird spannend“, so der trockene Kommentar eines Branchenkenners, sollen sich doch die beiden Unternehmen dem Vernehmen nach glänzend ergänzen. So kann DSV mit Stärken in den Benelux-Staaten, Großbritannien und in Skandinavien punkten, während ABX in Frankreich, Italien, der Schweiz und in Spanien gut aufgestellt ist.
All das wäre für die mittelständischen Speditionen in Deutschland wenig gefährlich. Wäre da nicht der gewaltige deutsche Stückgutmarkt. Mit viel Geld hat sich DSV hier in den vergangenen Jahren eingekauft: sowohl dank der Übernahme von Franz Maas als auch durch kräftiges Rosinenpicken im Speditionsnetz IDS Logistik. Zählt man zu diesen Standorten die jetzt übernommenen sechs ABX-Standorte in Deutschland hinzu, die als Noch-Franchisenehmer für den Verbund CargoLine tätig sind, zeigt sich die gesamte Tragweite des jüngsten DSV-Deals: Der dänische Speditionskonzern hätte – abgesehen von einigen wenigen weißen Flecken in Ostdeutschland – de facto sein eigenes Stückgutnetz in Deutschland stehen.
Bleibt die entscheidende Frage: Wie viele Speditionsnetze verträgt der deutsche Markt? Denkbar ist es natürlich, dass bestimmte Kooperationen noch enger zusammenrücken und ihre Aktivitäten verzahnen – zumindest standortbezogen. Denkbar ist aber auch folgendes Szenario: Etliche frustrierte Mittelständler brechen aus bestehenden Kooperationen aus und gründen ein eigenes, ihrer Meinung nach erfolgversprechenderes Speditionsnetz. Wie gesagt: Es wird spannend im deutschen Stückgutmarkt.
Eva Hassa, Redakteurin