Das Timing des Ministeriums hätte schlechter nicht sein können: Die Kosten im Straßengüterverkehr steigen völlig entfesselt, Tausende von Unternehmen stehen am Rande des Ruins, Grenzen des Vertretbaren gibt es längst nicht mehr, und dann auch noch die Mauterhöhung – so als würde man einem erschöpften Schwimmer den Kopf unter Wasser drücken. Dabei ist gegen eine höhere Maut gar nichts einzuwenden. Denn Transporte, vor allem Straßentransporte, sind ohnehin zu billig. Doch es lässt sich nicht mehr verleugnen: das System Straße krankt. Der Kessel steht unter Druck wie lange nicht mehr.
Es ist die Ignoranz, mit der dem Logistikgewerbe regelmäßig zugemutet wird, die Kosten für eine zumindest im Güterverkehr verfehlte Umwelt- und Strukturpolitik zu tragen. Allen voran die Klimalüge: Umweltfreundliche LKW will man angeblich bei der nächsten Mauterhöhung belohnen. Tatsächlich werden Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 5 mit 40 Prozent mehr zur Kasse gebeten. Wo ist hier die Belohnung? Zudem hat sich seit Euro 1 die Fahrzeugentwicklung primär auf die Reduzierung der Stickoxide konzentriert. Immerhin: Mit Euro 5 ist die Luft, die der Motor ansaugt, schlechter als die, die er ausstößt. Gute Luft, die teuer erkauft ist, denn weniger Stickoxid bedeutet mehr Dieselverbrauch und damit mehr CO2. Paradox, dass also ausgerechnet die Euro-Schadstoffklassen Merkels Ziel der CO2-Reduzierung konterkarieren.
Ist es der Regierung mit ihrer CO2-Politik wirklich ernst, müssen die Euro-Schadstoffklassen auf den Prüfstand. Das Ziel muss heißen: weniger Spritverbrauch, weniger CO2, niedrigere Kosten. Da wären sich Politik und Transportgewerbe ausnahmsweise einig. Bis dahin hilft nur eins: Mehrkosten konsequent weiterberechnen.
Anita Würmser, Chefredakteurin