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US-Post vor Kahlschlag

28.09.2011 11:45 Uhr
US-Post vor Kahlschlag
220.000 Jobs könnten bei der US-Post wegfallen
© Foto: U.S. Postal Service

Mehr als 250 Sortierzentren könnten dichtmachen, bis zu 3600 Postämter schließen und damit insgesamt 220.000 Jobs wegfallen

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New York. Das Vordringen des Internet gefährdet die US-Post. Seit immer weniger Menschen Briefe schreiben, geht es mit dem Staatsunternehmen steil bergab. Schlimmstenfalls droht sogar der Bankrott.

„Der Postal Service steckt in einer Krise", sagt Patrick Donahoe. Er ist der 73. „Postmaster General", der oberste Postbeamte der Vereinigten Staaten. Der erste war niemand Geringeres als Benjamin Franklin, einer der Gründerväter des Landes. Während Franklin den Postdienst aber einst aufbaute, muss Donahoe ihn abbauen. Die E-Mail verdrängt den handgeschriebenen Brief, das Handyfoto die Postkarte.

„Wir müssen heute einer neuen Realität ins Auge blicken", sagt der Postchef. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Briefaufkommen nach seinen Angaben in etwa halbiert. Mitarbeiter, Postämter und Briefkästen verschwanden aber nicht im gleichen Maße. Deshalb türmen sich die Verluste immer höher auf. In den ersten neun Monaten summiert sich das Minus schon auf 5,7 Milliarden Dollar; und bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. September dürften es rund zehn Milliarden Dollar werden.

Donahoe, der seit einem knappen Jahr im Amt ist, plant nun ein drastisches Sparprogramm: Mehr als 250 Sortierzentren könnten dichtmachen, bis zu 3600 Postämter schließen und damit insgesamt 220.000 Jobs wegfallen. Mit ihren zuletzt noch rund 650.000 Leuten gehört der US Postal Service zu den größten Arbeitgebern der Welt. Vor zehn Jahren arbeiteten aber noch annähernd 900.000 Menschen hier.

„Wir müssen unsere jährlichen Kosten bis 2015 um 20 Milliarden Dollar senken, um profitabel zu sein", sagt der Postchef und legt eine immer längere Streichliste vor: Die Sendungen einen Tag später ausliefern soll 1,5 Milliarden Dollar sparen. Am Samstag gar keine Post austragen soll 3,1 Milliarden Dollar im Jahr sparen.

Doch für derart drastische Einschnitte braucht Donahoe die Zustimmung der Politik. Anders als etwa die Deutsche Post ist der US Postal Service ein rein staatliches Unternehmen. Das stellt sich immer mehr als Belastung heraus. „Wir brauchen die Möglichkeit, mehr wie ein Privatunternehmen zu handeln", forderte Donahoe vor einem Kongressausschuss.

Die Mitarbeiter des US Postal Service bekommen höhere Löhne, Renten und Gesundheitszuschüsse als ihre Kollegen von der privaten Konkurrenz. Beim Postal Service entfallen rund 80 Prozent der gesamten Kosten auf die Mitarbeiter, bei UPS und Fedex sind es maximal gute 50 Prozent. Erst nach und nach setzt der Postal Service nun ebenfalls billigere Hilfskräfte ein und hat die Gehälter von Neueinsteigern gekappt - schlecht für die Mitarbeiter, aber dringend nötig, um die Kasse zu entlasten.

Die US-Post ist gerade erst knapp der Pleite entronnen: Eigentlich wäre an diesem Freitag (30. September) die Zahlung von 5,5 Milliarden Dollar in einen Gesundheitsfonds der Mitarbeiter fällig gewesen - Geld, dass die Post nicht hat. US-Präsident Barack Obama sah sich deshalb gezwungen, ihr Aufschub zu verschaffen. Die Probleme löst das indes nicht. Ein Kahlschlag scheint unausweichlich - oder es droht am Ende wirklich der Bankrott. (dpa/jko) 

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