Transporte sind immer noch zu billig

Klaus-Dieter Ruskeist Partner bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Daneben führt Ruske das PwC Global Transportation & Logistics Team mit mehr als 147 Partnern und 1740 Spezialisten.Nachgefragt beiLogistik 2030: Was Experten glaubenDie Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers hat in der Delphi-Studie „Transportation & Logistics 2030“ weltweit Experten zu den großen Logistiktrends in den nächsten 20 Jahren befragt. Knapp 70 Prozent der Befragten erwarten, dass Emissionen in jedem Glied der Lieferkette gemessen, einem Verursacher zugeordnet und auf den Produktpreis aufgeschlagen werden. diwium was es gehtTransporte sind immer noch zu billigUnterschätzen die Unternehmen die Notwendigkeit für den Wandel hin zu nachhaltigen und klimafreundlichen Transporten?Klaus-Dieter Ruske: Bisher sicherlich. Die Unternehmen unterschätzen die anstehenden Veränderungen, aber vor allem sehen wir eine gewisse Hilflosigkeit im Umgang mit dem Thema. Es gibt beispielsweise noch zu wenig ganzheitliche Modelle für die Berechnung von CO2-Emissionen von Unternehmen, die auch Subunternehmer miteinschließen. Oft hört man die unterschwellige Hoffnung, dass das Thema sich schon von selbst erledigen würde, wenn man nur lange genug stillhält. Das wird aber sicher nicht der Fall sein. Es handelt sich nicht um eine Mode, sondern um eine unumkehrbare Entwicklung, die von allen ein konsequentes Umdenken erfordert. Der Druck der Konsumenten und des Gesetzgebers ist jedoch bisher noch nicht groß genug. Worauf müssen sich die Unternehmen in der Transportbranche einstellen?Handelsunternehmen verlangen von ihren Zulieferern häufig schon jetzt den Nachweis ihrer CO2-Emissionen. Wer das zukünftig nicht liefern kann, begibt sich in die Gefahr, einfach ersetzt zu werden. Die großen Konzernspeditionen sind derzeit dabei, Prozesse zur Messung der eigenen Emissionen und der ihrer Subunternehmer zu implementieren. Auch die kleinen und mittleren Speditionen müssen sich mit dem Thema also ganz konkret befassen. Ich bin überzeugt, dass der lückenlose Nachweis aller CO2-Emissionen über die gesamte Lieferkette hinweg schon innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre Standard sein wird. Ist der Transport derzeit zu billig?Berücksichtigt man Umweltgesichtspunkte, dann auf jeden Fall. Denn die durch eine Kompensation der Umweltbelastung eigentlich entstehenden Kosten werden nicht in die Preise kalkuliert. Transporte quer durch Europa, nur weil bestimmte Arbeiten woanders billiger gemacht werden, kann es nur geben, weil der Transport so billig ist. Würden die Kompensationskosten realistisch berücksichtigt, dann lohnt sich das nicht mehr. Wir sprechen von einem gewaltigen Kostenfaktor. Die Kosten für die Emissionsrechte zum Beispiel der Airlines können unter Umständen den Unternehmenswert übersteigen.Müssen sich auch die Unternehmen im Straßengütertransport auf die Einbeziehung externer Kosten einstellen?Wenn man den Expertenaussagen in unserer Studie glaubt, dann eindeutig ja. Die Mehrheit gibt außerdem an, dass sie das für durchaus wünschenswert hält. Das hat uns auf den ersten Blick erstaunt. Das heißt: Alle finden die Einbeziehung externer Kosten gut, aber keiner will aus Angst vor Wettbewerbsnachteilen der Erste sein, der das wirklich konsequent umsetzt.Wie viel staatliche Intervention ist notwendig, um den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit zu fördern?Grundsätzlich denke ich marktwirtschaftlich. Ich halte es nicht für opportun, wenn der Staat zu viel reguliert. Gerade in Eu-ropa leiden wir unter starker staatlicher Regulierung. Aber es kann sinnvoll sein, dass der Gesetzgeber die richtigen Rahmenbedingungen schafft und damit einen Anschub gibt. Dass der Lufttransport in den Emissionshandel einbezogen wird, ist ein Beispiel dafür. Noch besser wäre es aber, wenn solche Entwicklungen von den Unternehmen selbst ausgingen, die grüne Logistik als Wettbewerbsvorteil in einer sich ändernden Welt verstehen. ❙❚■ Dietmar Winkler

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