Hamburg. Die deutschen Mineralölkonzerne konnten ihre Marge bei Superbenzin in den vergangenen vier Monaten um 41 Prozent erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Hamburger Marktanalysten EnergyComment, der im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen die Preisentwicklungen an deutschen Tankstellen von November 2011 bis Anfang März 2012 beobachtet hat.
Die Tankstellenpreise für Superbenzin sind demnach im Untersuchungszeitraum um 11,3 Eurocent/Liter gestiegen. Nur 6,6 Eurocent/Liter (58 Prozent des Preisanstiegs) ließen aber sich durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Wechselkurs Euro/Dollar erklären. Die restlichen 4,7 Eurocent/Liter (42 Prozent des Preisanstiegs) seien das Ergebnis höherer Bruttomargen in der Mineralölbranche.
Die Bruttomarge für Superbenzin (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) wuchs laut der Untersuchung zu Lasten der Tankstellenkunden kontinuierlich von 11,52 auf 16,25 Eurocent, also um 41 Prozent. Bei einem Absatz von 2,1 Milliarden Liter Superbenzin ergebe sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat.
Die Bruttomarge für Dieselkraftstoff (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) fiel laut Studie zunächst im Dezember von 23,19 auf 18,80 Eurocent/Liter und stieg seit Jahresbeginn unter großen Schwankungen bis Anfang März wieder auf 22,27 Eurocent/Liter. Die Dieselmarge blieb aber im Beobachtungszeitraum auf einem vergleichsweise hohen Niveau, habe sich aber per Saldo kaum verändert.
In einem Markt mit hohem Wettbewerbsdruck wäre zu erwarten, so die Studienautoren, dass steil steigende Einkaufspreise zunächst zu einer Einengung der Margen führen, also nicht problemlos 1:1 auf dem Markt durchgesetzt werden können. Die Auswertung zeige jedoch, dass es der Mineralölbranche nicht nur gelungen ist, die steigenden Rohstoffkosten in vollem Umfang weiterzugeben, sondern auch die Margen auszuweiten, so das Fazit der Studienautoren. Das gelte für Superbenzin sehr deutlich und kontinuierlich, während die Margen für Diesel per Saldo stabil blieben. Da es keine Hinweise auf zusätzliche relevante Kostenveränderungen gebe, führten diese höheren Margen in der Branche zu entsprechend höheren operativen Gewinnen, so das Ergebnis der Studie. (ak)
Karl-Heinz Ripperger