Lübeck. Der Streit um die Privatisierung des Lübecker Hafens spitzt sich zu. Weil die Hafenarbeiter seit fünf Tagen keine Überstunden mehr leisten, staut sich die Ladung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck warnte, Reedereien könnten deshalb Schiffe dauerhaft in andere Häfen verlagern. Die IHK appellierte heute an Beschäftigte und Geschäftsführung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sowie an die Stadt Lübeck und politische Parteien, die am Wochenende gescheiterten Gespräche wieder aufzunehmen. Berichte, wonach bereits Schiffe ausblieben, wurden vom LHG- Betriebsratsvorsitzenden, Klaus-Peter Mialkas, jedoch nicht bestätigt. Vor allem an den Papierterminals stapele sich aber mittlerweile die Ladung, weil die Papierrollen nicht schnell genug gelöscht und zum Weitertransport verladen werden könnten, sagte Mialkas. Der Lübecker Hafen ist der größte Papierumschlaghafen Europas. Die LHG ist über den „Dienst nach Vorschrift“ an ihren Terminals alles andere als glücklich. „Wir waren bislang für Zuverlässigkeit und Kundenorientierung bekannt. Die jetzige Situation schadet dem Hafen und den Kunden“, sagte der Pressesprecher der LHG, Rolf Klein. Am Wochenende war ein Treffen beim Lübecker Bürgermeister ergebnislos abgebrochen worden, in dem ein Kompromiss im Privatisierungsstreit gefunden werden sollte. Die CDU- Mehrheitsfraktion in der Lübecker Bürgerschaft will bis zu 90 Prozent der bislang städtischen LHG verkaufen. Die Belegschaft dagegen fordert eine Beendigung des Verkaufsverfahrens. Im Notfall könnten sich die Beschäftigten auch einen Finanzinvestor wie die Investitionsbank Schleswig-Holstein als Partner vorstellen, sagte Mialkas. Auf diesen Kompromissvorschlag sei die CDU aber nicht eingegangen. Die SPD dagegen sieht den geplanten Verkauf äußerste skeptisch. Die Ausschreibung müsse ausgesetzt werden, bis geklärt sei, wie der Einfluss der Stadt gewahrt bleiben könne und ob Kooperationen auch ohne den Verkauf von Gesellschafteranteilen möglich seien, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Frank-Thomas Gaulin. Zusätzlich zum „Dienst nach Vorschrift“ aus Protest gegen die Privatisierung droht dem Hafen jetzt auch noch Ungemach durch einen Tarifkonflikt. Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Lübecker Hafenbetreibern droht die Gewerkschaft mit Streik. „Die gegenwärtige Verweigerung von Mehrarbeit hat aber mit den Tarifforderungen nichts zu tun“, betonte der Verhandlungsführer von Verdi, Gerhard Mette. (dpa)
Streit um Lübecker Hafen
Proteste gegen Verkauf der Hafengesellschaft: Handelskammer mahnt zur Vernunft, Verdi droht im Tarifkonflikt zusätzlich mit Streik