Paris. Die Streiks in den sieben französischen Seehäfen gehen weiter und damit jetzt in die vierte Woche. Inzwischen wurden Dutzende von Anlauf- und Umschlagterminen annuliert und die betreffenden Frachter auf nördlichere Auslandshäfen umgeleitet. Allein im Januar waren die Häfen an 14 Tagen bestreikt - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die mit den Häfen verbundene Wirtschaft des Landes.
Wie mehrfach gemeldet, geht es bei dem jeweils an den Wochenenden praktizierten Ausstand um ein Sonderstatut für Kranführer, das ihnen wegen der "Penibilität" ihrer Arbeitsbedingungen, so die führende Gewerkschaft CGT, einen um vier Jahre vorgezogenen Ruhestand sichern würde. Arbeitgeber und Gewerkschaften hatten sich darauf schon geeinigt. Die Regierung will die Vereinbarung jedoch nicht anerkennen, weil sie der Ende letzten Jahres vom Parlament verabschiedeten Rentenreform zuwiderlaufe. Ihre Position wird jedoch zunehmend kritisiert. Der stellvertretende Präsident der Region Bretagne bezeichnete sie als "unverantwortlich". Sie setze auf die Dauer den Fortbestand der mit den Häfen verbundenen wirtschaftlichen Aktivitäten aufs Spiel. In der selben Region haben sich die Hersteller von Tierfuttermitteln zur "Verteidigung der bretonischen Häfen" zusammengeschlossen. Sie schlagen dort pro Jahr vier Millionen Tonnen um.
In Marseille forderte der IHK-Vorsitzende ein "Yalta" zur Rettung des Hafens und bedauerte die Haltung der Regierung. Durch den Dockerausstand seien in Frankreichs größtem Hafen direkt und indirekt 41.000 Arbeitsplätze bedroht. Jedes zweite Containerschiff läuft inzwischen Häfen im nördlichen Ausland an. Zusätzlichen Zündstoff erhielt die Situation in Marseille durch einen Bericht des Pariser Rechnungshofs. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die von ihm seit 2006 unterbreiteten Reformvorschläge bislang kaum befolgt wurden und der Rechtsstaat im Hafenbereich inexistent sei.
In Le Havre werden die streikbedingten Verluste inzwischen auf 40 Prozent geschätzt, betroffen davon seien rund 80 Prozent der dortigen 16.000 Arbeitsplätze, hieß es seitens der Maritim- und Hafen-Union. (jb)